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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Worte von den Lippen, der Bug hob und senkte sich herab. Einer Achterbahnfahrt gleich. Das war Leben!  Sie stand da und genoss diesen Augenblick. Unter ihr, neben ihr zischte das Meer, in ihren Ohren der Wind, als sie helle Flecken im Wasser ausmachte und nur einen Herzschlag später ein Delphin neben der Bugwelle aus dem Wasser schoss, in der Luft schwebte und wieder in die Fluten glitt. Jetzt kreischte Nilah vor Glück. Noch einer und noch einer rasten die Tiere knapp unter der Oberfläche neben dem Boot. Man sah wie schnell sie sich bewegten, um sich dann wieder in die Luft zu schrauben. Noch nie hatte sie etwas vergleichbar Schönes erlebt. Sie fühlte sich wie im Himmel, ihr Herz war so leicht wie eine Feder und der Drang ebenfalls ins Meer zu springen war fast unwiderstehlich. Sie hob die Faust in die Höhe und jubelte ihnen zu, feuerte sie an.  »Jeeehaaaaa!«
    Fast eine halbe Stunde folgten diese eleganten Wesen dem Boot, völlig versunken in ihr Spiel, als sie ganz plötzlich nicht mehr auftauchten. Nilah blickte hinunter ins Wasser, aber die hellen Körper zeichneten sich nicht mehr vom Blau des Meeres ab. Sie sah zum Horizont und staunte einem Moment bevor sie begriff. Eine Wolkenbank kam auf sie zu. Als würde sich der ganze Himmel wie ein Löschblatt mit grauschwarzer Farbe voll saugen. Sie machte sich los und wankte zum Ruderhaus. Liran schaute mit einer seltsamen Miene zu den dunklen Wolken und Jean Luc pfiff munter vor sich hin.
     
    Der Sturm kam mit einem plötzlichen Hieb. Als hätte man den Käfig eines wütenden Tieres geöffnet, fauchend und die Wassermuskeln anspannend. Das Segel knatterte laut in seinem kräftigen Pranken.
     Noch immer glitt ihr Segelschiff auf eine Weise durch das Wasser, die man nur mit Anmut vergleichen konnte. Der Kiel hob sich einfach darüber hinweg wie ein flacher, geworfener Stein auf einem glatten See. Der Bretone, dessen Locken unter einer dunklen Mütze wippten, stimmte immer fröhlichere Lieder an. Nur Liran, das konnte Nilah sogar körperlich fühlen, schien von einer Unruhe gepackt, die sie langsam nervös machte.
    Weiter und weiter saugte die Wolkenwand den Mittagshimmel in sich auf und drängte den Tag mehr und mehr in eine abrupte Dämmerung. Allein diese nicht miteinander zu vereinbarenden Lichtverhältnisse nagten an ihr. Oft genug hatte Nilah im Herbst erlebt, dass ein bleierner, schmutziger Himmel einem schon am Morgen das Gefühl gab, es sei längst wieder Abend. Als sei der Nacht ohne Vorwarnung eine weitere gefolgt. Dieser Eindruck konnte eine Art Untergangsstimmung verbreiten, so wie jetzt. Das da war nicht einfach nur schlechtes Wetter. Das da am Horizont war Schicksal.
    Plötzlich schnappte sich Jean Luc ein Fernglas, ging nach draußen, stellte sich breitbeinig ans Heck, um das Schwanken etwas auszugleichen und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf den Horizont, der zwischen Meer und Wolken eingeklemmt war. Nilah folgte ihm, ließ ihm etwas Zeit zu beobachten, bevor sie ihn am Ärmel zupfte und fragend ansah.
    Der Bretone ließ das Glas sinken, strich sich sorgenvoll mit der freien Hand über den Stoppelbart und brummte unverständliches Zeug in seiner eigenen Sprache. Dann gab er ihr wortlos das Fernglas in die Hand und zeigte in die Richtung, in die sie sehen sollte.
    Nilah sah nur dunkles Grau und musste die Schärfe einstellen, dann aber schwankte die Sicht so hüpfend zwischen Himmel und Wasser, dass ihr sofort ein wenig übel wurde. Schließlich fand sie den Dreh und ging mit den Wellenbewegungen mit, wobei sie diese ausglich und so endlich einen Blick auf zwei schwarze Punkte am Horizont heften konnte. Sie kniff unwillkürlich die Augen zusammen, um besser sehen zu können, aber mehr als den Eindruck, dass die schwarzen Punkte größer wurden, glaubte sie nicht erkennen zu können. Waren es Schiffe? Die traf man ja gelegentlich auf dem Meer an. Sie gab das Glas zurück und blickte nun mit ihren eigenen Augen auf jene Stelle. Aber aufgrund der immer schlechteren Sicht erspähte sie gar nichts außer den aufgewühlten Wellen. Sie zuckte mit den Schultern.
    Da Jean Luc anscheinend geglaubt hatte, ihre noch jungen Augen hätten etwas mehr erkennen können als die seinen, ging er wortlos zurück ins Ruderhaus und widmete sich den Instrumenten. Auf dem Sonar, das Nilah kannte, war der Kreis auf dem Bildschirm völlig leer. Es blinkte oder piepte auch nichts und so begann Jean Luc wieder zu pfeifen.
    Dieses Pfeifen erstarb etwa eine

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