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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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gemacht hatte, war ihm dieser Gedanke gekommen. Sunabru schlug wie jemand um sich, der in der Ecke stand, der Angst hatte. Der Hass, den letzten der Fianna endlich zu töten, war so groß geworden, dass unweigerlich der Eindruck entstand, dass die Person, die dieser Krieger schützte, größer war als alle, denen Sunabru bisher begegnet war. Mit einem schmerzhaften Gefühl in den Eingeweiden sah der Navigator, wie die Auserwählten gezwungen worden waren, das Blut ihres Herrschers zu trinken, indem die Schmerzbringer ihre Kehlen zusammen gedrückt hatten, bis sie japsend die Münder geöffnet hatten und sie ihnen aus zwei schmalen Phiolen die schwarzen Tropfen auf die Zungen fallen ließen. Anschließend hatten sie sich wie Geister benommen. Danach hatte Sunabru ihnen die Augen genommen und ebenfalls durch Blut ersetzt. So waren ihre Seelen mit dem des Einzigen verschmolzen, ihr Brüllen zu dunklem Wahn geworden. Ihr Atem wild und feuerrot. Niemand sollte so enden, niemand.
    Cormac wusste, auf welch schmalem Grat er wanderte. Es waren genug Schmerzbringer an Bord, um sie alle zu töten. Aber vielleicht war dieses Mal der Tod eine Erlösung, besser als weiterhin einem Pfad zu folgen, den sie nie hätten betreten sollen. War nicht jetzt die beste Zeit dafür, ihr unsägliches Schicksal zu beenden, weit weg von Sunabrus nebligen Gedanken, der ihre Namen in finstere Höhlen sperren konnte? Zu lange hatten sie auf dieser Insel der Zeit gehockt und ihre Gedanken nochmals und nochmals wiedergekäut, Augen und Ohren verschlossen vor einem ewig gleichen Wind, hatten das ewig gleiche Lied vernommen und unaufhörlich nachgesungen. Zwei Jahrtausende waren darüber vergangen und waren doch wie der Schnee, der nur an einem Tag fiel. Welch schwere Bürde für nur einen Augenblick der bitteren Wankelmütigkeit.
    Cormac erhob sich und blickte im unsteten Licht der Flammen auf seine Hände. Er hatte einmal einen ehrenhaften Namen erhalten und er würde ihn nun zurück fordern und dessen Bedeutung in die Tat umsetzen. Sollte er dabei sterben, so war dies sein geringstes Problem. Nie wieder würde er sein eigenes Land mit Blut besudeln und nie wieder würde sein Blut einem Traum folgen, der nicht einmal existierte.
     
    Der Wind frischte auf, die Wellen wurden größer und wilder, bekamen weiße Gischtstreifen auf ihren Kämmen.
    Liran kannte dieses Gefühl, wenn einem der Boden kurz unter den Füßen wegsackte, einfach so, von einer Sekunde zur anderen. Er hasste Schiffe! Er drehte sich, damit niemand sah, dass er mühsam Luft holen musste. Erneut war nur schnelles Atmen das einzig wirksame Rezept. Er spürte, wie ihm der Magen bis zum Hals schwappte, schluckte wild und hielt sich fest.
    Die See rief nach ihm.
    Liran spürte, wie sich das Meer unter seinen Füßen erhob. Jean Luc grinste gerade, als er auf etwas tippte, das er GPS nannte. Niemand würde sich mehr auf dem Meer verfahren können, jeder Idiot sei in der Lage dieses Schiff genau dorthin zu bringen, wo es hingehörte. Dann lachte der Bretone und bedauerte alle Männer, die jemals nach den Sternen hatten segeln müssen.
    Liran aber wusste es besser. Immerhin hatte er einen tiefen Schluck davon in seinen Adern. Jede seiner Poren war von dem wilden Wesen berührt worden, bevor es sich entschlossen hatte, ihn in die Arme seiner Mutter zurück zu geben. Ihm wurde schlecht. Er fühlte das Salz in seinen Venen und die Worte, die dahinter schlummerten.
    Er wusste, sie fuhren in einen Sturm.
    Warum das so war, das war ihm stets schleierhaft geblieben.
    Sein Vater hatte ihm erzählt, dass das Meer ein verborgenes Antlitz und ein uraltes Herz habe. Er hatte es nie wirklich und vollends anblicken können. Liran hatte immer die Angst vor einer mächtigen tiefen Stimme gehabt, die sein Leben zurückfordern könnte. Und nun segelte er schon wieder auf einem noch kleineren Schiff über dieses Antlitz.
    »Ich glaube, wir werden in einen Sturm segeln«, erklärte er  vielleicht ein wenig zu zittrig. Der bärtige Bretone lachte lauthals.
    »Ich habe gerade den neuesten Wetterbericht herein bekommen«, sagte er beschwichtigend und deutete auf eine leuchtende, kunstvoll in das Holz eingearbeitete Fläche, auf der viele Buchstaben wie aus dem Nichts erschienen waren.
    »Über Island huscht ein kleines Tiefdruckgebiet nach Südosten. Der Norden und Westen Irlands wird etwas stürmischen Wind abbekommen, die Temperatur wird etwas fallen, aber das war´s dann auch schon. Mach dir keine Sorgen.

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