Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
müssen. Ich war ja so arrogant. So verflucht sicher, dass meine Macht ausreichen würde, um mich zu schützen, um uns alle zu schützen.«
    Flüchtig kam ihr ein Gedanke in den Sinn, aber sie ignorierte ihn für den Augenblick. Erst mal sehen, wie sich die Dinge entwickelten.
    »Was ist dann eigentlich mit Kemp passiert? Er wurde geschnappt und eingesperrt?«
    Fletcher nickte. »Landrum und ich haben gemeinsam eine Firma gegründet, um die Kosten zu tragen. Na ja, die Zusatzkosten - die Kirche ist für die Unterbringung aufgekommen. Ich sehe, das ist Ihnen neu.«
    Sie sah ihn groß an. Es hatte keinen Sinn, ihre Überraschung verbergen zu wollen, wenn er sie längst bemerkt hatte. »Ja, in der Tat.«
    »Tja, so war das. Die Todesfälle wurden unter den Teppich gekehrt - sie hatten es ohnehin nicht so richtig in die Nachrichten geschafft -, und die Kirche hat ihn dann einweisen lassen. Landrum und ich haben seine Familie mit etwas Geld unterstützt und sind für Kleidung und seine sonstigen Bedürfnisse aufgekommen. Von Zeit zu Zeit sah es fast so aus, als könnte er entlassen werden, als hätten sie ihn wieder hingekriegt. Sein Körper - als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er unter all den Schutzzeichen kaum noch wiederzuerkennen.«
    Schutzzeichen ... Das Gesicht des Mannes tauchte wieder vor ihrem inneren Auge auf, als stünde er direkt vor ihr. Das also war es gewesen, was seine Haut bedeckt hatte. Sie hatte es nicht deutlich genug erkennen können. »Warum haben die Zeichen nicht funktioniert?«
    »Weil«, sagte er mit einem tiefen Seufzer, »weil er sich dagegen gewehrt hat. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits einen Bund mit einem Geist eingegangen. Wahrscheinlich wirkt er immer noch mit ihr zusammen - das nehme ich jedenfalls an.«
    »Mit ihr?« Sie wusste es ja längst. Aber sie wollte es von ihm hören, nur um ganz sicherzugehen.
    »Ja. Er hat sich mit einer Geisterfrau eingelassen. Einmal hat er mir bei einem Besuch von ihr erzählt. Ich hätte das melden sollen, ja, aber wir haben sowieso nicht damit gerechnet, dass er jemals wieder freikommt.«
    Chess griff nach seinem halb leeren Glas, schüttete sich den Inhalt in den Rachen und verzog bei dem bitteren Brennen das Gesicht. Wahrscheinlich nicht die schlauste Idee, wenn ohnehin bloß Speed und Cepts zwischen ihr und einem gewaltigen Kater standen, aber sie hatte so das Gefühl, dass sie einen Drink bitter nötig haben würde. Am besten gleich die ganze verfluchte Flasche.
    »Wie war ihr Name?«
    »Von der Geisterfrau? Ich weiß es nicht mehr genau. Virginia? Irgendwas mit V und A jedenfalls, er ...«
    »Vanita.«
    Er nickte. »Ja, genau. Woher wissen Sie das?«
    »Sie war ein Straßenmädchen.«
    »Ach, kommen Sie, das soll doch wohl... Wirklich? Und jetzt töten die beiden ... Ach du Scheiße. Aber das ist irgendwie folgerichtig, nicht?«
    »Jep. Das ist es. Und wissen Sie, was auch folgerichtig ist? Dass Sie mir helfen, die beiden aufzuspüren.«
    »Ich? Warum in aller Welt sollte ich das tun?«
    »Weil Sie an allem schuld sind, deshalb. Ich verstehe ja wirklich, dass Sie mies drauf sind wegen dem, was Ihrem Freund passiert ist. Ehrlich. Und ich verstehe auch, dass es ein Unfall war. Aber trotzdem ist es Ihre Schuld. Sie hätten das nicht tun dürfen. Sie hätten ihm nicht das Symbol einritz- «
    »Hätte ich ihn denn lieber verrecken lassen sollen?« Er stand auf und lehnte sich mit funkelnden Augen über den Schreibtisch. »Ich hätte meinen Freund einfach sterben lassen sollen, ja? Statt alles zu tun, was in meiner Macht stand, um ihn zu retten? Was sind Sie bloß für ein Mensch, dass Sie so etwas auch nur andeuten können?«
    »Glauben Sie etwa, dass er jetzt besser dran ist?«
    »Vor allem glaube ich, dass er jetzt am Leben ist!«
    »Ja, am Leben und besessen. Am Leben, während seine Seele von Minute zu Minute schwärzer wird. Das ist doch kein Leben, Fletcher, das ist... ein endloses Puppenspiel. Sklaverei. Und Sie sind daran schuld.«
    Er umrundete den Schreibtisch und wirkte trotz des lässigen Freizeithemds und des weichen Jacketts irgendwie größer. Seinem Blick nach zu urteilen war die kalifornische Coolness im Begriff, in mörderische Wut umzuschlagen. Sie wich einen Schritt zurück und tastete nach dem Messer, das Merritts Aufmerksamkeit entgangen war, als er sie im Sicherheitszentrum begrabbelt hatte. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte, würde sie ...
    Er berührte sie in der Tat, aber dennoch zog sie die Waffe nicht, denn er

Weitere Kostenlose Bücher