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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Zimmer aber auch nie ein Geist gezeigt, oder? Das war also ein Punkt für Chess.
    Sie hängte die Klamotten zurück und legte dann die Taschenlampe auf den Teppich neben dem Bett, um Fotoalben, Bücher und Papier darunter hervorzuziehen, aber auch die verrieten ihr nichts. Keine Aufzeichnungen über Geister, keine Bücher über Elektronik, nirgends Kabel oder Geräte. Sie schob alles zurück und öffnete die Tür.
    Der Geräuschpegel im Erdgeschoss war etwas gesunken. Ging die Party schon dem Ende zu?
    Obwohl sie wusste, dass es unklug war, konnte Chess nicht widerstehen und schlich den Flur entlang zur Treppe. Der Empfänger brummte, als sie die Alarmlinie überquerte — ein hübscher kleiner Einsatztest für das Gerät.
    Sie legte sich bäuchlings auf den Teppich und spähte um die Ecke.
    Von hier aus konnte sie ein Ende der Couch sehen. Männer standen dahinter Schlange, die Augen geradeaus, die Hände an den ...
    Sie waren nackt. Und sie beobachteten ein Pärchen, das auf der Couch zugange war. Kym Pyle saß mit schweißglänzender Haut halb aufrecht da und küsste einen dunkelhaarigen Mann, während der ihre Brüste knetete wie Brotteig. Kyms Hände wanderten an ihrem flachen Bauch hinab und vergruben sich im zurückgegelten Haar eines weiteren Mannes.
    An der Wand hinter den Zuschauern stand Roger Pyle, der mit den Hüften fieberhaft gegen eine Frau klatschte. Ihr Gesicht konnte Chess nicht sehen.
    Eine Swingerparty.
    Kein Wunder, dass sie Arden fortgeschickt hatten. Obwohl das Mädchen vermutlich Bescheid wusste. Ihr Kommentar über den Exhibitionismus ihrer Mutter bekam mit einem Mal eine ganz neue Bedeutung.
    Chess zuckte innerlich die Schultern. Der ritualisierte Sex dort unten mit der verklemmten Scheinspontanität schockierte sie nicht im Geringsten. Sie stellte erleichtert fest, dass er nicht einmal böse Erinnerungen heraufbeschwor, obwohl ihr ein solches Schauspiel nicht neu war. Doch diese Ecke ihres Verstandes blieb wohltuend still, und dafür war sie dankbar.
    Nach einem letzten Blick - ein zweiter Mann hatte sich zu Roger und seiner Partnerin gesellt - zog sie sich zurück und hastete zum Schlafzimmer der Pyles.
    Sie hätte im Badezimmer anfangen sollen. Hätte sie, wollte sie aber nicht. Stattdessen suchte sie die Decke ab und hielt nach Rissen im Putz oder einer aufblitzenden Projektorlinse Ausschau. Die Pyles hatten in diesem Zimmer eigentlich nichts gesehen, aber hier hatte der Angriff - der einzige gewalttätige Angriff - stattgefunden.
    Dann überprüfte sie das Bett, indem sie die dicke Tagesdecke und die weichen Seidenlaken zurückschlug. Sie wuchtete die schwere Matratze hoch und spähte darunter, fand aber nur den Lattenrost.
    Das Kopfende war mit dickem grauem Wildleder überzogen. Chess tastete es sorgfältig zentimeterweise ab, aber nicht eine auffällige Verdickung verunzierte die glatte Fläche.
    Das Gemälde von Kym Pyle war schwer und umständlich abzuhängen, aber Chess schaffte es. Bingo. Ein winziges Loch, etwa stecknadelkopfgroß. Es befand sich dicht neben dem Rahmen; es verschwand in dessen Schatten, wenn man nicht sehr genau hinsah. Eine winzige Kamera war dort eingelassen. Eine Kamera ... oder ein Projektor.
    Der Aufbau hätte beinahe von der Kirche sein können, so klein und raffiniert war alles gemacht. Sie konnte das Gerät nicht entfernen, um genau zu bestimmen, worum es sich handelte, und sie verstand auch nicht ganz, wie man es überhaupt benutzte.
    Ihr Strommessgerät lieferte die Antwort. Schwache Ausschläge führten sie zu einer Stelle am Boden, wo sich ein Eckchen der Fußleiste entfernen ließ. Die Linse in der Wand war einfach nur ein kabelloser Sender oder Empfänger; die dazugehörige Einheit befand sich auf Bodenhöhe in der Wand, und von dort führten AV-Kabel nach rechts ...
    Ins Nachtschränkchen. Chess öffnete es und fand das eigentliche Gerät. Ein wirklich ausgeklügelter Aufbau. Aber wozu benutzten sie es? Um etwas aufzunehmen oder um etwas zu projizieren?
    Sie zog das Gerät hervor, und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es ausgeschaltet war, stellte sie fest, dass es auf »Empfang« stand. Natürlich brauchte das nicht immer so zu sein. Vielleicht hatten sie schon etwas für sie vorbereitet, ein kleines Schauspiel für ihren nächsten Besuch am frühen Abend. Bei Dunkelheit würde der Trick nicht funktionieren. Der Lichtstrahl des Projektors wäre zu leicht zu erkennen, selbst wenn es ein holografischer war. Aber in der Dämmerung, wenn

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