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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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es klappen, vielleicht auch nicht, jedenfalls war sie ihm für den Versuch dankbar. Hätte er sie darauf angesprochen, hätte sie womöglich etwas Blödes getan, wie zum Beispiel in Tränen ausbrechen. Indem er kein großes Ding daraus machte, ließ er ihr das letzte bisschen Stolz, das sie noch hatte.
    Zum Glück gewann sie auf diese Weise auch einen Moment Zeit zum Nachdenken. Sie konnte ihm nicht von Vanita erzählen, nicht, ohne sich einen wirklich guten Grund auszudenken, wie sie davon erfahren hatte. Aber sie wusste, dass Remington nicht der Mörder war, und konnte auch sagen, warum. »Ich war heute im Geistergefängnis. Remington ist da. Ich habe ihn gesehen. Er war es also nicht.«
    »Fuck.« Einen Moment lang stand er einfach da und starrte auf einen Punkt dicht über ihrem Kopf. Sie konnte förmlich sehen, wie er seine Gedanken im Licht dieser Information neu ordnete. »Bump hat gemeint, ich soll dich bei ihm vorbeibringen. Einverstanden?«
    »Was, jetzt?«
    »Jep, wenn du Zeit hast.«
    Sie überlegte einen Moment. Sie war so müde ... Vielleicht würde Bump ihr ein bisschen Speed geben, wenn sie bei ihm aufkreuzte. Die Pyles erwarteten sie zwar morgen, aber sie hatten keine feste Zeit ausgemacht, und obwohl es ihr unglaublich vorkam, war es erst halb zwei. Und vielleicht wurde ihr beim Reden irgendein Grund einfallen, irgendeine Erklärung ... »Ja, okay. Lass mich nur schnell was aus meiner Wohnung holen.«
    Die Menge der Schaulustigen hatte sich größtenteils zerstreut. Ein paar Nachzügler standen noch herum, als warteten sie darauf, dass die Tote plötzlich wieder aufstand. Oder vielleicht wollten sie auch noch abwarten, bis die Leiche weggeschafft wurde - wer immer dafür zuständig war. Vielleicht waren sie scharf drauf zuzusehen, wie man ihr das letzte bisschen Würde nahm, indem man sie auf die Ladefläche irgendeines Transporters hievte, wie ein Möbelstück, das am Straßenrand vergessen worden war.
    Wie aufs Stichwort kam ein Lieferwagen heran. Die Scheinwerfer tauchten die Tote in bleiches Licht und ließen das Haar in der unbarmherzigen Helligkeit silbern leuchten. Chess sah gemeinsam mit den anderen zu, wie der kleine schmale Körper des Mädchens seine letzte Reise antrat.
    Die Fahrt zu Bumps Wohnung dauerte nicht lange - gerade lange genug, um »Ace of Spades« einmal ganz durchzuhören —, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Egal, was Bump mit ihr zu besprechen hatte, die Sache verhieß nichts Gutes. Seit ihrer kleinen Abmachung wegen der Chester-Airport-Angelegenheit vor ein paar Monaten hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt, und selbst wenn ... die Einladung eines Drogendealers war selten ein Anlass zur Freude.
    »Alles okay bei dir? Muss dich echt mitgenommen haben, die toten Mädels da zu sehen.«
    Die Cepts zergingen zwischen ihren Zähnen zu einer bitteren Masse, die ihr die Tränen in die Augen trieb, als sie darauf herumkaute. Noch lange, nachdem sie sie runtergespült hatte, fühlte sich ihre Zunge pelzig und rau an.
    Zusammen mit den drei anderen, die sie vor anderthalb Stunden eingeworfen hatte, und dazu noch den Nips, wurde die Dosis langsam kritisch, aber in diesem Moment war ihr das so scheißegal wie nur was.
    »Wie geht’s dir denn damit? Du hast sie doch gekannt, nicht ich.«
    Er zögerte, während er über die passende Antwort nachdachte. »Klar. Fänd’s gut, der Sache ein Ende zu machen.«
    Als er seinen Wagen in der Nähe des Marktes langsam anhielt, warf er ihr einen prüfenden Seitenblick zu. Um zu Bumps Wohnung zu gelangen, mussten sie den Markt überqueren. »Denk mal Folgendes: Was würdste sagen, wenn ich gehört hätte, dass Slobag gerade ’n ganz ähnliches Problem am Hacken hat?«
    Oh Scheiße. Jetzt war es soweit, er wusste Bescheid, er hatte es irgendwie mitgekriegt... Deshalb brachte er sie zu Bump. Sie hatten sie im Verdacht.
    Und das zu Recht. Sie hatte sie ja wirklich belogen und sie tatsächlich hintergangen. Sie wussten nicht, dass sie Lex zugesagt hatte, Chester Airport zu sabotieren, oder dass sie mit ihm über ihre toten Nutten gesprochen hatte. Auch nicht, dass sie heute schon mit ihm durch sein Revier gestreift war und die meisten Drogen von ihm umsonst bekam, dass sie buchstäblich mit dem Feind im Bett lag. Aber warum hatte sie Bauchschmerzen, statt vor Angst zu zittern?
    »Chess?«
    »Ich hab nicht... hm, Slobag hat Nutten verloren?«
    »Ja, so hab ich gehört. Hat mir einer von den Jungs vorhin gesteckt. Wollt’s da vor

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