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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Oberschenkel und erinnerte sie daran, dass sie vergessen hatte, Terrible die Augäpfel zu zeigen. Verdammter Mist. Okay, bevor sie zu Bump gingen, würde sie das nachholen.
    Es war nicht schwer, Terrible aufzuspüren. Sobald sie den Markt überquert hatte, folgte sie einfach den flehenden Schreien bis in die nächste Straße.
    Sein Opfer lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bürgersteig, und Terrible drückte ihm sein schweres Knie ins Kreuz. Chess schlüpfte in den Schatten des Eckgebäudes. Überall auf der Straße folgten andere ihrem Beispiel, irgendwelche Passanten, die begriffen, was hier los war, und nicht hineingezogen werden wollten, weil man die zufälligen Zeugen am Ende für Beteiligte hielt. Terrible hatte seine Beute gestellt, und niemand wollte der Nächste sein.
    »Das ist nicht genug Kohle, Nestor«, sagte er, als er die schäbige Brieftasche des Mannes durchwühlte. Er zog ein paar zusammengeknüllte Scheine heraus und schob sie sich in die Tasche. »Das ist gar nicht gut, Mann. Bump will sein Geld. Ist jetzt schon fast drei Monate her, dass du ihm was schuldest.«
    Nestor zappelte wie ein Käfer auf dem Rücken und versuchte, nach hinten auszutreten, schaffte es aber nicht. »Ich brauch nur ’n bisschen mehr Zeit, gib mir nur ’n bisschen mehr ...«
    »Was für ’ne Arbeit machste?«
    »Hä?«
    Terrible stand auf, schleuderte Nestor auf den Rücken und setzte ihm den Stiefel auf die Brust. »Was für ’ne Arbeit du machst, Nestor? Brauchste deine Hände zum Arbeiten?«
    »N... ja! Ja! In der Fabrik. Ich mach diese Uhren, die mit den ...«
    Terrible brach Nestor mit einem heftigen Tritt das Bein. Nestors Schrei hallte von den Wänden wider und gellte Chess in den Ohren.
    Ihr Herz klopfte. Sie sollte gehen. Es würde ihm nicht gefallen, dass sie ihn so gesehen hatte, das wusste sie. Aber irgendetwas hielt sie dort fest. Sie drückte sich an die kalte Ziegelmauer und betrachtete ihn im Gegenlicht der einsamen Straßenlaterne.
    Terrible kniete sich hin, klappte das Messer auf und hielt es so, dass Nestor es mit seinen ängstlich aufgerissenen Augen gut sehen konnte.
    »Nächstes Mal haste nicht mehr so viel Glück, verstehste? Zwei Wochen, dann will Bump alles. Oder es kostet dich mehr als Kohle, klar?«
    Nestor nickte - Nestors ganzer Körper schien zu nicken, aber das konnten auch krampfhafte Zuckungen sein. »Bitte ...«
    Er fuhr zusammen, als Terrible ihm mit der kräftigen Hand die Wange tätschelte. »Schon gut, wir sind erst mal fertig. Gib Bump sein Geld, dann passiert das nich noch mal. Ganz einfach. Ist nichts Persönliches.«
    »Was, wenn ... ich Infos für ihn hätte? Welche, die Bump ... vielleicht nützlich sind?«
    »Wie zum Beispiel?«
    Nestor schüttelte den Kopf.
    »Ach, Scheiße. Mach mich nich wütend, Nestor, okay? Sag mir, was du weißt, dann gibt dir Bump vielleicht noch ’ne Woche mehr. Sag’s mir nicht, und du verlierst ’ne Woche. Das hier ist kein Spiel.«
    Nestor flüsterte etwas mit heiserer, keuchender Stimme. Terrible nickte und stand auf.
    »Hol’s, und wir reden weiter. Aber ich kann nichts versprechen, klar? Erst mal hast du noch zwei Wochen. Ich komm dann zu dir.«
    Er drehte sich um. Ihre Blicke trafen sich.
    Zuerst wollte sie einen Schritt zurückweichen und sich um die Ecke verdrücken. Aber dafür war es jetzt zu spät, und mal ehrlich, was hätte es auch genützt? Es war ja nicht so, als wüsste sie nicht, womit er sein Geld verdiente, und als hätte sie nicht schon früher gesehen, was damit verbunden war.
    Also wartete sie nur ab, bis er bei ihr war, und ohne sich noch mal nach dem heulenden Nestor umzudrehen, kehrten sie zum Markt zurück.
    »Habs ganz vergessen«, sagte sie, und ihre nervöse Stimme unterbrach das beiderseitige Schweigen übermäßig laut. »Jemand hat mir heute ein kleines Geschenk hinterlassen.«
    »Echt? Was ... oh Scheiße. Das soll wohl ’n Witz sein.
    »Nee.« Sie reichte ihm den Beutel. Der fühlte sich von außen klebrig an, obwohl sie wusste, dass das nicht der Fall war. Als ob die Augäpfel versuchten, sich durch das Plastik zu bohren und ihre Finger in die blinden Abgründe zu saugen. »Das lag in meinem Auto auf dem Fahrersitz. Draußen vor der Kirche.«
    »Und jetzt haben wir eine zweite Leiche genau vor deiner Wohnung. Verdammt, Chess, warum hast du mich nich angerufen?«
    Sie zuckte die Achseln und hoffte, dass es cool aussah. »Hab gedacht, ich seh dich später sowieso noch. Ich musste heute Nacht arbeiten, da

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