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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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allen Leuten bloß nich so laut sagen.«
    »Ich ... nein, versteh ich ehrlich gesagt nicht. Warum sollen die Leute denn nicht mitkriegen, dass es in Slobags Revier auch passiert?«
    Er holte seine Zigaretten hervor und sah sie fragend an. Chess nickte, er zündete zwei an und reichte ihr die eine. »Weil 'n paar immer noch denken, dass Slobag dahinter steckt, und wir wollen das nich richtigstellen. So machen sie sich weniger Sorgen, weißte? Wenn sie glauben, es sind die üblichen Kämpfe und nicht Geister.«
    »Mensch, Terrible. Das ist echt schlau.«
    Leichte Röte breitete sich auf seinen Wangen aus, die sogar in dem schwachen Licht im Wagen zu erkennen war. »Hm, na ja«, sagte er. »Wie auch immer. Jedenfalls, wir sind nicht die Einzigen, die was abkriegen.«
    »Und deshalb will Bump mich sehen? Warum will er sich denn mit mir darüber unterhalten?«
    »Kann schon sein. Er hat nur gesagt, ich soll dich herbringen.«
    »Und was glaubst du, was er will?«
    »Bin mir nicht sicher.« Er stieß eine dicke Wolke weißlichen Rauch aus, der von der Windschutzscheibe fortwirbelte wie der Schaum am Fuß eines Wasserfalls. »Du kennst ja Bump. Der will Neuigkeiten immer aus erster Hand hören, und das heißt in diesem Fall von dir. Vielleicht hat er da schon irgendeinen Plan und will, dass du ihm hilfst.«
    Er betätigte den Türgriff. Kalte Luft strömte ins Auto. »Los. Gucken wir lieber mal, was er will.«
    Auf dem Markt war zwar noch was los, aber es kamen keine neuen Kunden mehr, sodass es bald ruhig werden würde. Die einzige größere Menge, die noch zu sehen war, bestand aus den wartenden Kunden des Pfeifenraums, die sich in lockerer Reihe aufgestellt hatten und es vermieden, sich anzusehen. Chess konnte den Rauch beinahe schmecken. Vielleicht könnte sie nach dem Gespräch mit Bump ... Sie hatte ungefähr dreißig Dollar dabei. Mehr als genug für einen festen kleinen Klumpen Dream und zwanzig Minuten Vergessen auf den geschwungenen Sofas. Nur mal kurz diese Augen aus der Erinnerung verscheuchen und das an einem sicheren Platz, wo sie zur Ruhe kommen konnte.
    »Wie steht’s denn eigentlich mit deinem Kirchenfall, mit dieser Fernsehtype da? Glaubst du, da ist was dran?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Sie riss sich vom Anblick der glücklichen Warteschlange los. »Kann sein, kann auch nicht sein. Muss einfach abwarten und sehen, was sich ergibt.«
    »Und diese Geister, also, wenn das Geister sind. Die sind ermordet worden, ja? Macht die das fieser? Noch fieser als die anderen, mein ich?«
    »Schon. Der Geist eines Mordopfers ... also, die bleiben für immer so, verstehst du? Sie bleiben genau im Moment ihres Todes stecken.« Hatte sie diese Unterhaltung nicht gerade schon mal geführt?
    »Hm, ja, so’n paar Sachen lässt man nicht so leicht hinter sich. Ganz egal, wie fest man zuhaut, es geht nie ganz weg. Ist das so ungefähr? Und die wollen dann quitt sein und kommen deswegen immer zurück?«
    Sie blinzelte und versuchte, die brennenden Tränen zurückzudrängen. »Nur, dass es so nicht funktioniert.«
    »Nee. Lässt sich eben nich ändern, was passiert ist. Kannst höchstens die Erinnerung loswerden, aber auch nich wirklich. Die denken also ständig daran. Stecken fest wie aufgebockte Autos, die nirgendwo mehr hinfahren.«
    Er wandte den Blick von ihr ab und starrte auf seine Füße. Chess sah zu, wie er sich den Nacken rieb und dann eine neue Zigarette aus der Tasche fischte.
    »Genau«, sagte sie. »Ich glaube, genau so ist das für sie. Eigentlich für jeden.«
    Er stieß Rauch aus, während sein Gesichtsausdruck sich änderte. »Ja, stimmt. Warten wir’s ab. Nur, du weißt ja, wie Bump ist, wenn er warten soll. Macht ihn nicht gerade glücklich.«
    »Hm-hm, hab ich auch schon gehört.«
    Er brummte zustimmend, und sie machten sich auf den Weg zu Bumps Wohnung. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und kräuselte die vernarbte Oberlippe.
    »Was ist?«
    »Scheiße. Bleib mal kurz hier, ja?«
    »Aber ...«, sagte sie noch, doch da rannte er bereits. Am anderen Ende des Marktes setzte sich eine Gestalt in Bewegung und flüchtete aus einer Gruppe von Menschen, die sich um eine Feuertonne scharten. Aha. Da hatte jemand Schulden bei Bump.
    Er hatte sie gebeten zu warten, und sie wusste, dass sie sich besser daran halten sollte. Aber das tat sie nicht. Stattdessen ging sie ihm nach, nickte Edsel zu, als sie an seinem Stand vorbeikam, und lief so schnell sie konnte. Die Handtasche schlug ihr gegen den

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