Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
offensichtlich hatte er sich schon entschieden, worauf es ihm in dieser Situation ankam. Dass sie in Nuttenstiefeln an einer Ecke rumstehen sollte, passte ihm nicht, aber einen Todesfluch auslegen, das war okay. Hatte er überhaupt eine Ahnung, wer sie war?
    Kurz sah sie ihr Spiegelbild auf dem Boden der Dose; die verbliebene Line teilte ihr Gesicht wie eine schneeweiße Narbe. Scheiß drauf. Sie lehnte sich zurück und fand sich mit der Sache ab. Es fühlte sich an, als schlössen sich unsichtbare Handschellen um sie. »Ja, okay.«
    Bump grinste, und als er ihr sein Raubtiergebiss zeigte, begriff sie, dass er mit nichts anderem gerechnet hatte. Er hatte sie in der Hand.
    »Es gibt eine Menge Zaubersprüche, bei denen man mit dem Haar oder den Nägeln oder was auch immer arbeitet«, sagte sie in der wahrscheinlich vergeblichen Hoffnung, den Schaden so gering wie möglich zu halten. »Die sind nicht sehr mächtig. Wenn sie überhaupt funktionieren, heißt das. Manche Leute prägen von sich nur wenig aus, wenn du weißt, was ich meine, und dann klappt das mit dem Haar nicht so richtig. Ich kann also nichts garantieren.«
    »Aber das ist doch schon was, wirklich, das ist verdammt noch mal was. Ich glaub an dich, Süße, weiß doch, dass du versuchst, deinem alten Freund Bump zu helfen. Werd dich auch anständig bezahlen. Warum nimmste nicht gleich erst mal den Rest von dem Beutel da mit. Und dann guckt Bump, was er Schönes für dich tun kann. Wenn du morgen noch mal reinschaust, dann hat Bump vielleicht schon was für dich. Bis dahin machste dir ’n paar Gedanken, was du für mich tun kannst, hm? Wir kümmern uns drum, dass wir von allen beiden was kriegen, und du denkst dir mal schön was aus.«
    »Von allen beiden?«
    »Haste richtig gehört. Von Slobag und seinem Sohn, diesem Fotzenjäger, wie heißt der gleich noch mal?«
    »Lex«, sagt Terrible.

14
    Der wilde Psychopomp ist gefährlich und unberechenbar.
    Seine Kräfte erwachsen ihm aus Instinkt, Energie
    und der Magie selbst; seine Weisheit übertrifft die unsere.
    Grausam und mitleidlos setzt er sie ein, wenn man
    mit ihm spielt.
    Psychopomps: Der Schlüssel zu Ritualen und Mysterien der Kirche, vom Ältesten Brisson
    Terrible fuhr sie an, sowie er die Autotür hinter sich zugeworfen hatte. Die buschigen Brauen zogen sich über den tiefliegenden Augen zusammen. »Du wirst doch nicht - «
    »Hast du gewusst, was er wollte?« Die Fenster der Chevelle waren völlig mit Raureif überzogen. Es war, als säßen sie in einem Raumschiff, das durch endlose Leere schwebte. Sie wich seinem Blick aus und wühlte in ihrer Handtasche herum, bis sie sich endlich mit peinlicher Gründlichkeit daran machte, den Verschluss ihrer Wasserflasche abzuschrauben.
    Er hätte sie warnen müssen. Wie hatte er ihr das nur antun können? Wie hatte er sie bloß in diese Lage bringen können?
    Er antwortete nicht. Scheiß auf ihn. »Terrible, hast du gewusst, was er wollte?«
    »Nee, das war nicht... Scheiße, ich hab nicht gewusst, dass er das vorhatte. Er hat's irgendwann mal angesprochen, okay, aber ich dachte, das wär abgehakt. Er hat mich gefragt, ob das nicht funktionieren könnte, also, die Sache mit dem Köder, und ich hab ihm gesagt, vergiss es.«
    »Und das andere? Dass ich Leute mit Magie umbringen soll? Hast du davon gewusst? Hast du? Ohne mir was davon zu sagen?«
    »Von so was hat er noch nie geredet. Noch nie. Chess ...«
    »Na, dann hat er sich das wohl mal eben so ausgedacht, ja? Wusste gar nicht, dass er so ein Schlaukopf ist.«
    »Aber du machst das doch nicht wirklich, oder?«
    »Warum?«
    Er blinzelte. Eisige Luft wehte aus dem Armaturenbrett. Chess zog den Mantel am Hals enger zusammen.
    »Ich ... ich hab einfach nicht geglaubt, dass du das machen würdest. Hier geht’s ums Killen, Chess. Bump meint’s verdammt ernst, klar? Jetzt sagt er zwar, er nimmt auch irgend ’nen anderen Zauber, aber dann ... danach fragt er dich nicht, wenn’s erst mal so weit ist. Dann will er Tote sehen. Das ist dir schon klar, oder?«
    »Ja, na und?« Seine Besorgnis war wie Schleifpapier, es rieb ihr glatt die Seele wund. Aber sie konnte einfach nicht fassen, dass er sie nicht gewarnt hatte, dass er sie da ahnungslos hatte reinstolpern lassen. Er konnte noch so oft beteuern, dass er von nichts gewusst hatte, er kannte Bump. Ihm musste klar sein, dass genau solcher Mist in Bumps verdrehtem Kopf herumspukte. Und trotzdem hatte er die Hände in den Schoß gelegt und nicht ein einziges

Weitere Kostenlose Bücher