Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Jahreswechsel?«
»In fünfeinhalb Stunden.«
»Na, dann hast du ja noch eine lange Nacht vor dir.«
»Ja, und ich muss jetzt auch wieder runter zum Barbecue. Sonst bekomme ich nichts mehr zu essen. Es sind übrigens gerade 25 Grad da draußen. Wie ist das Wetter eigentlich bei euch so?«
»Tsss. Du Angeber. Das sage ich dir nicht. Aber feiert noch schön!«
»Ihr auch. Grüße bitte Meike und Laurent ganz lieb von mir. Und auch die anderen Gäste.«
»Du fehlst mir!«
»Du fehlst mir auch!«
»Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich!«
»Ach komm schon. Nur weil diese Silvia im August heiratet, heißt das doch nicht, dass ihr nicht auch heiraten könnt.« Meike versucht, mich zu beruhigen. Es ist der erste Januar, wir haben lange geschlafen und sitzen nun in einem netten, kleinen Café direkt an der Alster. Draußen scheint die Sonne auf den Schnee, es ist bitterkalt. Ich habe Meike gerade von Heriberts Brief erzählt. Und davon, dass Heribert darin schreibt, seine Schulfreundin Silvia heirate im August.
»Dann wird wohl doch nichts aus unserer Hochzeit«, habe ich zu ihr gesagt.
»Der August hat vier Wochenenden, meine liebe Nancy«, Meike wird jetzt etwas lauter.
»Ja, ja, ist ja gut«, antworte ich. Dann wechseln wir das Thema. Wir gehen noch einmal den Silvesterabend durch. Bis 5 Uhr morgens haben wir gefeiert. Um 5.30 Uhr waren wir im Bett. Heribert habe ich noch eine SMS geschrieben. Geantwortet hat er nicht.
»Du wirst übrigens meine Trauzeugin«, höre ich mich plötzlich sagen. Eigentlich wollte ich doch gar nicht mehr mit diesem Thema anfangen. Aber mein Mund war wieder einmal schneller als mein Kopf.
»Ach toll. Da freue ich mich«, sagt Meike und strahlt mich mit ihren blauen Augen an. Wir reden über die Gästeliste, über das Restaurant und über das Thema Kirche.
»Wirst du eigentlich seinen Namen annehmen?«, fragt Meike mich dann plötzlich.
»Ich weiß nicht. Ich glaube aber schon. Ich glaube, dass Heribert das wichtig ist.«
»Nancy Riesenhuber – das fände ich toll. Das klingt herrlich.«
Wir müssen beide lachen.
»Stopp«, rufe ich irgendwann. »Wir reden hier über eine Hochzeit, die wahrscheinlich gar nicht stattfinden wird. Das können wir doch nicht machen.«
»Doch«, sagt Meike und haut ganz leicht mit der Handfläche auf die Tischplatte. Durch die Vibration klappert das Geschirr. Wir müssen beide lachen. »Diese Hochzeit wird stattfinden«, sagt sie nun etwas leiser. »Vertraue mir.«
Kapitel 7: Vorfreude
D er Supermarkt ist brechend voll. So wie eigentlich immer am Freitagabend. Jede Woche nehme ich mir vor, nie wieder so kurz vor dem Wochenende einkaufen zu gehen. In den darauffolgenden Tagen vergesse ich meinen Vorsatz dann. Heute macht mir das Gedränge aber nichts aus. Ich bin gut gelaunt. Ich gehe durch das Geschäft und schwinge meinen Einkaufskorb vor und zurück. Eigentlich gehe ich nicht, ich tanze fast. Aber nur zwischen den Regalen, also dort, wo mich niemand sehen kann.
In ein paar Tagen schon kommt Heribert nach Hause. Es ist Mitte Januar, die vier Monate Trennung sind fast geschafft. Die Reederei hat ihm mitgeteilt, dass er definitiv abgelöst wird. Gleich zwei Kapitäne stehen für seine Nachfolge bereit. Jetzt kann also nichts mehr schiefgehen.
Ich laufe am Süßigkeitenregal vorbei und bleibe stehen. Eigentlich könnte ich schon jetzt mit den Einkäufen für Heriberts Heimkehr beginnen, denke ich. Vor seiner Ankunft kaufe ich immer viele von den Sachen ein, die er gerne mag. Also jede Menge Fleisch, Popcorn und Schokolade. All die Einkäufe, die nicht in den Kühlschrank müssen, kommen dann auf einen großen Willkommenstisch. Zusammen mit ein paar Geschenken und einem riesigen Blumenstrauß. Ich putze auch immer die ganze Wohnung, wasche die Handtücher, wechsle die Bettwäsche. Das volle Programm. Dann bastle ich einen Urlaubsplan, in den ich alle festen Termine der kommenden zwei Monate eintrage. Meine Wochenenddienste, meinen Urlaub, Geburtstage von Familie und Freunden und natürlich die Hochzeiten, auf die wir eingeladen sind.
Nach seiner ersten Reise als Offizier hat Heribert sich fürchterlich über meinen liebevoll gebastelten Plan aufgeregt. Er fühlte sich bevormundet. Er hasste es, dass ich in diesen Plan schon so viele Dinge eingetragen hatte. Heribert wollte seine Ruhe, er wollte Urlaub und keinen vollgeschriebenen Terminkalender. Ich war enttäuscht. Ich hatte es doch nur gut gemeint. Ich wusste, dass er während seines
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