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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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sein Helikopter-Einsatzzentrum
eingerichtet. Sie beladen die Maschinen vor jedem Flug mit großen Behältern,
vermutlich Chemikalien, die dort in einem streng bewachten Schuppen gelagert
werden.«
    » FE .23«, bestätigte Karin.
    »Du kennst das Zeug?«
    »Sie haben es bei uns am Bodensee entwickelt. Vor
wenigen Tagen wurde es zum ersten Mal in der Praxis getestet – vor unserer
Haustür übrigens.« Sie schilderte kurz den Einsatz von FE .23 vor der Mainau. »Wie weit ist es noch bis zu unserem Ziel?«, wollte
sie abschließend wissen.
    »Etwa zwanzig Minuten. Wir fahren so nah ran, wie es
geht, sodass wir alles beobachten können, ohne aufzufallen.«
    »Natürlich haben wir starke Ferngläser dabei«,
ergänzte Elena.
    Kurz vor Muxía bog Pablo links in einen Feldweg ein.
Endlich waren sie dem Verkehrsinferno entronnen! Nach holprigen zweihundert
Metern endete der Weg abrupt an einem Wasserloch. Mit einiger Mühe konnte Pablo
wenden, bevor er den Wagen abstellte.
    Bereits beim Aussteigen fiel Karin der widerlich
intensive Ölgeruch auf, der wie eine Glocke über dem Landstrich lag. Davon
abgesehen war die ausgesuchte Stelle für Beobachter geradezu ideal. Das
abwechslungsreich gegliederte Gelände fiel zur Küste hin stetig ab. In gut
einem Kilometer Entfernung ließ sich im Morgendunst das Meer ausmachen.
    Etwas unterhalb ihres Standortes lagen in einem
Abstand von vielleicht dreihundert Metern mehrere Gehöfte. In einem von ihnen
herrschte reger Betrieb. Ein Pulk unterschiedlichster Fahrzeuge stand herum,
Menschen liefen hin und her, auf dem freien Platz vor dem Hauptgebäude stand
ein Hubschrauber mit laufenden Rotoren. Vier Mann schleppten einen Behälter zu
der Maschine und brachten ihn an einer Aufhängung an. Dann liefen sie gebückt
zurück, und der Heli zog hoch, Richtung Küste.
    »Manchmal fliegen auch Beobachter mit aufs Meer
hinaus«, bemerkte Elena. »Wir vermuten, Geschäftspartner oder Interessenten.«
    Pablo nahm einen Kompass zur Hand und versuchte eine
Peilung. »Der Kurs stimmt, dort liegt die ›Prestige‹.« Er hielt Karin eines der
Ferngläser hin. »Hier, willst du dir das da unten einmal genauer ansehen?
Vielleicht entdeckst du ja ein bekanntes Gesicht.«
    Karin stellte das Glas auf ihre Augen ein, ehe sie den
Biotecc-Stützpunkt anvisierte. Das Gehöft machte einen ziemlich verwahrlosten
Eindruck. Es wunderte sie nicht, dass die früheren Besitzer aufgegeben hatten.
Dieser kargen Landschaft etwas abzutrotzen setzte mehr als Gottvertrauen
voraus.
    Karin versuchte zunächst, sich auf die Akteure zu
konzentrieren – ein schwieriges Unterfangen, da sie ihr entweder den Rücken
zukehrten oder scheinbar planlos durcheinanderwuselten. »Tut mir leid, ich kann
niemanden erkennen«, sagte sie bedauernd – bis sie sich gleich darauf selbst
korrigierte: »Halt, was ist das? Ah, jetzt erkenne ich sie. Die Gauß-Rottmann
kommt gerade aus dem Schuppen dort links … und die noblen Herren in ihrem
Gefolge sind ganz sicher nicht zum Arbeiten hier. Könnten die Geschäftspartner
sein, von denen ihr gesprochen habt. Und da ist auch Alex Rottmann, der das FE .23 entwickelt
hat. Scheint ein paar Helfern Anweisungen zu geben. Jetzt schaut er Richtung
Meer … ah, von dort fliegt gerade ein zweiter Heli heran.«
    »Unsere Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen«,
nickte Pablo verbissen. »Offenbar versuchen die Chemieleute, den Teufel mit
diesem … diesem Dingsda …« Das richtige Wort wollte und wollte ihm nicht
einfallen.
    »Beelzebub«, half Karin aus.
    »… genau, den Teufel mit dem Beelzebub
auszutreiben – so heißt es doch bei euch, nicht wahr?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, manche sehen die Ölkatastrophe dort draußen als
ein gutes Mittel zum Zweck, um die Tauglichkeit der Biotecc-Entwicklung unter
Beweis zu stellen.«
    »Dagegen ist doch eigentlich nichts zu sagen, oder?«
    »Von wegen. Indem man eine Katastrophe verhindert,
wird gleichzeitig eine neue produziert. Denen geht es nicht um
Schadensminimierung, sondern vor allem um geschäftliche Interessen.«
    Karin nickte. »Da könnte was dran sein. Dafür spricht
auch, dass das Einsatzmittel nach meiner Kenntnis noch nicht ausreichend auf
eventuelle Nebenwirkungen getestet wurde.
    »Wie’s den Menschen hier geht und dass möglicherweise
das ganze ökologische Gefüge dieses Küstenabschnittes vor die Hunde geht,
scheint die Herrschaften nicht zu interessieren«, fügte Elena hinzu.
    »Business as usual. Und wer weiß«, fuhr Pablo

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