Seepest
Molekularbiologe. Und jetzt lasst uns
weitermachen.«
Bei der Berufsbezeichnung war Jo wie elektrisiert
hochgefahren. »Moment mal, Chef … sagten Sie eben ›Molekularbiologe‹?«
»Ja, warum?« Es war nicht zu überhören, dass Wolf das
Thema gerne hinter sich gelassen hätte.
»Ich überlege gerade … Sie sagten doch eben selbst,
dass wir in letzter Zeit immer häufiger auf den Namen Biotecc stoßen, nicht
wahr? Wie heißt denn der Tote?«
Wolf sah auf seine Notizen. »Stratton, Paul Stratton.
Schon mal gehört?«
Jo schüttelte den Kopf. »Trotzdem, einen Anruf wäre es
wert. Moment, das haben wir gleich.«
Sie zog ihr Handy hervor und tippte eine Nummer ein.
»Ja, guten Tag, mein Name ist Louredo. Kann ich bitte Herrn Stratton sprechen,
Paul Stratton? … Ah ja, ich verstehe. Ein Krankheitsfall in seiner Familie
vielleicht? Ach, er hat hier gar keine! Gut, kann man nichts machen. Ich melde
mich später noch mal. Danke.«
Sie unterbrach die Verbindung und blickte
triumphierend auf. »Na, wer sagt’s denn! Die Dame in der Biotecc-Zentrale
eröffnete mir gerade, Dr. Stratton sei heute noch nicht an seinem
Arbeitsplatz erschienen – ganz gegen seine sonstige Gewohnheit übrigens und
ohne sich zu entschuldigen. Dabei sei er mit seiner Arbeit regelrecht
verheiratet, meinte sie. Merkwürdig, nicht wahr?«
»Da hast du recht«, antwortete Wolf und sprang so
heftig auf, dass ihm beinahe das Barett vom Kopf geweht wäre. »Komm mit, Jo,
wir fahren nach Sipplingen. Du, Terry, kannst dich derweil um die Fahndung nach
den Entführern kümmern. Wir treffen uns in etwa anderthalb Stunden hier wieder.
Auf geht’s, Leute!«
***
Karin
Winter saß, den Arm über ihren Trolley gelegt, in der Halle des kleinen
Altstadthotels – zumindest hatte die Besitzerin den putzigen Vorraum mit der
Miniaturrezeption als solche bezeichnet – und wünschte sich, Pablo würde
möglichst bald auftauchen und sie erlösen.
Die Nacht war eine einzige Katastrophe gewesen – kein
Wunder, dass sie sich wie gerädert fühlte. José hatte recht gehabt: Das Hotel
gehörte eindeutig zur schlichteren Sorte. Ihr Zimmer war zwar sauber, aber
bedrückend eng gewesen. Doch das war nicht der Grund für ihre Missstimmung.
Gleich nach ihrer Ankunft hatte sie sich aufs Bett
gesetzt und die Bilder, die sie in der Friedrichshafener VIP -Lounge gemacht hatte, per MMS an Manu geschickt – mit der Bitte, eine Kopie davon an Matuschek
weiterzuleiten. Sollte er sich um die Identifizierung der beiden Männer
kümmern. Ehe sie sich versah, war sie eingenickt, wenn auch nicht für lange:
Eine Horde wild gewordener Mopeds hatte sie aufgeschreckt. In unregelmäßigen
Abständen hatte sich das höllische Inferno wiederholt – mit ein Grund, weshalb
sie ihren Aufenthalt in diesem Haus so rasch als möglich vergessen wollte.
Kurz nach acht ertönte draußen ein Hupen. Erleichtert
nahm Karin ihren Koffer und verließ das Hotel.
Pablo! Da stand er, freundlich lachend, die Arme zur
Begrüßung ausgebreitet. Schon fühlte sie sich mit lautem Hallo an seine Brust
gedrückt. Anschließend stellte er ihr eine junge Frau vor, die sich so lange im
Hintergrund gehalten hatte.
»Meine Freundin Elena.«
»Hallo, Elena, freut mich.« Erneute Umarmung, bevor
sich Karin suchend umsah: »Und wo ist José?«
»Ah, José … der hat eine Spezialaufgabe übernommen. Er
wird später zu uns stoßen«, erläuterte Pablo und verstaute Karins Koffer – in
einem Auto, wie sie erleichtert bemerkte.
Normalerweise
dauert die Fahrt von La Coruña nach Muxía eine knappe Stunde. Diesmal waren sie
mehr als doppelt so lange unterwegs. Dabei hatten sie noch Glück gehabt: Einen
Teil der Strecke konnte sich Pablo mit seinem Landrover an einen Kleinbus der Guardia Civil dranhängen, der mit
Blaulicht und Sirene die Fahrbahn für sie frei zu räumen schien.
Wiederholt hatte Karin den Versuch gemacht, Pablo und
Elena auf das Geschehen draußen vor der Küste anzusprechen; jedes Mal wurde sie
auf später vertröstet. »Besser, du verschaffst dir erst mal einen Überblick
über das, was hier abgeht«, hatte Pablo mit düsterer Miene erklärt.
Ihr erstes Zusammentreffen fiel ihr wieder ein. Vor
gut einem Jahr hatte sie einen Aufenthalt auf La Gomera dazu genutzt, für den
»Seekurier« einen Artikel über die Waldbrandgefahr auf den Kanaren zu
schreiben. Bald war sie bei ihren Recherchen auf Pablo gestoßen. Als Mitglied
der P. N. E. , dem spanischen Zweig einer
internationalen
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