Seepest
Fingerabdrücke
eines anderen seit geraumer Zeit verschwundenen Bekannten von uns, nämlich –«
»Halt, lassen Sie mich raten, Chef: Studer?«, fuhr Jo
dazwischen.
Wolf nickte anerkennend. »Richtig kombiniert. Sieht so
aus, als habe Studer seinen Chef da herausgehauen.«
»Und aus Rache das Schiff angezündet?«
»Wohl kaum.«
»Wieso hat sich der alte Rottmann dann nicht längst
gemeldet? Warum bleibt er trotz seiner Befreiung in der Versenkung?
Revierkämpfe? Oder treibt Studer ein falsches Spiel?«
»Darüber, liebe Kollegin, können wir nur spekulieren.
Irgendjemand muss von Rottmanns Abwesenheit profitieren – doch wer? Aber weiter
im Text. Der zweite Bericht enthält Angaben zum Mord an dem Glatzköpfigen. Der
Bericht bestätigt den Tatverlauf, den wir bereits auf dem Haldenhof vermutet
hatten. Die Signalpistole wurde durch die leicht geöffnete Seitenscheibe in den
Smart geführt und abgefeuert, das bestätigen sowohl die Schmauchspuren wie auch
die chemische Untersuchung der Geschossrückstände im Wagen und an der
Signalpistole.«
Währenddessen hatte Jo Milch und Zucker besorgt und
goss Kaffee in die Tassen. »Beides im Prinzip nichts Neues«, stellte sie
beiläufig fest. »Immerhin eine Bestätigung, dass wir mit unseren bisherigen
Ermittlungen nicht danebenlagen.«
»So ist es. Was haben wir noch?«
»Zwei Dinge«, begann Terry. »Das Labor hat gestern
bestätigt, dass die Zusammensetzung des von der ›Luisa‹ in Wasserburg getankten
Dieseltreibstoffs identisch ist mit dem Ölfilm vor der Mainau. Und das Zweite:
Ich habe gestern nach meiner Rückkehr vom Flughafen die Phantombilder der
beiden Entführer durch die Biomet-Datenbank des LKA gejagt. Und was soll ich Ihnen sagen …« Für einen Moment schien sich Terry an
den gespannten Gesichtern von Wolf und Jo zu weiden. »Ich habe eine positive
Rückmeldung bekommen – zumindest über einen der beiden Täter …«
»Und damit rückst du erst jetzt raus?«
»Entschuldigen Sie, Chef, aber nach den Ereignissen
gestern Abend ist das irgendwie auf der Strecke geblieben. Darf ich trotzdem
weitermachen?«
»Besser spät als nie«, knurrte Wolf missmutig.
Terry griff nach einem Ausdruck und las laut ab: »Andy
Warholl, mit zwei L am Schluss, fünfunddreißig, aus Meck-Pomm stammend,
genauer: aus Warnemünde. Vorbestraft, unter anderem wegen schwerer
Körperverletzung und illegalen Waffenbesitzes. Allerdings liegen die Straftaten
bereits einige Jahre zurück.«
»Wie hoch ist die Fehlerquote bei der Bilderkennung?«
»Maximal zehn Prozent.«
»Na, das ist doch schon was. Nicht schlecht, Terry!«,
lobte Jo.
»Ach ja, eh ich noch eins auf den Deckel kriege: Die
Ortung von Studers Handy war wieder negativ. Sieht ganz so aus, als hätte er
das Ding ausgeschaltet.«
Wolf räusperte sich: »Na gut. Dann bereite schon mal
die Fahndung nach den beiden Entführern vor.« Er lehnte sich in seinem Sitz
zurück, als ihm noch etwas einfiel. »Und stell die Bilder mitsamt dem Namen dem
›Seekurier‹ zur Verfügung.«
»Und was ist mit mir, Chef?«, brachte sich Jo in
Erinnerung. Just in diesem Augenblick klingelte Wolfs Telefon. Nachdem er
seinen Namen genannt hatte, beschränkte er sich im Wesentlichen aufs Zuhören.
Ab und an machte er sich Notizen. Dann legte er auf.
»Larifari«, winkte er ab, als er Jos fragenden Blick
sah. »Vor einer Stunde hat man einen Toten in seinem Wagen gefunden, auf der
Sipplinger Seestraße. Als Todesursache hat der herbeigerufene Notarzt zunächst
Herzstillstand festgestellt. In der Zwischenzeit sind dem Mann jedoch Zweifel
gekommen, und da unklare Todesursachen meldepflichtig sind, fordert er nun eine
eingehende Untersuchung, notfalls eine Obduktion.«
»Wie begründet er seine Zweifel?«, fragte Jo.
»Am rechten Fuß des Toten hat er zwischen zwei Zehen
so etwas wie eine Einstichstelle entdeckt – auffällig genug, um ihn
misstrauisch zu machen.«
»Sind solche peniblen Untersuchungen bei Notärzten
üblich?«, wollte Terry wissen.
»Normalerweise nicht, dafür fehlt denen meistens die
Zeit. In diesem Fall lag es wohl daran, dass ein Schnürsenkel des Toten offen
war. Das kam dem Notarzt etwas merkwürdig vor, und so hat er ihm Schuh und
Socke ausgezogen.«
»Hatte der Tote denn das Alter, um an einem
Herzstillstand zu sterben?«
»Ein Herzstillstand kann dich in jedem Alter ereilen.
Aber wenn du schon fragst: Der Mann war zweiundfünfzig, Amerikaner, wahrscheinlich
auf der Durchreise. Von Beruf
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