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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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behandeln, der man nicht über den Weg trauen konnte –
ausgerechnet sie, die seinen Ermittlungen mehr als einmal auf die Sprünge
geholfen hatte! Sie nahm sich vor, bei der Weitergabe von Informationen künftig
zurückhaltender zu sein. Sollte er doch sehen, wo er blieb, der Herr
Hauptkommissar.
    In diesem Augenblick wurde die Musik im Radio von
einer Nachrichtensprecherin abgelöst: »Wir unterbrechen nun
unsere Morgenmusik für eine wichtige Sondermeldung. Kurz vor Mitternacht sank
unter noch ungeklärten Umständen auf dem Bodensee, unmittelbar vor der Insel
Mainau, eine Motorjacht. An der Unglücksstelle trat Dieseltreibstoff aus, der
nach Aussage der ermittelnden Behörden zu einem Ölfilm von der Ausdehnung
mehrerer Fußballfelder führte. Das betroffene Seegebiet wurde weiträumig
gesperrt. Alle Bootsführer werden aufgefordert, den Anordnungen der
Wasserschutzpolizei Folge zu leisten. Nach Aussage des leitenden Staatsanwaltes
konnte die Ursache des Unglücks noch nicht ermittelt werden. Wir melden uns,
sobald uns neue Informationen vorliegen. Und nun setzen wir unser Programm fort …«
    Karin Winter rümpfte die Nase. Wie … das sollte alles
gewesen sein? Ein bisschen mehr Hintergrundinformation hätte sie schon
erwartet. Andererseits konnte die Polizei ihr Wissen ja schlecht
hinausposaunen. Falls sie überhaupt über welches verfügte.
    Aber die Klärung der Hintergründe war im Augenblick
ohnehin zweitrangig. Alle Anstrengungen mussten zunächst der schadlosen
Beseitigung des Ölfilms gelten. Sie schielte auf die Uhr. Gleich sechs.
Vielleicht hatte ja Alex inzwischen wieder in seine Kemenate zurückgefunden?
Wenn nicht, würde sie es bei Biotecc versuchen.
    Zum wiederholten Mal wählte sie seine Nummer – und war
nicht wenig erstaunt, als sich eine jugendliche Frauenstimme meldete. Mehr als
ein knappes »Ja bitte?« brachte sie jedoch nicht über die Lippen.
    Karin konnte es partout nicht ausstehen, wenn sich ein
Angerufener nicht mit Namen meldete. »Hat dieser Anschluss auch einen Namen?«,
fragte sie spitz.
    Ihr forscher Ton schien der Frau am anderen Ende der
Leitung einen Moment lang die Sprache zu verschlagen. »Äh … hier ist der
Privatanschluss von Alexander Rottmann, mein Name ist Heidelinde Damerow. Wen
darf ich melden?«
    Das also war sie, Alex’ aktuelle Flamme. Heidelinde …
wie niedlich. Aber irgendwie passte das zu ihm.
    »Hier ist Karin Winter vom ›Seekurier‹. Bitte
verbinden Sie mich mit Alex Rottmann, es ist dringend.«
    Kurze Pause. »Äh … tut mir leid, aber das geht jetzt
nicht.«
    »Und ob das geht. Sagen Sie ihm einfach, ich rufe
wegen FE .23 an,
er weiß dann schon.«
    »Wie … Sie kennen FE .23?«
    »Junge Frau, wenn Sie wüssten, was ich von Ihrem Alex
alles kenne. Allerdings hab ich im Augenblick wenig Zeit für Fragen. Was ich
brauche, sind Antworten, und die möglichst vorgestern, verstehen Sie?«
    »Ja, aber … ich weiß nicht …«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, meine Liebe: Sie
wissen vielleicht nicht, was da draußen vor der Mainau gerade abläuft. Aber ich
verspreche Ihnen eines: Wenn Sie nicht sofort Ihren Hintern heben und mich bei
Ihrem Alex melden, dann werde ich persönlich dafür sorgen –«
    »Ja, hab schon verstanden. Er ist gerade in Sachen FE .23 unterwegs
und wollte unter keinen Umständen gestört werden. Aber ich werde sehen, ob ich
ihn loseisen kann.«
    »Moment mal … er ist in Sachen FE .23 unterwegs?« Karin schluckte. Sollte sie diese Heidelinde falsch
eingeordnet haben? »Was soll das heißen?«
    »Nun, er ist draußen in der … aber das darf ich Ihnen
eigentlich gar nicht sagen. Deshalb ist ja auch sein Telefon auf mein Büro
umgestellt. Hier spinnen im Moment alle. Einen Augenblick, ich werde versuchen,
ihn zu erreichen. Bitte bleiben Sie dran.«
    Mozarts »Kleine Nachtmusik« zog an Karins Ohr vorbei,
interessant verjazzt. Dann war Heidelinde Damerow wieder dran.
    »Frau Winter, hören Sie? Ich habe Herrn Rottmann
erreicht und soll Ihnen sagen, Sie möchten unbedingt vorbeikommen, wenn Sie
können. Melden Sie sich einfach beim Pförtner, der lässt Sie dann umgehend zu
Herrn Rottmann bringen.«
    Eine
Stunde später erhob sich der Helikopter in die Lüfte, und Karin brachte ihre
Digitalkamera in Anschlag, in gespannter Erwartung der Bilder, die sich ihr
bieten würden.
    Erst aus der Luft war das wahre Ausmaß des Ölteppichs
zu erkennen, dessen Ränder die Wasserschutzpolizei mit kleinen, blinkenden
Bojen markiert hatte. In

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