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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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kurz ins Bad und hielt seine halb gerauchte Zigarette
unter den Wasserhahn, ehe er die Kippe in seine Schachtel zurücksteckte und in
das Zimmer zurückkehrte. »Wahrscheinlich gibt es ja eine ganz harmlose
Erklärung für diesen Wisch. Wie Jo ganz richtig bemerkt hat, steht nichts
Konkretes drauf. Andererseits können wir einen Zusammenhang mit dem
rätselhaften Anschlag auf das Boot nicht von vornherein ausschließen. Es wäre
ja auch möglich, dass der Verfasser der Botschaft in dem arabischen Textteil
enthalten ist. Wir brauchen zunächst mal eine genaue Analyse und Übersetzung.«
    Jo wiegte den Kopf hin und her. »Sie wissen aber
schon, was das bedeutet, Chef: Bei Verdacht auf eine terroristische Handlung
müssten wir das LKA einschalten.«
    »Aber ja, daran führt kein Weg vorbei. Sobald wir
zurück sind, werde ich Goebbels informieren.«
    »Goebbels?«, wiederholte Terry verständnislos.
    »Der Chef meint Sonderermittler Hindemith«, erklärte
Jo. »Ein LKA -Kollege, der vor Kurzem einen Fall
als verdeckter Ermittler bei einer Gruppe von Pennern hatte. Die haben ihm den
Spitznamen ›Goebbels‹ verpasst.«
    Wolf beendete den Disput, indem er in die Hände
klatschte. »Herrschaften, wir brechen ab. Du, Jo, versiegelst das Zimmer –
keiner hat Zutritt, bevor die Spusi nicht alles auf den Kopf gestellt hat. Gib
Terry schon mal die Autoschlüssel, er wird uns zurückfahren. Keine Einwände
bitte, noch einmal können wir uns einen seekranken Kollegen nicht leisten –
gerade jetzt, wo der Fall unsere gesamte Manpower fordert!«
    Jo hätte die Anspielung auch ohne Wolfs Augenzwinkern
verstanden. Terrys Angewohnheit, ständig und überall Anglizismen einzusetzen,
ging ihnen beiden gehörig auf die Nerven.
    »Wie
machen wir weiter, Chef?«, wollte Jo wissen, nachdem sie sich davon überzeugt
hatte, dass es am Fahrstil ihres jungen Kollegen kaum etwas auszusetzen gab.
    »Wir werden uns die Aufgaben wohl oder übel teilen
müssen …«
    »Sehr gut«, bemerkte Terry. »Teile und herrsche!«
    Wolf sah ihn misstrauisch an.
    »Stammt nicht von mir«, verteidigte sich Terry. »Hat
in grauer Vorzeit ein gewisser Philipp von Makedonien von sich gegeben.
Angeblich hat sich daran bis heute nichts geändert.«
    »Na gut – solange du deine Sprüche auf Deutsch
aufsagst.« Wolf zwang sich zu einem Lächeln. »Zurück zur Vorgehensweise. Wir
werden wohl gleichzeitig auf mehreren Schienen fahren müssen. Du, Jo,
versuchst, den Mietwagen und das Schließfach der beiden Hotelgäste ausfindig zu
machen. Schaff aber zuvor das zerstörte Handy aus dem Hotelzimmer zur KTU ; ich will wissen, auf wen der Anschluss gemeldet
ist.«
    »Würde mich wundern, wenn der Trümmerhaufen noch etwas
hergibt. Aber gut, versuchen wir’s.«
    »Und besorg dir vom Provider eine Liste der
ankommenden und abgehenden Anrufe – sagen wir über die letzten dreißig Tage,
okay? Terry, du kümmerst dich um die ›Luisa‹ …«
    »Ah, die gesunkene Jacht.«
    »Gratuliere, du hast ja besser aufgepasst, als ich
dachte. Also: Ruf den Bregenzer Bootsvermieter an, hol alles aus ihm raus, was
er über die Charterer weiß. Namen, Nationalität, Augenfarbe, Kreditkartennummer … alles, was sie haben.«
    »Ihre Religion nicht zu vergessen.«
    »Von mir aus auch die.« Er sah auf die Uhr. »Ihr habt
eineinhalb Stunden, das muss reichen. Um vierzehn Uhr treffen wir uns in meinem
Büro. Ich werde in der Zwischenzeit den Chef unterrichten und das LKA mit ins Boot holen.«
    Terry hob die Hand. »Äh, ‘tschuldigung, Chef … kann
ich nach unserer Rückkehr noch schnell was zu essen besorgen? Mir hängt der
Magen am großen Zeh.«
    »Mach das – nicht dass es noch heißt, wir beuten
unsere Praktikanten aus.«
    »Am besten gehst du kurz in die Kantine«, riet ihm Jo
grinsend, »da gibt’s leckere Sachen. Zum Beispiel Lkw zum Take-away.«
    »Hä?«
    »Schon gut.«

4
    »Kaffee, Leo?«
    »Da hör ich mich nicht Nein sagen«, antwortete Wolf
und brachte ein freudloses Lächeln zustande.
    »Nimm Platz bitte. Dauert einen kleinen Moment, ich
muss heute ohne Frau Bender auskommen.« Kriminalrat Ernst Sommer, Chef der
Überlinger Kripo und als solcher Wolfs Vorgesetzter, schien darüber nicht
sonderlich erfreut.
    »Wegen der Schulung? Hab davon gehört«, nickte Wolf
wissend. Das Beschaffungsamt hatte die Polizeidienststellen im Land im
vergangenen Jahr nicht nur mit leistungsfähigeren Rechnern, sondern auch mit
einer deutlich effektiveren Software beglückt, in die die

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