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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Streifendienst.
    »Entschuldigung, draußen wartet Frau Winter vom
›Seekurier‹ für den Herrn Hauptkommissar. Sie sagt, es sei wichtig.«
    Wolf wandte den Kopf und sah Sommer an. Auf dessen
Nicken hin rief er: »Herein mit ihr.«
    Karin Winter wirkte nicht annähernd so agil und
selbstsicher wie sonst, augenscheinlich waren die Ereignisse der vergangenen
Nacht auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen. Sommer bot ihr eine Tasse
Kaffee an. Ihre Antwort war ein mattes Nicken. Während Sommer aus dem Vorzimmer
eine weitere Tasse holte, ließ sie sich auf einen der freien Stühle fallen und
zog eine silbern glänzende Scheibe aus ihrer Tasche.
    »Hier, die CD mit der
Stimme des anonymen Anrufers drauf. Vielleicht fangen Sie ja was damit an.«
    Wolf griff danach. »Danke, Frau Winter.« Ganz in
Gedanken zog er seine Zigaretten heraus und steckte sich eine zwischen die
Lippen. »Keine Angst, ich rauche sie kalt«, beschwichtigte er den
zurückkehrenden Sommer, bevor dieser etwas einwenden konnte. Es war kein
Geheimnis, dass Sommer Zigarettenrauch nicht ausstehen konnte. »Frau Winter hat
uns einen Mitschnitt des anonymen Anrufs mitgebracht«, fuhr er fort und wies
auf die  CD .
    »Nun, vielleicht ist sie ja bereits Schnee von
gestern, und Sie sollten Ihre Aufmerksamkeit auf Wichtigeres lenken, meine
Herren – nämlich das hier.«
    Vorsichtig zog sie eine Klarsichthülle aus ihrer
Tasche und hielt sie ihnen hin. Darin steckte ein DIN-A 4-Blatt, das verdächtig dem Zettel glich, den Wolf und seine Leute in
Ludwigshafen gefunden hatten.
    Wolf griff wortlos nach der Klarsichthülle, auch Sommer
enthielt sich eines Kommentars.
    Karin Winter guckte irritiert. »Ich hatte zwar nicht
angenommen, dass Sie sich vor Freude auf die Schenkel klopfen, meine Herren.
Ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich aber schon erwartet«, bemerkte sie mit
kaum verhohlener Enttäuschung.
    Wolf reichte die Hülle an Sommer weiter. »Fällt dir
etwas auf, Ernst?«, fragte er.
    Sommer zog angestrengt die Augenbrauen zusammen und
musterte das Flugblatt. Dann lächelte er. »Ist ja kaum zu übersehen.«
    »Nicht wahr?« Wolf wandte den Kopf und sah Karin
Winter an. »Wir kennen dieses Pamphlet bereits.« Er nahm das Pendant von
Sommers Schreibtisch und drückte es Karin Winter in die Hand. »In einem Punkt
allerdings unterscheiden sich die beiden Versionen. Hier, sehen Sie selbst.«
    Bereits nach wenigen Sekunden pfiff Karin durch die
Zähne. »Auf den ersten Blick absolut identisch, nur dass der Text auf meiner
Version mit einer Unterschrift abschließt. Allerdings habe ich von einer Gruppe
mit dem Namen ›Islamisches Kalifat Khalilullah‹ noch nie gehört.«
    »Trösten Sie sich, wir auch nicht.«
    »Auf was bezieht sich Ihrer Meinung nach die Warnung
in dem Text?«
    Wolf zuckte mit den Schultern. »Auch in diesem Punkt
müssen wir vorerst noch passen, tut uns leid.«
    »Sie waren schon ergiebiger, Herr Wolf. Würden Sie mir
denn wenigstens zustimmen, wenn ich sage, dass die reichlich obskure Botschaft
eine islamistische Handschrift trägt und höchstwahrscheinlich mit der Explosion
der Motorjacht gestern Nacht zusammenhängt?«
    »Ich gebe zu, man kann es so interpretieren. Allerdings
ist das keineswegs sicher. Wie sind Sie an das Schriftstück gekommen?«
    »Lag um zwölf in unserem Postkasten, der wird
stündlich geleert. Und Sie? Ich meine, wo sind Sie fündig geworden?«
    »Kein Kommentar«, winkte Wolf ab, und als Karin Winter
bereits zu einer geharnischten Antwort ansetzte, fügte er schnell hinzu: »Im
Augenblick wenigstens. Das müssen Sie verstehen.«
    So leicht ließ sie sich jedoch nicht besänftigen. »Was
soll das, Herr Wolf? Warum so zugeknöpft? Was muss ich denn noch tun, um zu
beweisen, dass ich Ihre Ermittlungen unterstütze? Oder hätten Sie lieber, dass
ich auf eigene Faust recherchiere, mein Wissen für mich behalte und Ihnen, wie
die meisten Vertreter meiner Zunft, mit unqualifizierten Artikeln ins Handwerk
pfusche? Wollen Sie das?«
    »Nun übertreiben Sie aber, meine Liebe …«
    »Was der Hauptkommissar eigentlich sagen wollte, ist
Folgendes«, mischte sich Sommer beschwichtigend ein. »Was würde Ihnen eine
präzise Antwort auf Ihre Frage nützen, wenn Sie diese Antwort nicht verwenden
können? Mal angenommen, es wäre uns gelungen, die Identität der beiden
Explosionsopfer zu ermitteln –«
    »Zwei Personen also. Männer, nehme ich an?«
    Wolf und Sommer wechselten einen Blick. »Ja, so viel
können wir Ihnen

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