Seepest
Kinder«, murrte
er ungehalten, »wir haben keine Zeit für unnütze Kabbeleien. Und jetzt lasst
uns in mein Büro umziehen.«
»Auch einen Kaffee, Chef?«, fragte Jo. Wolf nickte.
Wenig später saß er den beiden gegenüber und legte
seine Unterlagen zurecht. »Wer fängt an?«, fragte er und faltete erwartungsvoll
die Hände.
Jo sah auf ihre Notizen und hob die Hand. Bevor sie zu
sprechen begann, beugte sie sich noch einmal zu Terry hinüber und presste ein
abfälliges »Macho!« durch die Zähne.
»Zwei Dinge gleich vorweg«, begann sie sodann.
»Erstens: Ich habe das Schließfach gefunden.« Mit wenigen Worten schilderte sie
die vorausgegangene Suche, bevor sie Wolf den Klarsichtbeutel mit den Banknoten
und den beiden Pässen zuschob. »Zehntausend Euro«, erklärte sie, als er fragend
die Brauen hob. »Die Pässe gehören den beiden Explosionsopfern. Damit sind
wenigstens deren Namen bestätigt. Kurze Zeit später stieß ich im selben
Parkhaus auf den vermissten Mietwagen – und fand darin diese beiden Pistolen
hier.« Sie legte die eingetüteten Waffen neben den ersten Beutel und fügte
ergänzend hinzu: »Der Wagen steht inzwischen bei der KTU .«
Wolf, der gerade an seiner Tasse genippt und sich
dabei die Lippen verbrannt hatte, fluchte: »Verdammt, dass das Zeug auch immer
so heiß sein muss!« Er rieb sich den Mund. »Und was ist aus dem Autoknacker
geworden?«
»Leider Fehlanzeige, Chef – der Typ war wie vom
Erdboden verschluckt«, gab sich Jo zerknirscht.
»Trotzdem, gute Arbeit, Jo. Ich denke, bei den beiden
Glatzköpfen handelt es sich um ein und denselben Mann.«
Jo nickte bestätigend. Mit wenigen Worten brachte sie
auch Terry auf den neuesten Stand. Nachdenklich fuhr sie fort: »Die Frage ist
nun: Hinter was ist der Kerl eigentlich her – und vor allem: in wessen
Auftrag?«
Wolf lächelte schief. »Wenn wir das wüssten, hätten
wir den Fall gelöst. Doch davon sind wir meilenweit entfernt. Genau genommen
haben wir außer ein paar losen Fäden nichts in der Hand. Es ist zum Weinen.«
Wieder schlürfte er von seinem Kaffee, allerdings ging er diesmal vorsichtiger
zu Werke. Nachdem er die Tasse abgestellt hatte, sagte er: »Hören wir erst mal,
was Terry in Erfahrung gebracht hat.« Auffordernd nickte er ihm zu.
»Tja, also … ich sollte mich doch um den
Bootsvermieter in Bregenz kümmern. Ich muss sagen, die Leute dort waren voll
spacig …«
Wolfs grimmiges Gesicht deutete Ärger an, weshalb sich
Terry umgehend berichtigte: »… also richtig cool, wollte ich sagen. Der
Verlust des Bootes schien sie nicht sonderlich zu schmerzen. Klar, ist wohl ein
Fall für die Versicherung. Jedenfalls wurde es von einem einzelnen Mann
gechartert und auch abgeholt. Die vorgelegten Papiere lauteten auf den Namen
Marc Suhrbier, die Personenangaben aus dem Mietvertrag liegen uns vor. Wie
üblich wurde eine Kaution von dreihundert Euro hinterlegt. Zur vorgesehenen
Nutzung machte der Mann keine Angaben. Im Laufe des heutigen Tages sollte das
Boot wieder zurückgebracht werden.«
»Haben wir eine Beschreibung des Mannes?«, wollte Wolf
wissen.
»Viel besser, Chef: Ich habe gleich danach mit den
Kollegen in Bregenz gesprochen und veranlasst – sorry: darum gebeten –, dass
deren Zeichner nach den Angaben des Vermieters ein Phantombild anfertigt. Hier
ist das Ergebnis, vor wenigen Minuten per E-Mail eingegangen.« Er schob einen DIN-A 4-Ausdruck zu
Wolf hinüber, um anschließend mit zufriedenem Gesichtsausdruck die Hände hinter
dem Kopf zu verschränken und sich entspannt zurückzulehnen.
Jo erhob sich und trat hinter Wolf, gemeinsam starrten
sie auf das Porträt. Es zeigte einen etwa dreißigjährigen Mann mit hellen,
vermutlich blonden, schulterlangen Haaren. Sein Gesicht war schmal und kantig
und die Nase platt, so als hätte sie mit der Faust eines Boxers Bekanntschaft
gemacht.
»Noch nie gesehen, den Typ«, sagte Jo bestimmt und
ging zu ihrem Stuhl zurück.
»Also keiner der beiden Männer von der Jacht?«, hakte
Wolf nach.
»Mit Sicherheit nicht. Ich hab mir die Fotos in den
Pässen genau angesehen.«
»Ich denke ebenso. Das bedeutet, wir haben es mit
mindestens drei Personen zu tun«, überlegte Wolf: »Einmal mit den beiden
Opfern, die unter Umständen gleichzeitig Täter gewesen sein könnten, und dann
diesem Mann hier. Wissen wir, wann genau das Boot gechartert wurde?«
Terry kramte in seinen Unterlagen. »Hier, steht im
Chartervertrag: gestern Nachmittag, vierzehn Uhr
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