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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Stimme:
»Spurensicherung, Mayer zwo am Apparat. Bitte fassen Sie sich kurz.«
    »Wolf hier. Ich weiß, dass ihr bis zum Hals in Arbeit
steckt. Trotzdem musst du jemanden zum Parkhaus Stadtmitte schicken.« Er
überhörte Mayers Stöhnen und schilderte ihm kurz, um was es ging, bevor er
fortfuhr: »Ich habe die Kollegin Louredo abgezogen und dafür eine Streife
hinbeordert, die deine Leute in Empfang nehmen wird. Wäre schön, wenn du uns
auf dem Laufenden halten könntest.«
    »Na sicher doch, wir haben ja sonst nichts zu tun. Ist
dir klar, dass wir im Augenblick fast exklusiv für euer Dezernat arbeiten? Und
ich weiß sehr gut, was du sagen willst, Leo: Der Tag hat vierundzwanzig
Stunden, und wenn die nicht reichen, nehmen wir die Nacht hinzu. Aber ich sage
dir, alles hat seine Grenzen. Allein mit meinen Überstunden könnte ich –«
    »Was meinst du mit ›exklusiv‹?«, unterbrach Wolf sein
Lamento.
    »Das Hotelzimmer in Ludwigshafen zum Beispiel, in dem
die angeblichen Islamisten hausten – haben wir das etwa nicht euch zu
verdanken?«
    »Ach das! Ich dachte, das wäre längst erledigt …« Als
Mayer zwo hart zu atmen begann, fügte Wolf hastig hinzu: »Entschuldige,
Herbert, sollte ein Witz sein. Aber jetzt mal im Ernst: Wer kümmert sich um
Ludwigshafen – du hast doch schon jemanden vor Ort, oder?«
    »Nein.«
    Wolf glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Weil ich mich um Ludwigshafen selbst kümmern will,
deshalb. Zusammen mit Westphal und Ott. Falls ich aus diesem Irrenhaus hier
jemals rauskomme.«
    »Wann, Herbert?«
    Wieder hartes Atmen. »In einer Viertelstunde fahren
wir los. Versprochen.«
    »Na gut. Und wen kannst du nun zum Parkhaus schicken?«
    »Den langen Hinrichs könnte ich abziehen.«
    »Dann mach das bitte. Wann wird er dort sein?«
    »Fährt in fünf Minuten los.«
    »In Ordnung. Und wenn’s dich tröstet: Bei uns ist die
Lage ähnlich beschissen. Tut mir leid, Herbert, aber das Leben ist nun mal kein
Wunschkonzert.«
    Missmutig legte Wolf den Hörer auf. Für
Haarspaltereien hatte er nicht viel übrig. Er schätzte Mayer zwo als
exzellenten Forensiker, dem bei der Laborarbeit kaum einer das Wasser reichen
konnte. Sein Hang zur Pedanterie jedoch ging Wolf bisweilen arg auf den Wecker – und nicht nur ihm.
    Er sah auf die Uhr: schon zwei vorbei. Die
Lagebesprechung würde sich um eine halbe oder Dreiviertelstunde nach hinten
verschieben; nicht nur Jo fehlte, auch Terry war noch nicht zurück. Einen
Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, sich einen Pastis zu genehmigen,
als ihm etwas anderes einfiel. Wenn er sich beeilte, würde er es noch in die
Pathologie des Kreiskrankenhauses schaffen. Vielleicht ließ sich ja Franzi
Reichmann zu einer ersten Stellungnahme bewegen? Ohne groß zu überlegen, rückte
er sein Barett zurecht, nahm den Mantel vom Haken und eilte über das
Treppenhaus ins Erdgeschoss. Dort sagte er dem Kollegen am Empfangsschalter
Bescheid, bevor er das Gebäude durch den Hinterausgang verließ.
    Wie
immer verspürte Wolf ein Kribbeln im Magen, als er die zweiflügelige Pendeltür
zur Pathologie passierte. Vor allem der Geruch war es, der ihn fertigmachte. Es
war, als prallte er gegen eine Wand.
    »Komme gleich, Leo«, rief Franzi Reichmann aus einem
der angrenzenden Labors. Obwohl Wolf mehr oder weniger geräuschlos den Raum
betreten hatte, hatte sie ihn am Schritt erkannt.
    Während er wartete, riskierte er einen Blick auf die
Edelstahltische, die die Mitte des weiß gekachelten Raumes einnahmen. Unter
grünem Tuch zeichneten sich auf zwei von ihnen die Silhouetten zweier
menschlicher Körper ab. Wolf war sicher, dass es sich um die Explosionsopfer
der »Luisa« handelte. Er widerstand der Versuchung, eine der Abdeckungen
wegzuziehen. Nur zu gut wusste er, dass die Explosion die Körper übel
zugerichtet hatte, diesen Anblick musste er sich wirklich nicht antun. Das, was
ihn brennend interessierte, hätte er sowieso nicht erkannt, da musste er schon
Franzi fragen.
    »Hallo und willkommen, lieber Leo! Was treibt Sie in
meine heiligen Hallen?«
    Erschrocken fuhr Wolf herum. Wie aus dem Boden
gewachsen stand die Gerichtsmedizinerin da und zog sich unter schmatzenden
Geräuschen ein Paar blutbefleckte Latexhandschuhe von den Händen, um sie
anschließend zielsicher in einen Abfalleimer zu werfen.
    »Also, es ist so, Franzi …«, druckste Wolf herum.
    »Die Antwort ist ›Nein‹. Oder denken Sie, ich kann
hexen?«
    »Wieso wissen Sie …?«
    »Ach Leo,

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