Seepest
weiterhelfen.
Natürlich kann ich Ihnen nicht verbieten, diese Botschaft hier zu
veröffentlichen. Ich würde Ihnen allerdings abraten … könnte sonst leicht sein,
dass Sie schon morgen wieder zurückrudern müssen.«
Karin sah ihn scharf an. »Was soll das heißen? Sie
verschweigen mir doch was, Herr Wolf!«
Wolf zuckte mit den Schultern. »Verschweigen kann ich
nur etwas, was ich weiß, meine Liebe. Ich weiß aber nichts. Bestenfalls hab ich
eine Vermutung. Aber es ist zu früh, darüber zu reden. Morgen vielleicht.
Trotzdem vielen Dank.«
Er hob die Hand zum Gruß und ging davon. Nach wenigen
Schritten drehte er sich noch einmal um. »Ach, eines noch«, sagte er in bester
Columbo-Manier. »Haben Sie den Jungen nach dem Mann gefragt, der ihm den
Auftrag erteilt hat?«
»Natürlich! Ich bin schließlich keine Anfängerin«, gab
Karin gelassen zurück. »Aber Sie erwarten von einem Zwölfjährigen ja wohl keine
brauchbare Personenbeschreibung, Herr Hauptkommissar. Viel mehr als das Äußere
des Mannes schienen ihn die fünf Euro zu interessieren. Tut mir leid.«
»Schon gut …«
»Eines ist ihm aber doch aufgefallen: Der Mann hatte
offenbar eine Glatze.«
»Eine Glatze? Na sehen Sie, das ist doch schon was«,
brummte Wolf. Ein letztes Mal hob er die Hand, kurz darauf war er verschwunden.
7
Eine halbe Stunde vor Mitternacht passierte
der schwarze Mercedes CL 500 Coupé das lang gestreckte Abfertigungsgebäude des Bodensee-Airport.
Wegen des Nachtlandeverbotes herrschte um diese Zeit so gut wie kein Verkehr.
Zweihundert Meter weiter bog der Wagen von der Hauptstraße ab und folgte einem
unscheinbaren Schild mit der Aufschrift »Vorfeld, Tor 3«. Vor einem
mächtigen Stahltor kam er zum Stehen. Es versperrte die Zufahrt zu jenem Teil
des Flughafens, der Geschäfts- und Privatmaschinen vorbehalten war. Rechts und
links des Tores sicherte ein gut drei Meter hoher, stacheldrahtbewehrter Zaun
das dahinterliegende Gelände. Entlang dieser Barriere wuchsen in gleichmäßigen
Abständen Lichtmasten in die Höhe, die die freie Fläche zu beiden Seiten mit
grellem Licht übergossen. Irgendwo weit hinten waren abgestellte Maschinen
auszumachen.
Geräuschlos öffnete sich die Tür des Coupés, und eine
hünenhafte, dunkel gekleidete Gestalt entstieg dem Wagen. Misstrauisch musterte
der Mann die Umgebung. Die Sträucher, die die Zufahrt säumten, schienen ihm
nicht zu behagen. Schließlich gab er sich einen Ruck und trat an das Tor, um
nach kurzer Orientierung auf den Anmeldeknopf zu drücken.
»Ja bitte?«, quäkte eine blecherne Stimme. Sie kam aus
einem kaum sichtbaren Lautsprecher direkt über dem Knopf. Dass im selben
Augenblick an der Kamera links über ihm eine rote Leuchtdiode zu glimmen
begann, entging dem Hünen nicht.
»Guten Abend. Jacques Studer von der Biotecc AG «, antwortete er mit unüberhörbar schweizerischem
Zungenschlag. »Sagen Sie, wird die Maschine mit Herrn Rottmann an Bord
planmäßig landen?«
»Ihre Identnummer bitte«, forderte die blecherne
Stimme.
Studer rasselte eine sechsstellige
Zahlen-Buchstaben-Kombination herunter, während er gleichmütig in die Kamera
blickte.
»In Ordnung, Herr Studer. Herrn Rottmanns Maschine
wird pünktlich um dreiundzwanzig Uhr fünfundfünfzig landen. Das Tor wird um
dreiundzwanzig Uhr fünfzig für Sie geöffnet. Bitte gedulden Sie sich so lange.
Danke.«
Mit einem Knacken wurde der Lautsprecher abgeschaltet,
die rote Leuchtdiode an der Kamera erlosch. Ohne Eile ging Studer zum Wagen
zurück. Er setzte sich hinters Steuer, betätigte die Zentralverriegelung und
stellte das Radio an.
Die ersten Töne waren kaum verklungen, als
unvermittelt jemand an die Seitenscheibe pochte. Überrascht zuckte er zusammen.
Für einen, dem Vorsicht in allen Lebenslagen zur zweiten Natur geworden war und
der über außergewöhnlich scharfe Sinne verfügte, war das Pochen gleichbedeutend
mit Hammerschlägen. Kein Geräusch, keine Bewegung, kein noch so flüchtiges
Huschen hatte ihn gewarnt.
Verdammt! Das war das Letzte, was ihm passieren durfte – ausgerechnet ihm, der in der Branche als König der Bodyguards galt!
Doch Studer wäre nicht Studer gewesen, hätte er
resigniert. Mit geübtem Auge taxierte er den Mann vor der Scheibe. Er wirkte
schmächtig, auf keinen Fall sportlich – für Studer, den austrainierten
Kickboxer, jedenfalls keine Gefahr. Zwar waren die Hände des Mannes außerhalb
seines Blickfelds, doch es gab nicht den kleinsten Hinweis
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