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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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erzählen würden, was genau dort oben im Wald eigentlich passiert ist.«
    Karin nickte. Nach einem kurzen Räuspern begann sie, die Ereignisse in aller Ausführlichkeit zu schildern. Jo, von Wolf zum Mitschreiben aufgefordert, musste mehrfach um eine kurze Pause bitten, so hastig sprudelten die Sätze aus ihr heraus.
    Als Karin ihren Widersacher beschrieb, hakte Wolf nach: »Sind Sie ganz sicher, dass es sich bei dem Verfolger um einen der beiden Männer handelte, deren Phantombilder Sie im ›Seekurier‹ abgedruckt haben?«
    Â»Absolut sicher. Diese Visage würde ich auf eine halbe Meile Entfernung wiedererkennen.«
    Vögelein, der nicht zurückstehen wollte, klinkte sich ein. »Als Sie mich aus dem Wagen schmissen, Chef, bin ich, wie ausgemacht, den Weg in Richtung Startrampe entlanggerannt, bis ich irgendwann im Gebüsch eine schemenhafte Gestalt entdeckte … nein, eigentlich waren es zwei Gestalten, die miteinander rangen. Dann kam auch schon Ihre Aufforderung an den Täter, sich zu ergeben. Gleich danach rannte ein Mann weg. Ich habe ihn aufgefordert stehenzubleiben, aber er hat nicht reagiert, also habe ich einen Warnschuss abgegeben, doch der Kerl war bereits im dichten Unterholz verschwunden. Danach schien es mir wichtig, erst mal nach Frau Winter zu sehen …«
    Â»Gut gemacht, Hanno«, wurde er von Wolf unterbrochen, der fürchtete, dass Vögelein sich zu sehr in Details verlieren würde.
    Plötzlich schlug sich Karin Winter mit der Hand an die Stirn. »Ach du lieber Himmel, mein Termin … ich hab meinen Termin verschwitzt.«
    Â»Welchen Termin?«
    Â»Ich sollte um eins im Mokkas sein.«
    Jo prustete unvermittelt los. »Ich werd verrückt! Sie waren also mit dem Notar verabredet?«, sagte sie und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Karin hob fragend die Augenbrauen. »Wieso? Was wissen Sie davon?«
    Mit einem Seitenblick auf Wolf erläuterte Jo: »Ich sollte mich doch um die Nachlassregelung der gestern Verstorbenen, einer gewissen Frau von Hardenberg, kümmern …«
    Â»Moment noch, nicht so hastig«, ging Wolf mit erhobener Hand dazwischen. »Liegt denn das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchung schon vor?«
    Â»Aber ja. Akute Arsenvergiftung. Wieder einmal.« Keiner der Anwesenden schien überrascht, sodass Jo ohne Zögern fortfuhr: »Ich habe zunächst die Wohnung der alten Dame aufgesucht, sie hatte sich in einem noblen Seniorenheim im Überlinger Westen einquartiert. Durch gutes Zureden konnte ich die Heimleiterin dazu bringen, dass sie mich auch ohne Durchsuchungsbeschluss einließ. In einem Schrank bin ich auf einen Ordner gestoßen, in dem ein Schriftwechsel mit Friedhelm Sonntag abgelegt war. Dabei ging es offensichtlich um die Nachlassregelung im Falle ihres Ablebens. Also bin ich zur Kanzlei dieses Notars gefahren. Die Vorzimmerdame dort erwies sich als ungleich härtere Nuss als die Heimleiterin. Erst eine massive Drohung, Staatsanwaltschaft, Gerichtsbeschluss und so weiter, konnte sie dazu bewegen, mir wenigstens den derzeitigen Aufenthaltsort von Sonntag zu verraten: das Café Mokkas.« Sie grinste Karin an. »Dort hab ich ihn auch angetroffen. Meinte, er sei mit einer Mandantin verabredet gewesen, die habe ihn aber leider versetzt.«
    Entschuldigend hob Karin Winter die Schultern und setzte einen bedauernden Blick auf. Jo lachte kichernd und fuhr fort: »Natürlich hat er jegliche Auskunft über den Nachlass der Verstorbenen kategorisch abgelehnt – nur über seine Leiche, meinte er. Oder allenfalls mit einem richterlichen Beschluss.«
    Karin, die bei den letzten Sätzen unruhig auf ihrem Stul hin- und hergerutscht war, stand vorsichtig auf. »Tut mir leid, aber ich muss mal. Bin gleich wieder da.« Schon humpelte sie aus dem Raum.
    Â»Wie kommen wir in dieser Sache nun weiter, Chef? Besorgen Sie eine richterliche Anordnung?«
    Â»Sobald wir hier fertig sind, kümmere ich mich darum. Weiter: Was ist mit Neidling?« Die letzten Worte waren an Vögelein gerichtet.
    Â»Den hab ich vorhin endlich an seinem Schreibtisch angetroffen. Er ist widerspruchslos mit mir zu seiner Wohnung gefahren. Allerdings habe ich weder bei ihm selbst noch in seiner Wohnung oder an seinem Wagen irgendwelche Auffälligkeiten bemerkt.«
    Â»Dein Eindruck?«
    Â»Weiß nicht, der Kerl scheint sauber. Auf alle Fälle ist er

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