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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gottesfürchtig, in jedem zweiten Satz kommen Worte wie ›Gott der Herr‹ und Ähnliches vor. Als ich ihn nach seinem Alibi für Donnerstag so zwischen sechs und neun Uhr morgens fragte …«
    Â»Wieso gerade diese Zeit?«, wunderte sich Wolf.
    Â»Da muss nach Auskunft der Rechtsmedizin der alten Dame das Arsen verabreicht worden sein.«
    Jo nickte bestätigend.
    Â»Schön zu wissen«, brummte Wolf. »Was war also mit dem Alibi?«
    Â»Raten Sie mal.«
    Â»War er etwa wieder beten?«
    Â»Bravo, der Kandidat hat ein Fahrrad mit Raketenantrieb gewonnen. Und was denken Sie, wer seine Angaben bestätigt hat? Natürlich der Loske, sein Glaubensbruder. Würde mich nicht wundern, wenn die beiden in Kürze heiliggesprochen werden. Jedenfalls hab ich mich nach dem Weggang von Neidling in der Nähe seines Hauses auf die Lauer gelegt. War aber nichts; schon eine Minute später ist er wieder aufgetaucht und schnurstracks zur Arbeit gefahren.«
    Â»Klingt alles so unschuldig, dass es schon wieder verdächtig ist. So sehr kann sich deine Zeugin wohl kaum getäuscht haben … oder Grasmück, der sich das Kennzeichen ebenfalls gemerkt hatte.«
    Â»Warum nehmen wir seine Wohnung und sein Auto nicht gründlich auseinander?«, fragte Jo. »Ich meine, gerade wenn der Mann ein Meister der Verkleidung ist, wie wir vermuten, dann müsste sich davon was finden lassen. Und was ist mit seinem Alibi für die Zeit zwischen zehn und zwölf Uhr heute Vormittag?«
    Â»Ja, was ist damit?«, reichte Wolf die Frage an Vögelein weiter.
    Der wand sich etwas, ehe er verlegen zugab: »Hab ich versäumt, zu fragen. Sorry, mein Fehler.«
    Â»Dann such ihn nochmal auf, oder noch besser: Bestell ihn in die Direktion ein. Schadet nichts, wenn er sich bedrängt fühlt, im Gegenteil, vielleicht macht er aus Nervosität sogar einen Fehler – immer vorausgesetzt, er ist der, hinter dem wir her sind. Allerdings, eine Hausdurchsuchung, die können wir uns vorläufig abschminken, leider. Kein Richter wird uns dafür einen Beschluss ausstellen, nicht bei der dünnen Verdachtslage. Zum Kotzen ist das! Und wenn wir diesen Bretschwiler nicht auftreiben, dann können wir vollends einpacken.«
    Karin, die soeben wieder das Büro betreten und sich umständlich auf ihrem Stuhl niedergelassen hatte, stutzte, als sie Wolf den Namen Bretschwiler aussprechen hörte. »Moment mal – sprechen Sie von Gabriello?«, fragte sie erstaunt.
    Â»Wieso Gabriello? Der Mann, den wir suchen, heißt Gabriel Bretschwiler. Was hat der eine mit dem anderen zu tun?«
    Â»Nun, mein Gabriello heißt in Wirklichkeit Gabriel Bretschwiler. Und der Name kommt nicht eben häufig vor, wie Sie zugeben müssen. Im Übrigen muss ich leider sagen: Für Leute wie Sie eine gute Zeitung zu machen heißt echt Perlen vor die Säue zu werfen.« Sie verbiss sich ein Lachen. »Im Ernst, es ist weniger als ein Jahr her, da hat der ›Seekurier‹ einen ganzseitigen Bericht über eine Glaubensgemeinschaft gebracht, auf gut Deutsch: eine Sekte, die hier in Überlingen enormen Zulauf hat. Ihr Gründer und Leiter nennt sich Gabriello, mit bürgerlichem Namen Gabriel Bretschwiler.«
    Wolf runzelte die Stirn. Ihm schwante, dass sie diesem Mann schon wesentlich näher gewesen waren, als ihnen bewusst war. »Verraten Sie uns, wie diese Sekte heißt?«
    Â»Wenn ich es recht in Erinnerung habe, nennt Sie sich Heaven’s Gate .«
    Vögeleins Kopf, bisher über seine Notizen gebeugt, fuhr ruckartig hoch. »Sagten Sie eben Heaven’s Gate ?«
    Â»Ja. Diese Glaubensrichtung ist vor ein paar Jahren mit der Psychowelle aus den USA herübergeschwappt. Verspricht gottgefälligen Anhängern Vergebung ihrer Sünden und ewiges Leben. Wenn Sie mich fragen, so halte ich die Leute für Seelenfänger.« Bei den letzten Worten hatte sie auf die Uhr gesehen. Erschrocken sprang sie auf. »Meine Güte, wo bleibt nur mein Zeitgefühl. Ich muss dringend in die Redaktion.«
    Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um: »Ach ja, Herr Wolf, sollten Sie meinen unbekannten Retter noch einmal an der Strippe haben, bestellen Sie ihm meinen tief empfundenen Dank. Ohne ihn wäre ich jetzt wohl in den ewigen Jagdgründen. Also dann, gehaben Sie sich wohl. Und viel Erfolg auch. Wäre schön, wenn Sie

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