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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gegenüber. Du erinnerst dich an Göbbels?«
    Als ob Matuschek den je vergessen könnte! Ein ums andere Mal hatte ihm der leicht gehbehinderte, aber ungeheuer beredte Mann die Ohren abgeschwatzt. Kein Wunder, dass ihn jedermann – in unseligem Angedenken an den einstmaligen Propagandaminister – nur Göbbels nannte. »Ja, und?«, fragte er ungeduldig.
    Â»Nun hätte ich doch gerne einen Cognac. Geht das?«
    Wortlos goss Matuschek ihr einen Doppelten ein. Als hätte sie alle Zeit der Welt, führte sie genießerisch das Glas an die Lippen. Matuschek war nahe daran zu explodieren, da endlich nahm sie den Faden wieder auf. »Göbbels will den Mann, dem ich gefolgt bin, nicht kennen, und das nehm ich ihm sogar ab. Aber etwas anderes hat er mir verraten: Die beiden Toten von heute früh, Havanna und Einstein, sollen ganz schön betucht gewesen sein. Hätten in den letzten Tagen eine größere Erbschaft gemacht, wird erzählt.«
    Â»Geerbt – die? Von wem? Wie viel? Kennst du die näheren Umstände?«
    Â»Gemach, gemach, so weit bin ich noch nicht. Er konnte mir gerade noch einen Namen nennen, da lärmten plötzlich seine Kumpane herein und unterbrachen unser Gespräch«, winkte Karin ab. »Aber was nicht war, kann ja noch werden.«
    Â»Welchen Namen?«
    Â»Sonntag.«
    Â»Wer soll das sein?«
    Â»Ein Notar. Ich kenne den Mann sogar.«
    Â»Aha.« Matuschek blickte skeptisch. »Darf man fragen, was du für diese reichlich dürre Information hinblättern musstest?«
    Â»Jetzt tu mal nicht so knauserig. Wo bekommst du heute noch etwas geschenkt?«, verteidigte sich Karin, ehe sie zerknirscht einlenkte: »Du kennst Göbbels’ Tarif, unter einem Hunni läuft bei dem rein gar nichts.«
    Â»Einen Hunderter also. Das reicht immerhin für, grob gerechnet, fünfzehn Flaschen billigsten Fusel. Da hat der Mann glatt eine Woche lang ausgesorgt.«
    Matuschek ließ sich das Ganze durch den Kopf gehen, ehe er zum Generalangriff ansetzte. »Okay, lassen wir das alles mal so stehen. Dann stellt sich doch die Frage: Hängt diese ominöse Erbschaft mit den Morden zusammen? Mussten die Männer wegen des Geldes sterben?«
    Â»Das krieg ich schon noch raus. Auf jeden Fall gibt es einen Zusammenhang, da geh ich jede Wette ein. Außerdem: Wo steht geschrieben, dass wir den Leuten immer fertige Lösungen präsentieren müssen? Oft bringen ein paar kluge Fragen tausendmal mehr! Vielleicht wissen unsere Leser ja die Antwort darauf, davon hätten dann alle etwas: unsere Leser, die Bullen und nicht zuletzt wir selbst.«
    * * *
    Der Audi älterer Bauart rollte, von Meersburg kommend, in Staad von der Fähre und schlug den Weg Richtung Konstanz ein. Obwohl rein äußerlich einer Rostlaube gleichend, hatte sein Besitzer alles darangesetzt, den Wagen technisch aufzurüsten. So verbarg sich nicht nur der stärkste Motor unter der Haube, den das Werk für diesen Typ bereithielt. Per Chip-Tuning hatte man die Maschine zusätzlich gepusht, und natürlich waren Fahrwerk und Bremsanlage der Leistung angepasst und das elektronische Stabilitätsprogramm  ESP nachgerüstet worden.
    Kurz bevor der Wagen die hell erleuchtete Seerheinbrücke erreichte, die in die Konstanzer Kernstadt führt, bog er rechts ab und folgte ein Stück weit der B 33 in Richtung Radolfzell. Schon bald erstreckte sich beiderseits der Bundesstraße nur noch tristes Industrieareal. Kaum ein Mensch, kaum ein Fahrzeug war um diese Zeit unterwegs, die meisten Gebäude lagen im Dunkeln.
    Mit einer Ausnahme. Gleich einer Lichtinsel in einem Meer der Finsternis erstrahlte auf der rechten Straßenseite unvermittelt eine grelle Neonreklame. Es handelte sich um die stilisierten Silhouetten dreier unzweifelhaft weiblicher, noch dazu splitternackter Wesen, allesamt gut vier Meter hoch, die in lasziven Posen über die Fassade des ehemaligen Fabrikgebäudes zu hüpfen schienen – ein kleines technisches Wunderwerk, das seinen Effekt einer gekonnten Programmierung verdankte. Das Gebilde ließ Vorüberfahrende keine Sekunde lang darüber im Zweifel, welche Art von Dienstleistungen sie hinter der blinkenden Fassade erwartete.
    Zusammen mit einer benachbarten Fernfahrerraststätte und mehreren anrüchigen Kneipen bildete der Schuppen so etwas wie die Amüsiermeile der grenznahen Region, um

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