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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Ende.
    Der Platz, wie auch der Strandweg von nur wenigen Laternen beleuchtet, war nur schwach frequentiert. Zu dieser Jahreszeit hatte man das Bad bereits winterfest eingemottet, außer einigen Anliegern und ein paar Besuchern der umliegenden Freizeitanlagen verirrte sich kaum jemand hierher.
    Jo hatte den Taxichauffeur angewiesen, in sicherer Entfernung abzuwarten und die Lichter zu löschen. Noch während sie überlegte, ob sie Verstärkung rufen sollte, stieg der Golffahrer aus. Beim Abschließen des Wagens sah er sich unauffällig um, bevor er sich in Richtung Nussdorf in Bewegung setzte.
    Jo griff nach ihrem Handy, als der Penner nach wenigen Metern anhielt, sich kurz an einem Tor zu schaffen machte und Augenblicke später auf dem dahinter liegenden Seegrundstück verschwand. Damit waren die Würfel gefallen, der Anruf bei Wolf musste warten.
    Â»Was bin ich Ihnen schuldig?«, wandte sie sich hastig an den Taxifahrer.
    Â»Siebenfuffzich, Frau Kommissarin«, antwortete der nach einem kurzen Blick auf den Taxameter und stellte bereits eine Quittung aus. Fix, der Mann, dachte Jo; da war sie von Taxifahrern anderes gewohnt. Sie gab ihm einen Zehn-Euro-Schein. »Stimmt so.«
    Â»Danke, Lady. Wenn Sie wollen, warte ich hier gerne auf Sie, ich mache Ihnen auch einen Sonderpreis.«
    Â»Vielen Dank, nicht nötig, Herr Schürmann.« Sie hatte seinen Namen auf der Quittung gelesen. »Kompliment, Sie fahren sehr gut. Sollte ich mal wieder jemanden verfolgen müssen und gerade kein Dienstfahrzeug dabeihaben, dann nur mit Ihnen«, grinste sie. »Das heißt, falls Sie rechtzeitig zur Stelle sind.«
    Im Weggehen hob sie kurz die Hand, wenige Augenblicke später stand sie vor dem Tor. Ein Schild, im diffusen Umgebungslicht gerade noch lesbar, teilte mit, dass es sich bei dem mit einer hohen Ligusterhecke umfriedeten Grundstück um das Areal des Überlinger Ruderclubs handelte, gemeinhin unter dem Kürzel ÜRC bekannt. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, Grundstück und Gebäude lagen im Dunkeln, offenbar herrschte an diesem Abend kein Trainingsbetrieb.
    Jo versuchte, das Tor zu öffnen. Es war unverschlossen. Vorsichtig ging sie weiter, Kies knirschte unter ihren Schuhen, sodass sie auf die Rasenfläche seitlich des Weges auswich, wo ihre Schritte nicht mehr zu hören waren. Dafür musste sie sich vor herumstehenden Trailern in Acht nehmen. Die Anhänger wurden während der Rudersaison zum Transport der Boote benutzt und in der regattalosen Zeit hier abgestellt.
    Leise fluchte Jo vor sich hin. Wieso hatte sie keine Taschenlampe mitgenommen? Sollte sie vielleicht doch Verstärkung herbeirufen? Nein, entschied sie, bloß jetzt nicht telefonieren; sie fürchtete, ihre Stimme könnte sie verraten. Mit äußerster Vorsicht schlich sie weiter, bis vor ihr ein unförmiger Schatten aus dem Boden wuchs: die Bootshalle, groß wie ein Mehrfamilienhaus, dunkel und bedrohlich.
    An der dem Strandweg zugewandten Seite des Gebäudes erkannte sie ein größeres Schiebetor, dicht daneben eine Schlupftür. War der Golffahrer durch diese Tür in das Innere des Bootshauses gelangt? So musste es sein, schließlich wies nicht die geringste Bewegung, kein noch so leichtes Geräusch auf die Anwesenheit eines Menschen außerhalb der Halle hin.
    Was konnte der Mann hier wollen? Hatte er die Halle zu seinem Domizil erkoren? Wohl kaum. Als Pennerunterkunft war das Gebäude absolut ungeeignet: zu betriebsam, zu exponiert, die Ruderer hätten ihn umgehend an die Luft gesetzt. Außerdem – wie passten eine solche Bleibe und der Besitz eines Wagens zusammen? Vielleicht wollte er sich auch nur mit jemandem treffen? Warum aber gerade hier? Welche Beziehung bestand zwischen ihm und diesem Club? Die Angelegenheit war und blieb zunächst rätselhaft.
    Jo schwante Böses: Wollte sie Antworten auf ihre Fragen haben, musste sie wohl oder übel da rein. Sorgfältig sichernd schlich sie einmal um das ganze Gebäude. Auf der gegenüberliegenden Stirnseite entdeckte sie einen weiteren Zugang, durch den vermutlich die Boote zum Anlegesteg getragen wurden. Zwar gab es an den Seitenwänden auch mehrere Fenster, sie waren jedoch, zumindest im Augenblick, mit schweren Holzläden verrammelt.
    Als Jo erneut an der Gebäudevorderseite anlangte, holte sie erst mal tief Luft, ehe sie vorsichtig den Metallgriff der Schlupftür

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