Segel aus Stein
... und...«
»Das war die Assistentin«, antwortete Ella Algotsson, als ob sie Direktor von SKF wäre. »Sie ist nicht da, Sie können also wieder gehen.«
»Aber wir wollten mit Ihnen sprechen, Frau Algotsson.«
»Fräulein.«
»Fräulein Algotsson«, korrigierte Ringmar sich, »mir wurde gesagt, wir könnten einen Augenblick mit Ihnen und Ihrem Bruder sprechen.« Er holte seine Brieftasche hervor und zeigte ihr seinen Ausweis. »Ich heiße Bertil Ringmar und bin Kriminalkommissar aus Göteborg, dieser junge Mann heißt Erik Winter, und er ist mein Assistent.«
Winter zeigte seinen Ausweis. Ella Algotsson sah ihn sich an, dann Winter und wieder Ringmar.
»Kann er wirklich kochen?«
»Kochen?« Ringmar zeigte auf Winter. »Das kann er am allerbesten.«
»Arne schläft«, sagte sie.
»Dürfen wir warten?«, fragte Ringmar.
»Arne ist müde.«
»Wir können später noch mal wiederkommen«, sagte Ringmar.
Sie antwortete nicht.
»Ist jemand anders hier gewesen und hat nach Arne gefragt?«, fuhr Ringmar fort.
»Wie bitte?«
»Als Sie die Tür öffneten, wollten Sie wissen, was nun schon wieder sei.«
»Axel war hier«, sagte sie.
Ringmar sah Winter an.
»Axel?« Ringmar hatte die Befragung übernommen. Sein Assistent besaß genug Verstand, um seinen Platz zu kennen und den Mund zu halten. Winter war ein paar Schritte zurückgetreten. »Axel Osvald?« Ringmar beugte sich ein wenig näher. Sie schien schwerhörig zu sein. »Ist Axel Osvald kürzlich hier gewesen und hat mit Arne gesprochen?«
»Vor einigen Wochen«, antwortete sie ohne Zögern. »Sie haben in der guten Stube gesessen. Ich war nicht da.«
»Worüber haben sie gesprochen?«
»Die reden doch immer von früher«, sagte sie. »Über was anderes kann Arne gar nicht reden. Alles andere hat er vergessen. Aber an die Vergangenheit kann er sich erinnern.«
»Dann kommen wir etwas später wieder«, sagte Ringmar.
»Sein Sohn Erik war auch hier«, sagte sie. Ringmar hatte gar nichts mehr gefragt. Aber er hatte ihr Vertrauen gewonnen. Sie hatte nicht danach gefragt, in welcher Angelegenheit der Kommissar gekommen war, warum er mit ihrem alten Bruder sprechen wollte. Das schien ihr keine Sorgen zu bereiten. Wusste sie etwas? Etwas mehr, als dass John Osvald vor langer Zeit verschwand? Winter versuchte ihr Gesicht unter den Runzeln zu erkennen, ihr Gesicht, und da waren Augen, die eine merkwürdige blauschimmernde Farbe hatten, die wie eine Lichtquelle in dem trüben Vorraum wirkte, wo sie stand, diese Augen waren die ganze Zeit auf Ringmar gerichtet. Wusste sie etwas, das ihr Bruder Arne einmal gewusst, aber längst vergessen hatte? Hütete sie ein Geheimnis? Sie hatte gesagt, dass Axel und Erik Osvald ihren Bruder besucht hatten, aber vielleicht hatten sie auch mit ihr gesprochen.
»Erik?«, sagte Ringmar. »Erik Osvald?«
»Ja.«
»War er mit seinem Vater zusammen hier?« »Nein. Das war hinterher.«
Moa Ringmar ließ die Kiste los und richtete sich auf. Sie sah erst Aneta und dann Halders an. Jetzt erkennt sie mich, dachte Aneta. Sie hatte die Frage gestellt: »Was machen Sie denn hier, Moa?«
»Hat mein Vater es Ihnen nicht erzählt? Hat er Sie nicht geschickt?« In Moa Ringmars Augen war ein schärferer Glanz gekommen.
»Moa!«, sagte Halders. »Jetzt klickert's. Sie sind Moa Ringmar.«
»Bertil hat uns nicht geschickt«, sagte Aneta Djanali.
»Wir sind dienstlich hier. Und er hat auch keine Ahnung, was wir hier machen.«
»Der Staat kann es sich nicht leisten, uns auch noch als Umzugshelfer arbeiten zu lassen«, sagte Halders.
»Ich meine, ob er wollte, dass Sie ganz prinzipiell ein Auge auf mich haben«, ergänzte Moa Ringmar.
»Warum sollten wir das?«, fragte Aneta Djanali.
»Weil dies hier ein gefährliches, unbekanntes Terrain für jemanden aus dem idyllischen Kungsladugärd ist«, sagte Moa.
Verlass dich nie auf Idyllen, dachte Aneta Djanali. Die sind noch schlimmer.
»In welche Wohnung ziehen Sie ein?«, fragte Halders.
Sie erzählte es, und er fragte, wer sie ihr vermietet habe.
»Er heißt Lindsten.«
»In Untermiete?«
»Ja . bis auf weiteres. Es ist ja eine Mietwohnung. Es könnte.«
Sie verstummte und schaute vom einen zum anderen.
»Hab ich hier irgendwas Ungesetzliches gemacht?«, fragte sie. »Für den Vermieter sollte es kein Problem sein.«
»Ich werde Ihnen etwas erzählen, Moa«, sagte Halders.
Ringmar atmete tief ein und aus, oben auf einer Klippe hinter den Häusern. Sie konnten das offene Meer
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