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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Theke erstarrte, als ob sie eine Bestellung befürchtete. Nein, das war es nicht. Das Paar sah sich um. Der Mann sagte etwas, und jetzt verstand er, was der Mann sagte und erkannte die Sprache. Er trug selbst Reste dieser Sprache in sich. Er dachte nicht mehr daran, aber er hörte die Worte und könnte sie immer noch zusammensetzen, wenn er es müsste.
    Er musste aber nicht.
    Er bestellte noch ein Glas bei der Frau, die ihn nicht sah. Er trank mit dem Rücken zu dem Paar, das am Fenster saß und über die Viadukte und das Meer schaute.
    Frans war nicht der Erste gewesen.
    In den Strömungen umarmten die Körper einander.
    Jesus, Jesus!
    Als er auf die Straße kam, fuhr ein Laster voller Fisch vorbei. Er wusste, woher der Laster kam und wohin er fuhr. Der Laster schlingerte die Straße hinunter, in westliche Richtung. Er nahm den Fischgeruch durch die Dieselabgase wahr oder bildete es sich jedenfalls ein. Natürlich bildete er sich das nur ein.
    Der Laster raste in den Tunnel, eine Gefahr für die entgegenkommenden Autos. Er wartete auf den Knall, hörte jedoch nichts, diesmal nicht. Er hörte nur das vertraute Dröhnen, als sich der Motor auf der anderen Seite den Hang hinaufarbeitete.
    Dorthin ging er nie mehr. Nie mehr!

9
    Aneta Djanali bereitete sich ihr Frühstück, während die bösen Träume sich durch ihren Kopf schlängelten wie ein hartnäckiger Nebel. Sie goss Wasser in den Kocher, vergaß aber, den Strom einzuschalten, und wartete vergeblich, bis sie es merkte und sich umschaute, um zu sehen, ob jemand hinter ihr stand und grinste.
    Da stand niemand.
    Manchmal hätte sie es gern gehabt, wenn jemand hinter ihr stünde und in Gelächter ausbräche über ihre Dusseleien. Jemand, der immer da war. Manchmal stand Fredrik dort, und an seinem Gelächter war nichts auszusetzen, aber er war nicht immer da.
    Und sie stand nicht immer in seiner Küche.
    Waren sie ein Paar? Ein Paar, das getrennt wohnte? Nein. Das setzte ein Verhältnis voraus, das man Verhältnis nennen konnte, also etwas Akzeptiertes und ... tja, etwas Konfirmiertes, Konstatiertes, Konzi...
    Etwas Selbstverständliches. Für beide Teile. So weit waren sie noch nicht, Fredrik und sie. Und warum nicht? Oder waren sie dorthin unterwegs, ohne dass man es konstatieren oder überhaupt darüber nachdenken musste?
    Das Leben ist kompliziert.
    Sie toastete zwei Scheiben Brot gleichzeitig. Das war komplizierter als nur eine Scheibe zu toasten, aber verglichen mit anderem in ihrem Leben war es doch nicht so kompliziert. Sie bestrich die Scheiben mit Butter, legte Käse darauf und gab ein paar Löffel Brombeermarmelade darüber. Einfache, klare Handgriffe, genau wie das Teekochen: Milch in die Tasse, den Tee darüber gießen, zwei Stück Zucker hinein, umrühren, abkühlen lassen. Den Tee trinken. Das Brot essen. Das Gehirn leeren. Für eine Viertelstunde.
    Der Mond war immer noch da, als sie hinauskam, aber er verbarg sich hinter dünnen Wolkenschleiern, wie hinter einem Nebel. Ihr Auto stand im Schatten, die Sonne leuchtete fröhlich von einem anderen Teil des Himmels. Das Auto war kalt, als sie sich hineinsetzte, im Leder hing noch ein Duft nach der Nacht. An diesem Morgen wollte die Nacht nicht weichen. So dachte sie.
    Sie fuhr in südliche Richtung. Am Linneplatsen war ein Stau. Die drei Spuren bewegten sich im Schritttempo. Ein Idiot rechts von ihr gab unaufhörlich Gas, starrte sie an, gab wieder Gas, starrte sie aus seinem Audi an.
    Sollte sie die Tür aufreißen und ihm ihren Ausweis zeigen?
    Die Ampel wurde grün und der Idiot schoss davon, auf dem Weg nach Le Mans, zum Nürburgring, kam sieben Meter voran, scherte nach rechts aus, scherte nach links aus, gab Gas, unterwegs zu einem verspäteten Start in Monte Carlo, donnerte an einigen Asphaltkochern vorbei, und den Straßenbauarbeitern flogen im Windzug die Kappen davon.
    Aneta Djanali hob den Hörer ab, rief die Leitzentrale an und nannte das Kennzeichen des verschwindenden Autos.
    Diesmal würde Audi das Ziel nicht erreichen.
    Sie hatte das rassistische Blitzen in seinen Augen gesehen.
    Dafür entwickelte man bald Sensibilität. Gebräunte Haut aus Afrika rief immer Reaktionen hervor, unabhängig vom Jahr, Jahrzehnt, Jahrhundert, Jahrtausend. Du weißt doch wohl, dass der Mensch ursprünglich aus Afrika stammt?, hatte sie einmal gesagt, als Fredrik wieder mal Rassist spielte. Ja, er spielte. Das war am Anfang gewesen, dann hatte er aufgehört.
    Sie fuhr die Steigung zum Sahlgrenska hinauf, sie

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