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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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abspringen müssen, wußte ich nicht. Seine Karte deutete jedoch an, daß er eine Zeitlang im Wasser geschwommen war. Ich fragte ihn danach, als der Krieg zu Ende war. Er machte ein verdutztes Gesicht und antwortete: »Mom, wie kommst du nur auf diese Idee? Ich habe den Krieg in Washington, D. C., verbracht und dabei Scotch mit meinem Gegenstück in der British Aircraft Commission getrunken. Er hatte den Scotch besorgt – hatte es irgendwie geschafft, ihn von Bermuda aus einzufliegen.«
    Woodrow hielt sich nicht immer strikt an die Wahrheit.
    Mal sehen – Theodore Ira, mein Baby aus dem Ersten Weltkrieg, zog mit dem 110. Kampfpionierregiment aus Kansas City los und verbrachte den größten Teil des Krieges in Noumea mit dem Bau von Landebahnen, Docks und dergleichen. Nancys Ehemann und Eleanors Sohn Jonathan war Kolonnenbefehlshaber bei Pattons Panzern, als sie die Russen aus der Tschechoslowakei vertrieben. Nancy half bei der Aufstellung des Frauenhilfskorps und hatte bei Kriegsende einen höheren Rang inne als ihr Gatte, was uns alle ungeheuer amüsierte, sogar Jonathan selbst. George gehörte zunächst zum Hauptquartier der 35. Division, landete aber schließlich beim Militär-geheimdienst, so daß ich bis heute nicht weiß, was er alles getrieben hat. Brian junior nahm im März 1944 an der Landung bei Marseilles teil, erwischte einen Geschoß-splitter im linken Oberschenkel und landete schließlich als Ausbilder in Salisbury, England.
    Meine Briefe an Vater erhielt ich 1942 vom nationalen Hauptquartier des AFS mit offiziellem Bedauern zurück.
    Richards Frau Marian wohnte während Richards Zeit in Camp Pendleton ganz in der Nähe, in San Juan Capistrano. Als er an die Front mußte, lud ich sie mit ihren vier Kindern zu uns ein. Ein fünftes brachte sie kurz nach ihrem Einzug bei uns zur Welt. Zu zweit wurden wir mit insgesamt sieben Kindern leichter fertig als jede von uns vorher allein mit den eigenen. Wir organisierten die Arbeit so, daß eine von uns jeden Nachmittag im Letterman Army Hospital aushelfen konnte. Sie fuhr dazu mit dem Bus zum Presidio (und sparte damit eine Benzinzuteilung) und kehrte mit Brian zurück. Ich liebte Marian; sie stand mir so nahe wie die eigenen Töchter.
    Und so war sie bei uns, als sie das Telegramm erhielt. Richard hatte sich auf Iwo Jima das Navy Cross verdient – posthum.
    Etwas über fünf Monate später zerstörten wir Tokio und Kobe. Kaiser Akihito und seine Minister schockierten uns, indem sie sich alle rituell den Bauch aufschlitzten, zuerst die Minister, dann der Kaiser, nachdem letzterer ihnen noch verkündet hatte, es hätte ihn beruhigt, von Präsident Barkley zu erfahren, daß Kyoto verschont würde. Die Sache war um so erschreckender, als es sich bei Kaiser Akihito um einen nicht ganz zwölfjährigen Jungen handelte, jünger noch als mein Sohn Patrick Henry.
    Wir werden die Japaner nie verstehen, aber der lange Krieg war endlich vorüber.
    Ich frage mich, was wohl geschehen wäre, hätte nicht der Vater des Kaisers, Kaiser Hirohito, bei einem unserer Luftangriffe, dem Unternehmen »Star Festival«, den Tod gefunden. Er galt als so »verwestlicht«. Die anderen relevanten Zeitlinien, drei und sechs, geben darauf auch keine Antwort. Hirohito scheint der Gefangene seiner Minister gewesen zu sein, zwar regierender Monarch, aber ohne Macht.
    Sobald Japan kapituliert hatte, bat Brian um frühzeitige Entlassung, wurde jedoch zunächst nach Texas beordert – als erstes nach Amarillo, dann nach Dallas –, um bei Vertragsterminierungen zu assistieren (die einzige Gelegenheit, denke ich, zu der er es bedauerte, 1938 sein Anwaltsexamen bestanden zu haben). Es war jedoch damals sicher eine gute Idee, aus San Francisco wegzuziehen und uns an einem Ort niederzulassen, wo uns niemand kannte – denn kaum in Texas, wurde aus Marian eine gewisse »Maureen J. Smith«, während ich mir das Haar färbte und mich in Marians verwitwete Mutter mit Namen »Marian Hardy« verwandelte. Und es geschah nicht zu früh, denn man erkannte allmählich, daß sie schwanger war. Vier Monate später brachte sie Richard Brian zur Welt. Gegenüber der Stiftung spielten wir natürlich mit offenen Karten und registrierten dort korrekt die Eltern Marians Neugeborenen: Marian Justin Hardy und Brian Smith sr.
    Zu erklären, was als nächstes geschah, fällt mir schwer, weil es drei verschiedene Standpunkte dazu gibt und ich mir sicher bin, daß die beiden anderen so fair sind wie meiner – ja, eher noch

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