Segeln im Sonnenwind
schuldig, auch noch einen Anwalt zu suchen, Zeugen zu bestimmen und vor Gericht zu erscheinen. Ich war ja kooperativ, aber die Arbeit sollten die beiden gefälligst selbst erledigen.
Brian gab nach, sobald er erkannte, wie ernst es mir war. Marian ärgerte sich über mich und hörte auf zu lächeln und mit mir zu sprechen. Schließlich gelang es mir, sie festzuhalten, als sie gerade aus dem Wohnzimmer kam, während ich hinein wollte. »Marian!«
Sie blieb stehen. »Ja, Mutter?«
»Hör bitte auf, so zu tun, als wären deine Gefühle verletzt. Ich möchte dich wieder lächeln sehen und lachen hören wie früher. Du hast mich gebeten, dir meinen Mann zu überlassen, und ich war einverstanden. Jetzt solltest du ebenfalls kooperieren. Statt dessen führst du dich auf wie ein verdorbenes Kind. Tatsächlich bist du sogar ein verdorbenes Kind.«
»Wie unfair du bist!«
»Mädchen, Mädchen!«
Ich drehte mich zu Brian um. » Ich bin kein Mädchen mehr. Ich bin seit siebenundvierzig Jahren deine Ehefrau. Solange ich hier bin, erwarte ich, mit Respekt und Wärme behandelt zu werden. Ich erwarte keine Dankbarkeit von Marian; mein Vater lehrte mich schon vor vielen Jahren, niemals Dankbarkeit zu erwarten, weil es seinen Worten nach so etwas nicht gäbe. Marian könnte jedoch aus Höflichkeit wenigstens so tun als ob. Oder sie könnte auf der Stelle ausziehen. Noch in dieser Minute! Falls ihr beide von mir erwartet, daß ich nicht gegen diese Scheidung ankämpfe, könntet ihr zumindest ein bißchen Verständnis für mich zeigen.«
Ich ging in mein Zimmer, legte mich ins Bett, weinte ein wenig und fiel dann in einen unruhigen Schlaf.
Eine halbe Stunde (oder eine Stunde) später wurde ich von einem Klopfen an der Tür geweckt. »Ja?«
»Mama, ich bin es, Marian. Darf ich hereinkommen?«
»Sicher, Schatz.«
Sie trat ein, schloß die Tür hinter sich und sah mich an. Ihr Kinn zitterte, und sie brach in Tränen aus. Ich richtete mich auf und breitete die Arme aus. »Komm zu mir, Liebes.«
Das beendete meine Probleme mit Marian, nicht jedoch die mit Brian. Am folgenden Wochenende wies er darauf hin, daß die Conditio sine qua non einer einvernehmlichen Scheidung eine einvernehmliche Eigentumsregelung zwischen den Parteien war. Er hatte eine dicke Aktentasche mit nach Hause gebracht. »Ich habe alle wichtigen Papiere da. Sollen wir sie einmal durchgehen?«
»Nur zu.« (Sinnlos, einen Besuch beim Zahnarzt hinauszuschieben.)
Er stellte die Aktentasche auf den Eßtisch. »Hier ist genug Platz.« Er setzte sich.
Ich nahm links von ihm Platz, Marian mir gegenüber. »Nein, Marian«, sagte ich. »Ich möchte das unter vier Augen besprechen. Du bist entschuldigt, Liebes. Und achte bitte darauf, daß auch die Kinder draußen bleiben.«
Sie erhob sich mit ausdruckslosem Gesicht. Brian streckte die Hand aus und hielt sie fest. »Maureen, Marian ist ebenfalls eine interessierte Partei. Es geht auch sie an.«
»Entschuldige, aber das tut es nicht.«
»Wieso bestehst du darauf?«
»Was du hier vorlegst, worum sich diese Dokumente drehen, das ist unser gemeinsames Eigentum, das wir im Verlauf unserer Ehe erworben haben. Nichts davon gehört Marian, und ich möchte die Angelegenheit nicht in Gegenwart einer dritten Partei erörtern. Wenn sie sich von dir scheiden läßt, ist sie beim Aufteilen dabei und bin ich es nicht. Heute, Brian, geht es um eine Klärung zwischen dir und mir und niemandem sonst.«
»Was meinst du damit – wenn sie sich von mir scheiden läßt?«
»Korrektur: Falls sie sich mal von dir scheiden läßt.« (Das tat sie 1966 dann auch tatsächlich.) »Brian, hast du eine Addiermaschine mitgebracht? Ach, vergiß es, ich benötige nur einen scharfen Bleistift.«
Marian wechselte einen Blick mit Brian, ging hinaus und schloß die Tür. »Maureen, warum bist du immer so hart zu ihr?« wollte er wissen.
»Benimm dich bitte, Briney. Du hättest gar nicht erst versuchen sollen, sie hinzuzuziehen, und du weißt es. Sollen wir das jetzt in aller Höflichkeit erledigen oder warten wir, bis ich einen Anwalt gerufen habe?«
»Ich sehe keinen Grund, warum wir das nicht selbst erledigen sollten. Und ich sehe noch weniger ein, warum ein Anwalt Einblick in meine privaten Geschäfte nehmen sollte.«
»Und ich sehe noch weniger ein, warum deine Verlobte sich meine anschauen sollte. Briney, hör auf, dich wie Woodie mit sechs Jahren zu benehmen! Nun, wie sehen deine Pläne aus?«
»Nun, zunächst müssen wir uns um die
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