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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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fairer, muß ich einräumen. Vater hatte mich schon mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor darauf hingewiesen, daß ich ein unmoralisches Luder bin und mich demzufolge nur auf pragmatische Überlegungen verstehe, nicht auf moralische.
    Ich unternahm keinen Versuch, meinem Mann das Bett meiner Schwiegertochter zu verwehren. Briney und ich haben nie Besitzansprüche aufeinander erhoben. Wir fanden es okay, Sex aus Spaß zu betreiben, und wir verfügten damals bereits seit Jahren über Regeln für zivilisierten Ehebruch. Was mich ein wenig überraschte, war, daß Marian sich keine Mühe gegeben hatte, eine Schwängerung durch Brian zu verhindern – zumindest hatte sie mich vorher nicht konsultiert. (Falls sie Brian konsultierte, hat er es jedenfalls nie erwähnt. Männer zeichnen sich jedoch im allgemeinen durch die Neigung aus, ihren Samen einfach wie aus einem Wasserschlauch zu verspritzen und den Frauen die Entscheidung zu überlassen, ob sie aus dem Saft Nutzen ziehen möchten.)
    Trotzdem war ich nur etwas erstaunt, aber nicht böse. Ich erkenne auch den natürlichen Reflex an, aus dem heraus eine frischgebackene Witwe wenn möglich gleich als erstes die Beine breit macht und bitterlich schluchzend ihren Bauch einsetzt, um den verlorenen Schatz zu ersetzen. Es handelt sich dabei um einen Überlebens-mechanismus, der nicht auf Kriegszeiten begrenzt ist, wenn er auch zu diesen stark zunimmt – wie eine statistische Analyse beweist.
    (Ich habe gehört, daß es Männer gibt, die in den Zeitungen die Todesanzeigen lesen und dann an den Begräbnissen verheirateter Männer teilnehmen, um Witwen kennenzulernen. Das ist natürlich ein schmutziger Trick und rechtfertigt wahrscheinlich die Kastration. Andererseits wären uns die fraglichen Witwen dafür vielleicht nicht dankbar.)
    Wie gesagt – wir zogen nach Dallas, und eine Zeitlang verlief das Leben zufriedenstellend. Brian war einfach ein Mann mit zwei Frauen, eine für Howard-Leute nicht ungewöhnliche Situation – man mußte nur die Jalousien vor den Nachbarn zuziehen, wie es einige Mormonen tun.
    Nicht lange nach der Geburt von Marians jüngstem Kind kam Brian zu mir, eindeutig, um mir irgendwas zu sagen, was er jedoch nicht richtig herausbekam. Schließlich sagte ich: »Sieh mal, Liebling, ich kann keine Gedanken lesen. Was immer es ist, rücke endlich heraus damit!«
    »Marian möchte die Scheidung.«
    »Wie bitte? Briney, du verwirrst mich. Wenn es ihr bei uns nicht mehr gefällt, braucht sie doch nur auszuziehen. Tut mir leid, das zu erfahren, nachdem wir uns ihretwegen und ihrer Kinder wegen soviel Mühe gegeben haben. Soll ich mal mit ihr reden?«
    »Ach verdammt, ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt! Sie möchte, daß du dich scheiden läßt, damit sie mich heiraten kann.«
    Mein Mund klappte auf, dann mußte ich lachen. »Du meine Güte, Briney, was in aller Welt hat sie nur auf die Idee gebracht, ich könnte so etwas jemals tun? Ich möchte mich nicht von dir scheiden lassen; du bist der netteste Ehemann, den ein Mädel haben kann. Es macht mir nichts aus, dich mit anderen zu teilen… aber dich loswerden? Ich werde mit ihr reden. Wo ist sie? Ich nehme sie mit ins Bett und erkläre es ihr so nett wie nur möglich.« Ich packte ihn an den Schultern und küßte ihn.
    Danach hielt ich seine Schultern fest und musterte ihn. »Heh, warte mal! Du möchtest dich scheiden lassen, nicht wahr?«
    Er sagte nichts, sondern schaute nur betreten drein.
    Ich seufzte. »Armer Briney! Wir Frauen gestalten dein Leben ganz schön kompliziert, nicht wahr? Wir laufen dir überallhin nach, setzen uns auf deinen Schoß und flüstern dir Sachen ins Ohr. Selbst deine Töchter verführen dich wie diesen Typen aus dem Alten Testament – wie hieß er doch gleich? Und jetzt sogar die Schwiegertöchter! Hör auf, so ein Gesicht zu machen, Liebster. Ich habe dir keinen Ring durch die Nase gezogen.«
    »Du tust es?« Er wirkte erleichtert.
    »Ich? Was denn?«
    »Dich von mir scheiden lassen.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Aber du sagtest doch…«
    »Ich sagte, daß ich dir keinen Ring durch die Nase gezogen habe. Wenn du die Scheidung möchtest, widersetze ich mich dem nicht. Wenn du möchtest, kannst du es nach Muslimart tun. Sag einfach dreimal: ›Ich scheide mich von dir‹, und ich packe sofort meine Sachen.«
    Vielleicht hätte ich in dieser Frage nicht so entschlossen sein sollen, aber schließlich war ich keinem von beiden das ganze Theater – und das Trauma –

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