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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Swope Park. Viel zu riskant.« (Maureen, wieso erzählst gerade du das?)
    Alle drei waren gute Kinder, und ich hatte keine Probleme mit ihnen. Von ein wenig Aufsicht abgesehen, lief der Haushalt wie von selbst, und mir blieb reichlich Zeit für die Schule. Als Susan im August 1952 heiratete, hatte ich nicht nur einen, sondern vier Abschlüsse gemacht: Bakkalaureus der Rechte, Magister der naturwissen-schaftlichen Fakultät und Doktor der Philosophie. Grotesk, nicht wahr?
    Und so gelangte das Kaninchen in den Zylinder:
    Ich konnte keinen High-School-Abschluß nachweisen, da einer von 1898 schrecklich schlecht zu meinem offiziellen Howard-Alter von vierundvierzig im Jahr 1946 gepaßt hätte. Wann immer möglich trug ich »über einundzwanzig« ein, aber wenn man mich festnagelte, zog ich mich auf die Howard-Angabe zurück, und ich mied Situationen, die mich mit irgend etwas in Zusammenhang bringen konnten, das vor 1910 geschehen war. Meist hielt ich einfach den Mund und ersparte mir Sprüche wie »Kennen Sie den und den?« und »Wissen Sie noch?«.
    So schrieb ich mich bei der KCU nicht als Erstsemester, sondern zunächst nur als Gasthörerin ein. Wenn ich dann einen Abschluß zur Sprache brachte, feilschte ich nicht wegen der Gebühren, die mir für Sonderprüfungen abverlangt wurden, um festzustellen, welche Voraussetzungen ich in englischer und amerikanischer Literatur, in amerikanischer Geschichte, Weltgeschichte, Mathematik, Latein, Griechisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Anatomie, Physiologie, Chemie, Physik und allgemeiner Naturwissenschaft mitbrachte. Den Rest des Semesters verwandte ich darauf, in regelmäßigen Abständen eine dieser Prüfungen nach der anderen abzulegen, wobei ich auch nachts lernte und manchmal statt eines Nachtisches eine zusätzliche Vorlesung auf der anderen Seite des Boulevard zu mir nahm.
    Kurz vor Beginn des Sommersemesters wurde ich ins Büro des Dekans für Studienfragen, Dr. Bannister, gerufen. »Setzen Sie sich bitte, Mrs. Johnson.«
    Ich setzte mich und wartete. Das Erscheinungsbild Dr. Bannisters erinnerte mich an Mr. Clemens, obwohl er keinen weißen Anzug trug und (Gott sei Dank!) nicht diese entsetzlichen Zigarren rauchte. Auch er besaß jedoch diesen unordentlichen weißen Haarkranz und diesen Ausdruck eines jovialen Satans. Er gefiel mir auf Anhieb.
    »Sie haben nun Ihre Sonderprüfungen abgeschlossen«, fuhr er fort. »Darf ich fragen, welchen Status Sie zu erhalten hofften?«
    »Ich habe gar nichts erwartet, Doktor. Ich bat um die Prüfungen, um festzustellen, wo ich stehe.«
    »Hmmm. Ihr Bewerbungsschreiben nennt keine Schulen.«
    »Ich erhielt Privatunterricht, Sir.«
    »Ich verstehe. Haben Sie niemals eine Schule besucht?«
    »Doch, eine ganze Anzahl, Sir, allerdings jeweils nur kurz – nie lange genug, um Zeugnisse nachweisen zu können. Mein Vater war viel auf Reisen.«
    »Was hat er getan?«
    »Er war Arzt, Sir.«
    »Sie haben in der Vergangenheit gesprochen.«
    »Er fiel in der Schlacht um England, Doktor.«
    »Oh, das tut mir leid. Mrs. Johnson, Ihr korrekter Status wäre der eines Bakkalaureus der philosophischen Fakultät – nein, nein, hören Sie mir gut zu: Wir können diesen Abschluß nicht allein auf der Basis einer Prüfung verleihen, ohne daß Sie vorher studiert haben. Gedenken Sie, die nächsten beiden Semester im Studienjahr 1946-47 auf dem Campus zu verbringen?«
    »Gewiß. Und darüber hinaus die diesjährige Sommerschule. Und noch mehr, da ich beabsichtige, als Doktorandin fortzufahren, sobald ich den Bakkalaureus erworben habe.«
    »Tatsächlich! Auf welchem Gebiet?«
    »Philosophie. Speziell Metaphysik.«
    »Nun ja! Mrs. Johnson, Sie versetzen mich in Erstaunen. In Ihrer Bewerbung beschreiben Sie sich als ›Hausfrau‹.«
    »Das ist korrekt, Doktor. Ich habe noch drei Kinder zu Hause. Zwei davon sind allerdings heranwachsende Mädchen, die beide gut kochen können. Wenn wir Kochen und Hausarbeit unter uns aufteilen, finden wir alle Zeit, zur Schule zu gehen. Ich kann Ihnen darüber hinaus versichern, daß Spülwasser und das Reich der reinen Gedanken nicht prinzipiell unverträglich sind. Ich bin inzwischen eine Großmutter, die nie Zeit fürs College gefunden hat, aber nicht glauben kann, daß sie zu alt dafür ist. Diese Oma möchte sich nicht einfach nur ans Feuer setzen und stricken.« Dann setzte ich noch hinzu: »Dr. Will Durant hat 1921 hier gelesen. Das war meine erste Begegnung mit der Metaphysik.«
    »Ja, ich habe ihn selbst

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