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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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gehört. Er gab damals eine Reihe von Abendvorträgen im Grand Avenue Tempel. Ein hinreißender Sprecher! Meine Güte, Sie kommen mir kaum alt genug dafür vor! Das war immerhin vor fünfundzwanzig Jahren.«
    »Mein Vater hat mich mitgenommen. Ich habe mir damals selbst versprochen, das Studium der Philosophie wieder aufzunehmen, sobald ich die Zeit dazu hätte. Und das ist jetzt der Fall.«
    »Ich verstehe. Mrs. Johnson, wissen Sie, was ich selbst gelehrt habe, ehe ich in die Verwaltung wechselte?«
    »Nein, Sir.« (Natürlich wußte ich es! Vater hätte sich meiner geschämt, wenn ich das Territorium vorher nicht erkundet hätte.)
    »Latein, Griechisch und die griechischen Philosophen. Die Zeit machte vor diesen Disziplinen allerdings nicht halt; Latein wurde nicht mehr gebraucht, Griechisch nicht mehr angeboten, und die griechischen Philosophen mußten ›modernen‹ Ideen weichen, wie denen von Freud und Marx und Dewey und Skinner. Somit stand ich vor der Notwendigkeit, mir eine andere Beschäftigung auf dem Campus zu suchen – oder gleich auf dem freien Markt.« Er lächelte reuevoll. »Eine schwierige Aufgabe. Ein Professor der Naturwissenschaften könnte immerhin eine Anstellung bei Dow Chemical oder D. D. Harriman finden. Aber ein Griechischlehrer? Na egal. Sie haben gesagt, daß Sie planen, auch die Sommerschule zu besuchen?«
    »Ja, Sir.«
    »Mal angenommen, wir würden Sie gleich ins Abschlußsemester einstufen, so daß Sie am Ende des ersten Semesters, im Januar '47, Ihren Bakkalaureus der philo-sophischen Fakultät in der Hand halten – mit, ah, modernen Sprachen im Hauptfach, und als Nebenfach… nun, was Sie möchten. Klassische Sprachen. Geschichte. Die Sommerschule und das erste Semester stünden Ihnen dann zur Verfügung, um Ihr eigentliches Wunschfach, die Metaphysik, zu studieren. Ahm, ich bin selbst Großvater, Mrs. Johnson, sowie ein Lehrer vergessener Fächer, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu Ihrem Fachberater zu wählen?«
    »Oh, wären Sie dazu bereit?«
    »Ich interessiere mich für das, was Sie hier vorhaben, und bin sicher, daß wir auch einen Prüfungsausschuß zusammenbekommen, der Ihren Absichten mit Sympathie gegenübersteht. Mmm…
    Old age hath yet his honor and his toil;
    Death closes all; but something ere the end;
    Some work of noble note, may yet be done,
    Not unbecoming men that strove with Gods.
    Ich griff das Zitat auf:
    The lights begin to twinklefront the rocks;
    The long day wanes; the slow moon climbs; the deep
    Moans round with many voices. Come, myfriends,
    Tis not too late to seek a newer world.
    Dr. Bannister lächelte froh und antwortete:
    Push off, and sitting well in order smite
    The sounding furrows; for my purpose holds
    To sail beyond the Sunset, and the baths
    Of all the western stars, until I die. {2}
    Er stand auf. »Tennyson hält sich gut, nicht wahr? Und wenn Odysseus das Alter herausfordern konnte, dann können wir das auch. Kommen Sie doch morgen wieder, und wir erstellen für Sie einen Studienplan im Hinblick auf Ihre Promotion. Sie werden größtenteils eigenständig lernen müssen, aber wir schauen uns mal den Lehrplan an und suchen die Kurse heraus, die nützlich für Sie sein könnten.«
    Im Juni 1950 wurde mir der Titel einer Doktorin der Philosophie im Fach der Metaphysik verliehen. Meine Dissertation hieß »Ein Vergleich der Weltbilder von Aristokles, Arouet und Dschugaschwili im Hinblick auf das Zusammenspiel und die Wechselwirkung epistemologischer, teleologischer und eschatologischer Faktoren«. Der faktische Inhalt war null, wie es sich für ehrliche Metaphysik auch gehörte, aber ich befrachtete die Angelegenheit noch mit Booleanischer Algebra, die (gelang es, sie zu lösen) nachwies, daß es sich bei Dschugaschwili um einen mörderischen Halunken handelte – was die Kulaken der Ukraine nur zu gut bestätigen konnten.
    Ich überreichte Pater McCaw eine Ausgabe der Dissertation und lud ihn zu meiner Promotionsfeier ein. Er nahm an, warf einen kurzen Blick auf die Dissertation und lächelte. »Ich denke, Plato würde die Gesellschaft
Voltaires durchaus genießen, aber beide würden mit Sicherheit die von Stalin meiden.«
    Im Verlauf meines langen Lebens war Pater McCaw die einzige Person, die diese drei Namen auf den ersten Blick richtig übersetzte – abgesehen von Dr. Bannister, der sich den Scherz ausgedacht hatte.
    Die Dissertation war nicht wichtig, aber die Regeln verlangten nun mal, daß ich genügend gelehrte

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