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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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daß weder Briten noch Amerikaner im Fernen Osten jener Zeit sonderlich beliebt waren, gegen Kanadier aber noch keine besonderen Ressentiments bestanden. Von da an benutzte ich den Paß, dem zufolge ich in British Columbia geboren war und in Vancouver lebte. Ein holländisches Schiff, die MV Ruys, brachte mich von Hongkong nach Yokohama.
    Von 1937-38 verbrachte ich ein wunderbares Jahr damit, in Japan umherzureisen, in einheimischen Gaststätten zu übernachten, die winzigen Hirsche in Nara zu füttern, atemlos den Fujijama bei Sonnenaufgang zu bestaunen, auf einem netten kleinen Dampfer von einer Insel zur anderen zu schippern und die ganze Pracht eines der schönsten Länder und einer der schönsten Kulturen der Geschichte zu genießen – sowie die ganze Zeit über Daten zu sammeln, die ich auf einen implantierten, stimmgesteuerten Recorder sprach, ganz ähnlich dem, den ich jetzt wieder benutze.
    Ich trug auch damals, so wie heute einen Signalgeber in mir, und die Tatsache, daß man mich noch nicht gefunden hat, zeigt mir an, daß das Zeitkorps-HQ nicht weiß, auf welchem Planeten ich mich aufhalte. Das Gerät ist so eingestellt, daß man einen Agenten, der ein Rendezvous verpaßt, überall findet, vorausgesetzt, er hält sich auf dem Zielplaneten auf.
    Soviel zu den schlechten Nachrichten. Nun zu den guten: Während dieses Jahres in Japan hörte ich mehrfach von einer anderen rothaarigen Engländerin (Amerikanerin, Kanadierin), die ebenfalls das Reich bereiste und japanische Gärten studierte. Sie sollte Japanisch sprechen können und aussehen wie ich, obwohl letzteres wenig besagt. Die Japaner können uns Rundaugen nicht auseinanderhalten. Rote Haare fallen allerdings überall auf, und wenn ein Ausländer ihre Sprache spricht, dann wird das von den Japanern ganz entschieden registriert.
    Wurde ich (werde ich eines Tages) noch einmal ins Vorkriegsjapan geschickt? Befinde ich mich in einer Zeitschleife? Das Paradoxon macht mir keinen Kummer; Zeitagenten sind daran gewöhnt. Ich stecke für das Jahr 1937-38 eh schon auf einer Schleife: Das erste Mal verbrachte ich das Jahr in Kansas City, abgesehen von zwei Wochen im Juli nach der Geburt von Priscilla und nach Brians Anwaltsexamen. Wir feierten beide Ereignisse mit einer Reise zu den Utah Canyons – Bryce, Cedar Breaks und North Rim.
    Sollte in meinem Fall im Japan des Jahres 1937-38 sogar eine dreifache Schleife vorliegen, dann muß sich dieser weitere Aufenthalt in jenen Jahren auf meiner persönlichen Zeitlinie nach dem Hier und Jetzt ereignen – was bedeutet, daß Pixel die Nachricht an die richtige Adresse befördert und ich gerettet werde. Die Zeit kennt keine Paradoxa; alle scheinbaren Paradoxa lassen sich entwirren.
    Dienstag, der 5. August 1952 auf Zeitlinie zwei, begann für Maureen als trauriger Tag. Zum erstenmal in meinem Leben war ich ganz allein, allein auch mit der langweiligen Aufgabe, unser altes Farmhaus zu putzen und abzuschließen und es loszuwerden. In gewisser Weise war es jedoch auch ein glücklicher Tag. Mit der Scheidung von Brian war das Eheleben für mich zu Ende; mit Susans Hochzeit endete für mich das Witwendasein; dieser Tag markierte den Beginn meines Lebens als Alleinstehende.
    Was der Unterschied zwischen einer Witwe und einer Alleinstehenden ist? Man muß das unter historischen Gesichtspunkten betrachten. Zum Zeitpunkt meiner Hochzeit am Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren Frauen eindeutig Bürger zweiter Klasse, und alle hielten das für selbstverständlich. In den meisten Staaten durfte eine Frau ohne Zustimmung eines Mannes – sei es nun Vater, Gatte oder ältester Sohn – weder zur Wahl gehen noch Verträge unterzeichnen noch über Grundbesitz verfügen noch Geschworene sein oder sonst eine gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen. Die meisten Gewerbe und Berufe blieben ihr verschlossen. Eine Anwältin, Ärztin oder Ingenieurin hätte nicht weniger Überraschung hervorgerufen als ein Bär, der Walzer tanzt.
    »Das Wunderliche liegt nicht in der Tatsache, wie gut der Bär Walzer tanzt, sondern darin, daß er es überhaupt tut.« So Dr. Samuel Johnson, glaube ich – ein Mann, der Frauen bestenfalls als Bürger dritter Klasse betrachtete. Nur Schotten und Amerikaner standen in seiner Achtung noch niedriger.
    Im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts besserte sich die rechtliche Position der Frau allmählich. 1982 waren fast alle Gesetze abgeschafft, die Frauen diskriminierten.
    Subtiler, aber nicht weniger bedeutsam und

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