Segeln im Sonnenwind
es durchaus fordern konnte. »George, das ist nicht der günstigste Platz, um den Start zu beobachten, nicht wahr?«
»Nein, aber der sicherste. Dort werden die VIPs untergebracht – der Gouverneur, die Botschafter, der Präsident, falls er sich blicken läßt.«
»Hört sich klaustrophobisch an. George, ich habe mich noch nie für den sichersten Platz interessiert, und die wenigen VIPs, denen ich bislang begegnet bin, kamen mir immer wie leblose Puppen vor, animiert von ihren Public-Relations-Beratern. Von wo aus schaust du zu?«
»Ich weiß es noch nicht. Wo immer Delos mich braucht.«
»Dachte ich mir. Du wirst zu beschäftigt sein, um mich mitzuschleifen.«
»Es wäre mir eine Freude, werte Dame, aber…«
»… du wirst andernorts gebraucht. Von wo hat man die beste Sicht? Wo würdest du Position beziehen, wenn du nicht gebraucht würdest?«
»Warst du schon mal im Broadmoor Zoo?«
»Nein, aber ich habe es nach dem Start vor.«
»Maureen, der Zoo hat einen Parkplatz, und von dort hat man freie Sicht nach Osten und befindet sich fünfhundert Meter oberhalb des Peterson Fields. Mr. Montgomery hat mit dem Hotel vereinbart, daß dort Klappstühle aufgestellt werden, mit Radio, Fernsehen und Kaffee. Dort würde ich hingehen.«
»Dann werde ich es auch tun.«
Später am Tag begegnete ich im Foyer des Broadmoor wieder meinem Sohn Woodrow. »Hi, Mom! Ich habe zu tun.«
»Wie um alles in der Welt haben sie denn das geschafft?«
»Ich habe den Arbeitsvertrag nicht gründlich genug gelesen. Es geht um ›Bildungs- und Public-Relations-Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Mondschiff‹, was bedeutet, daß ich den Leuten demonstrieren muß, wie die Kiste funktioniert, wohin sie fliegt und wo man auf dem Mond die Diamanten findet.«
»Gibt es auf dem Mond denn Diamanten?«
»Das sagen wir dir später. Komm mal kurz mit.« Er führte mich von der Menge fort in einen Seitenraum des Friseurladens. »Mom«, sagte er leise, »wenn du möchtest, kann ich dir für den Start bestimmt einen Platz im Blockhaus verschaffen.«
»Hat man von dort die beste Sicht?«
»Nein, wahrscheinlich die schlechteste. Es wird ungeheuer heiß werden, weil die Klimaanlage nicht viel taugt, aber andererseits ist es der sicherste Platz, an dem man auch die ganzen hohen Tiere findet – Mitglieder von Königshäusern, Parteivorsitzende, Mafia-Bosse.«
»Woodrow, wo hat man die beste Sicht, nicht die größte Sicherheit?«
»Ich würde den Cheyenne Mountain hinauffahren, auf einen großen befestigten Parkplatz vor dem Zoo. Komm jetzt zurück ins Foyer; ich möchte dir was zeigen.«
Auf einem riesigen, vier Fuß durchmessenden Globus, bei dessen Anblick mir das Wasser im Mund zusammenlief, zeigte mir Woodrow die Flugbahn der Pioneer.
»Wieso steigt sie nicht schnurgerade auf?«
»So geht das nicht. Sie steigt allmählich gen Osten auf, wobei sie die Erdrotation ausnutzt und die Zusatzstufen abwirft. Die unterste und größte, die Nummer fünf, stürzt auf Kansas.«
»Was, wenn sie auf dem Prairie Roadway aufprallt?«
»Ich würde in die Fremdenlegion eintreten, gleich nach Bob Coster und Mr. Ferguson. Aber im Ernst, Mom – das kann nicht passieren. Der Landepunkt bei Dodge City liegt über hundert Meilen südlich des Roadway.«
»Was ist mit Dodge City?«
»Es gibt da einen kleinen Mann, der vor einem Schalter sitzt und der keine andere Aufgabe hat, als diesen Schalter zu drücken und Stufe fünf damit auf freiem Gelände zu Boden zu bringen. Sollte er einen Fehler machen, wird er an einen Baum gebunden und von wilden Hunden in Stücke gerissen. Mach dir keine Sorgen, Mom. Stufe vier geht hier vor der Küste von South Carolina nieder, Stufe drei hier im Atlantik, nördlich der schmalsten Stelle zwischen Südamerika und Afrika. Stufe zwei landet bei Kapstadt im Südatlantik. Wenn sie nicht ganz genau ins Ziel geht, bekommen wir einige interessante Flüche auf Afrikaans zu hören. Stufe eins – nun, mit ein bißchen Glück landet die auf dem Mond. Sollte Bob Coster einen Fehler gemacht haben, na ja, dann müssen wir zurück an den Zeichentisch.«
Es dürfte für niemanden neu sein, daß die Pioneer planmäßig abhob und Captain Leslie LeCroix sicher auf dem Mond landete und wieder zurückkehrte. Ich sah vom Parkplatz auf dem Cheyenne Mountain aus zu und hatte von dort eine so wunderbare Aussicht, daß ich glaubte, ich könnte Kansas City sehen, wenn ich mich auf Zehenspitzen stellte.
Ich bin froh, daß ich noch eine dieser großen
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