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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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war!«
    Ich hoffe, daß er es geschafft hat.

KAPITEL VIERUNDZWANZIG
    NIEDERGANG UND STURZ
    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nicht vom Regen in die Traufe gekommen bin, nachdem die Ghule mich den Gespenstern geraubt haben. Ich schätze, fast jeder Mensch hängt Phantasien über gerechte Strafen oder über irgendeinen Schurken nach, der am besten die Hauptrolle bei einem Begräbnis bekommen sollte. Das ist eine an sich völlig harmlose Methode, in einer schlaflosen Nacht die Zeit totzuschlagen.
    Aber diese verrückten Typen meinten es ernst.
    Ihre Gedanken drehten sich nur um Mord. An meinem ersten Abend, den ich unter ihnen verbrachte, erstellten sie eine Liste von über fünfzig Personen, die umgebracht werden mußten, sowie ihrer Verbrechen. Mir gewährten sie die Ehre, als nächstes Mitglied einen dieser Klienten zur Strecke bringen zu dürfen. »Einer, dessen Verbrechen Sie besonders verletzt haben, Milady Johnson…«
    Ich gestehe ihnen ja zu, daß die aufgelisteten Bösewichter wahrhaftig ein skrofulöser Haufen waren, über deren Ableben selbst die eigenen Mütter kaum eine Träne vergossen hätten, aber wie Mr. Clemens' Lieblingssohn Huckleberry Finn bin auch ich nicht sehr daran interessiert, Fremde umzubringen. Ich habe nichts gegen die Todesstrafe – ich sprach mich stets für sie aus, wenn das Thema zur Abstimmung kam, was während des Niedergangs und Sturzes der Vereinigten Staaten häufig der Fall war –, aber wenn es darum geht, aus mehr oder weniger ›sportlichen‹ Gründen zu töten, dann muß ich schon gefühlsmäßig beteiligt sein. Oh, sicher, wenn ich vor die Wahl gestellt würde, würde ich eher einen Menschen als einen Hirschen erschießen; ich verstehe einfach nicht, worin der ›Spaß‹ bestehen soll, wenn man einen sanften Vegetarier niederknallt, der nicht einmal zurückfeuern kann.
    Aber wenn ich wirklich freie Wahl hätte – dann würde ich lieber fernsehen als einen Fremden töten. Zumindest, was einige Fremde angeht.
    Also sagte ich: »Auf dieser Liste finde ich niemanden, der nach meinem Geschmack wäre. Haben Sie nicht zufällig noch jemanden, der Kätzchen aussetzt?«
    Der dicke Vorsitzende lächelte mich unter der dunklen Brille an. »Was für eine köstliche Vorstellung! Nein, ich denke nicht… Es sei denn, er wäre aus anderen Gründen nominiert worden. Ich werde unsere Forschungsabteilung gleich auf diese Frage ansetzen. Madam, was wäre ein angemessenes Ende für einen solchen Klienten? Haben Sie sich darüber bereits Gedanken gemacht?«
    »Nein, habe ich nicht, aber sein Tod müßte etwas mit Heimweh zu tun haben, mit Einsamkeit, Kälte, Hunger, Angst – und völliger Verzweiflung.«
    »Kunstvoll! Vielleicht jedoch unpraktisch. Ein solcher Tod könnte sich über Monate hinziehen, und wir verfügen nun wirklich nicht über die Einrichtungen, um eine Streichung über mehr als ein paar Tage zu strecken. Ah, Blaubart, möchten Sie etwas dazu sagen?«
    »Tun wir doch das, was unsere Schwester vorschlägt, und zwar für so viele Tage, wie wir den Raum dafür erübrigen können. Umgeben wir den Klienten mit Hologrammen von enormen Lastwagen, mit Riesenhologrammen, so, wie der Straßenverkehr auf ein Kätzchen wirken muß. Die Bilder sollten regelrecht auf ihn einstürzen, begleitet von überwältigenden Toneffekten. Dann sollten wir ihn mit einem echten Lastwagen von der Seite anfahren und verstümmeln, damit er anschließend langsam stirbt, wie das häufig bei angefahrenen Tieren der Fall ist.«
    »Madam, sagt Ihnen das zu?«
    (Am liebsten hätte ich gekotzt.) »Sofern keine bessere Idee vorgebracht wird.«
    »Wenn wir einen solchen Klienten finden, sparen wir ihn für Sie auf. Bis dahin müssen wir uns mit jemand anderem begnügen, damit Sie nicht bar jeglichen Stolzes in unserem Kreise sitzen.«
    Das hatte sich alles vor einer Woche abgespielt, und allmählich bekomme ich tatsächlich das Gefühl, daß es besser wäre, wenn ich so bald wie möglich einen Klienten auf der Liste finden würde. Wie sollte das Komitee sonst weiter darauf vertrauen, daß ich es nicht an die Proktoren des Obersten Bischofs verrate?
    Ich wünschte, ich hätte damals, während jener Zeitkorpsmission im Japan der dreißiger Jahre, etwas genauere Nachforschungen über die Frau angestellt, die vielleicht ich selbst war. Wenn ich den Beweis hätte, 1937–38 dreimal dort aufgetaucht zu sein, würde ich jetzt wirklich besser schlafen können, da die dritte Schleife auf meiner persönlichen

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