Segeln im Sonnenwind
große Rolle spielen.«
Jubal sah sich im Saal um. »Jeder hier hat sich freiwillig gemeldet. Ich kann gar nicht oft genug betonen, daß ihr euch in eine richtige Schlacht begebt. Sollte jemand von euch im England des Jahres 1941 sterben, wird vielleicht die Geschichte revidiert – aber der Betreffende ist tot! Die sogenannten ›Eisenbomben‹ der Nazi-Luftwaffe bringen einen ebenso sicher um wie jede andere exotische Waffe späterer Jahrhunderte. Deshalb gehen nur Freiwillige in diesen Einsatz, und deshalb kann jeder bis zum Starttermin wieder abspringen. Auch sämtliche jungen Damen von Major Gretchen sind freiwillig dabei und erhalten die maximale Gefahrenzulage.« Jubal räusperte sich, ehe er fortfuhr:
»Wir haben hier jedoch einen Freiwilligen, den wir nicht brauchen, nicht wollen und dringend bitten, doch lieber daheim zu bleiben.«
Jubal ließ erneut den Blick über die Anwesenden schweifen. »Meine Damen und Herren, was zum Teufel sollen wir mit Pixel anstellen? Wenn erst mal die Bomben fallen und sich die Verwundeten im Feldlazarett häufen, ist das letzte, was wir brauchen können, eine Katze, die niemand bändigen oder aussperren kann. Colonel Campbell? Es ist Ihre Katze.«
»Das sehen Sie nicht richtig, Doktor«, entgegnete mein Enkel Richard Arnes Campbell. »Pixel gehört mir nicht. Wenn hier überhaupt ein Besitzverhältnis vorliegt, funktioniert es andersherum. Ich stimme allerdings zu, daß er nicht in eine Schlacht mitkommen sollte, weil er zu ungebildet ist, um zu wissen, daß Bomben tödlich sein können. Schon als Kätzchen hätte ihm einmal ein Kampf fast das Leben gekostet. Ich möchte das nicht noch mal erleben, aber bisher ist es mir auch noch nie gelungen, ihn von einem Vorhaben abzukriegen.«
»Einen Moment, Richard.« Gwen Hazel stand auf. »Jubal, dürfte ich einen Vorschlag machen?«
»Hazel, laut Einsatzprogramm führst du über alle Phasen dieses Unternehmens das Kommando. Ich glaube, das berechtigt dich dazu, einen Vorschlag zu machen. Wenigstens einen.«
»Nun mach mal halblang, Jubal! Es gibt ein Mitglied unserer Familie, das mehr Einfluß auf Pixel hat als Richard oder ich. Meine Tochter Wyoming.«
»Meldet sie sich freiwillig?«
»Das tut sie.«
»Das mal vorausgesetzt – kann sie Pixel etwa vier Stunden lang unaufhörlich unter Kontrolle behalten? Aus technischen Gründen, die mit der Steuerung der Zeit/Raum-Tore zu tun haben, wird der Vorgang etwa so viel Boondockzeit in Anspruch nehmen. So hat es mir Dr. Burroughs mitgeteilt.«
Ich mischte mich ein. »Dürfte ich etwas sagen?«
»Hazel, darf sie?«
»Sei nicht albern, Jubal. Natürlich darf sie!«
»Ich finde, wir sollten auf Wyo zurückgreifen; das Kind ist absolut zuverlässig. Aber sie sollte nicht versuchen, Pixel hier festzuhalten. Ein Nieser, und weg wäre er. Bringt beide nach Oz. Dort können sie bei Glinda bleiben. Oder besser bei Betsy, wo jedoch Glindas Magie sicherstellen kann, daß Pixel nicht durch irgendwelche Wände geht.«
»Hazel?« fragte Jubal.
»Es wird ihnen beiden gefallen.«
»Dann wird es hiermit angeordnet. Jetzt wieder zu unserem Einsatz. Die Projektion, bitte!« Ein gewaltiges Live-Bild entstand hinter Jubal. »Dieses Holo stellt nicht Coventry selbst dar, sondern das potemkinsche Übungsgelände, das Athene etwa achtzig Kilometer östlich von hier errichtet hat.«
Die Stimme des Verwaltungscomputers ertönte mitten in der Luft: »Danke, Papa Jubal, aber das war Shivas Werk – Mycroft Holmes und ich waren zu einer synergistischen Parallele zusammengeschaltet, während Minerva den Taktstock schwang. Wo ich euch gerade mal alle zusammen habe, möchte ich euch daran erinnern, daß ihr alle zu Min-nies und meiner Hochzeit mit Mike eingeladen seid, sobald das Unternehmen Wendepunkt Conventry abgeschlossen ist. Ihr solltet also langsam anfangen, euch über Hochzeitsgeschenke Gedanken zu machen.«
»Teena, du bist hemmungslos materialistisch und vergißt, daß keiner eurer Kompositkörper so schnell fertig sein kann!«
»Falsch! Ish war damit einverstanden, unsere Körper nach Beulahland zu bringen, wo wir ab jetzt zu jedem beliebigen Zeitpunkt entkorkt und belebt werden können. Du solltest lieber mal deine Kenntnisse der temporalen Paradoxa aktualisieren, Jubal.«
Dr. Harshaw seufzte. »Einverstanden. Ich freue mich schon darauf, die Bräute zu küssen. Dürfen wir jetzt bitte mit der Einsatzbesprechung fortfahren?«
»Keine Hektik, Pops. Du weißt oder solltest doch wissen,
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