Segeln im Sonnenwind
besiegte.‹ Er brummte irgend etwas von harten Zeiten und davon, daß die Regierung nie etwas für die Bauern täte.«
Vater seufzte. »Ich erhob keinen Einwand. In dem Punkt hatte er recht. Maureen, du hast im letzten Jahr meine Bücher geführt. Würdest du sagen, daß dies harte Zeiten sind?«
Damit schreckte er mich aus meinen Gedanken. Ich hatte gerade über die Howard-Stiftung und Chucks hübschen Penis nachgedacht. »Ich bin mir nicht sicher, Vater, aber ich weiß, daß in deinen Büchern viel mehr Einnahmen stehen, als du je kassieren wirst. Mir ist noch was aufgefallen: Die schlimmsten Versager bleiben dir lieber einen Dollar für einen Hausbesuch schuldig als fünfzig Cent für einen Besuch in der Praxis. Leute wie Jackson Igo.«
»Ja, er hätte den kleinen Leichnam bei mir anschleppen können – hab' noch nie ein so entwässertes Kind gesehen! –, aber ich bin froh, daß er es nicht getan hat. Ich möchte ihn sowieso nicht in meiner sauberen Praxis haben… oder in Adeles sauberem Haus. Du kennst die Bücher; denkst du, daß die Einkünfte ausreichen, um die Familie zu unterhalten? Essen, Kleidung, Haus, Hafer und Heu und einen Nickel für die Sonntagsschule?«
Ich dachte darüber nach. Ich kannte, wie alle anderen auch, das große Einmaleins bis zwanzig mal zwanzig, und auf der High School hatte ich Freude an fortgeschrittenen Rechenverfahren gefunden, meine Kenntnisse allerdings noch nie auf unseren Haushalt angewandt. Jetzt putzte ich im Geiste die Tafel und führte ein paar knallharte Kalkulationen durch.
»Vater, wenn dir alle zahlen würden, was sie dir schulden, hätten wir ein nettes Polster. Aber es bezahlen einfach nicht genug Leute.« Ich rechnete weiter. »Trotzdem kommen wir ganz gut über die Runden.«
»Maureen, wenn du dich nicht für die Howard-Option entscheidest, heirate lieber einen reichen Mann. Jedenfalls keinen Landarzt.«
Wenig später zuckte er die Achseln und lächelte. »Mach dir keine Sorgen. Wir werden auch weiter einen gedeckten Tisch haben, selbst wenn ich hinüber nach Kansas schleichen und Vieh klauen müßte. Sollen wir was singen? Ich denke, ›Fuchs, du hast die Gans gestohlen‹ würde heute passen. Wie geht es deiner Gans inzwischen, Liebes? Wund?«
»Vater, du bist ein schmutziger alter Mann, mit dem es noch ein schlimmes Ende nehmen wird!«
»Das hoffe ich seit eh und je, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, Kinder großzuziehen, um richtig Krach zu schlagen. Ich muß dir was sagen: Es interessiert sich noch jemand für dein Wohlergehen. Die alte Lady Altschuler.«
»Ich weiß.« Ich erzählte ihm von unserer Begegnung. »Sie hält mich für Audrey.«
»Diese unsagbare, alte Kuh! Aber vielleicht hält sie dich gar nicht für Audrey. Sie wollte von mir wissen, was du auf der Festplatztribüne zu suchen hattest.«
»Aha! Was hast du ihr erzählt?«
»Gar nix. Schweigen ist alles, was eine indiskrete Frage verdient hat. Man sollte sie einfach ignorieren. Nur eine direkte Beleidigung ist noch besser. Was ich bei dieser bissigen Gans dann auch tat, indem ich nicht nur die Frage überging, sondern sie auch anwies, nächstes Mal zu baden, ehe sie in die Sprechstunde kommt. Ich hielt ihre persönliche Hygiene für äußerst unangemessen. Darüber war sie nicht sehr erfreut!« Er lächelte. »Vielleicht ist sie so wütend, daß sie zu Dr. Chadwick wechselt. Hoffen darf man ja.«
»Darf man. Also hat jemand gesehen, wie wir hinaufgeklettert sind. Na ja, Sir, wenigstens haben sie uns nicht direkt dabei beobachtet, wie wir es miteinander getrieben haben.« Ich erzählte Vater von der Kiste mit den Gewichten. »Zuschauer hätten in einem Ballon sitzen müssen.«
»Würde ich auch sagen. Ziemlich sicher, euer Arrangement, wenn auch nicht besonders bequem. Ich wünschte, ich könnte euch beiden auch das Angebot mit dem Sofa machen, was allerdings nicht geht, bis du dich eventuell für die Howard-Option entscheidest. Bis dahin sollten wir uns mal Gedanken über sichere Stellen machen.«
»Ja, Sir, danke. Woraus ich allerdings nicht schlau werde, ist folgendes: Wir haben die Fahrt nach Butler absichtlich kurz gehalten, damit der Zeitraum, den wir mit nicht eingeplanten Aktivitäten verbracht haben, nicht so sehr ins Gewicht fiel. Ich habe die Zeit und die Entfernungen mal im Kopf durchgerechnet. Cher papa, sofern meine Arithmetik nicht falsch ist…«
»Das ist sie nie.«
»Wer uns dabei entdeckt hat, wie wir in mein Versteck geklettert sind, muß gleich zu
Weitere Kostenlose Bücher