Segeln im Sonnenwind
Trotzdem war ich bereit, die beste Kopie von ihm zu nehmen, die sich auftreiben ließ.)
Von dem Tage an gerechnet, als Chuck und ich in den Kampfrichterstand geklettert waren, blieben vom Jahr 1897 noch zweihundert Tage, was sich auf 200 x 24 x 60 = 288.000 Minuten belief. Circa 45 davon verbrachte ich mit Geschlechtsverkehr, so daß 199 Tage, 23 Stunden und 15 Minuten für andere Beschäftigungen blieben, also reichlich Zeit.
Dieser Sommer war einer der schönsten meines Lebens. Obwohl ich nicht sehr oft und mit befriedigendem Ergebnis flachgelegt wurde, war mir doch der Gedanke daran im Wachen und im Schlafen gegenwärtig. Dieser Gedanke ließ meine Augen strahlen und machte die Tage zu einem reinen Vergnügen. Ich verschüttete weibliche Duftstoffe wie eine Motte und hörte nie auf zu lächeln – nicht bei Picknicks, nicht beim Schwimmen im Osage (der geneigte Leser würde nicht glauben, was wir dabei trugen), nicht bei ländlichen Tanzveranstaltungen (mit Mißfallen betrachtet von der methodistischen und der baptistischen Kirche, allerdings gesponsert von den Mormonen und gedacht für Nichtmormonen, die sich vielleicht bekehren ließen – Vater überstimmte in diesem Fall Mutter; also lernte ich es, über die Tanzfläche zu wirbeln oder zu stolzieren), nicht bei Wettkämpfen im Melonenessen, kurz: bei überhaupt keiner wie auch immer gearteten Ausrede zu geselligen Zusammenkünften.
Die Universität von Missouri in Columbia verbannte ich aus meinen Gedanken. Vaters Büchern konnte ich entnehmen, daß nicht genug Geld da war, um mich vier Jahre lang durchs College zu füttern. Ich war auch nicht scharf darauf, Krankenschwester oder Lehrerin zu werden, also schien das Streben nach offizieller (und teurer) höherer Bildung nur wenig Sinn zu machen. Ich würde immer ein Bücherwurm sein, aber dafür brauchte ich keinen Collegeabschluß.
Folglich beschloß ich, die beste Hausfrau zu werden, die ich nur abgeben konnte, und mit dem Kochen anzufangen.
Ich hatte mich bereits seit dem zwölften Geburtstag als Hilfsköchin mit meinen Schwestern abgewechselt. Mit fünfzehn war ich schon ganz gut, was Hausmannskost anbetraf.
Ich beschloß, es auch in der haute cuisine zur Meisterschaft zu bringen.
Mutter fiel mein gestiegenes Interesse auf, und ich sagte ihr die Wahrheit, zumindest einen Teil davon. » Chère mama, ich rechne damit, irgendwann zu heiraten. Das beste Hochzeitsgeschenk, das ich meinem künftigen Ehemann machen kann, besteht meines Erachtens darin, eine gute Köchin zu sein. Vielleicht habe ich nicht das Talent für einen Gourmetküchenchef, aber ich kann es ja wenigstens versuchen.«
»Maureen, du kannst alles werden, was du möchtest. Vergiß das nie!«
Sie half mir und brachte mir alles bei, was sie wußte. Sie bestellte französische Kochbücher aus New Orleans, und wir brüteten zusammen darüber. Dann schickte sie mich für drei Wochen zu Tante Carole, die mir alle Künste einer Akadierin französischer Abstammung beibrachte. Tante Carole war eine waschechte Rebellin gewesen, die – gütiger Himmel! – nach dem Krieg einen verdammten Yankee geheiratet hatte, Vaters ältesten Bruder, Onkel Ewing, der inzwischen verstorben war. Onkel Ewing hatte zu den Besatzungstruppen der Union in New Orleans gehört und einem Sergeant auf die Nase gehauen, weil der ein Südstaatenmädchen belästigt hatte. Das brachte ihm eine Degradierung vom Korporal zum Schützen sowie eine Ehefrau ein.
In Tante Caroles Haus diskutierten wir nie über den Krieg.
Auch in unserem Haus wurde nicht viel über den Krieg gesprochen, denn die Johnsons stammten nicht aus Missouri, sondern aus Minnesota. Da wir Hinzugezogene waren, hielt es Vater für richtig, Themen zu vermeiden, die unsere Nachbarn vielleicht störten. In Missouri waren die Sympathien verteilt – als ehemaliger Sklavenstaat an der Grenze zwischen Nord und Süd beherbergte er Veteranen beider Seiten. Manche Teile Missouris hatten die »lokale Option« wahrgenommen; in einigen Städten, darunter The-bes, hatte es nie Sklaven gegeben und wurden auch heute noch keine Farbigen zugelassen. Thebes war jedoch so klein und unbedeutend, daß sogar die Unionstruppen es bei ihrem Durchmarsch '65 ignoriert und demzufolge nicht geplündert und gebrandschatzt hatten. Butler brannten sie bis auf den Grund nieder, und die Stadt erholte sich nie wieder ganz davon; Thebes blieb jedoch verschont.
Aber obwohl die Johnsons aus dem Norden gekommen waren, handelte es sich bei uns
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