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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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den Altschulers getrabt sein und dort meine Sünden gemeldet haben. Die Hexenkönigin ihrerseits muß bereits in vollem Ornat gewesen sein und die Kutsche angespannt bereitgestanden haben, so daß sie dich schnellstmöglich aufsuchen konnte. Wann ist sie aufgetaucht?«
    »Mal sehen! Als sie kam, warteten bereits drei Patienten, und ich ließ nun Mrs. Altschuler warten. Als sie hereinkam, kochte sie schon, und als ich sie entließ, dürfte sie übergekocht sein. Mmm, sie muß wenigstens eine Stunde vor dir eingetroffen sein, so daß du direkt in sie hineingerannt bist, als sie wieder ging.«
    »Vater, das funktioniert einfach nicht! Es ist physikalisch unmöglich! Es sei denn, sie wäre selbst auf dem Festplatz gewesen und dann direkt zu unserem Haus gefahren, um dich unter dem Vorwand zu sehen, daß sie einen Arzt konsultieren müßte.«
    »Das ist möglich, wenn auch recht unwahrscheinlich. Maureen, du bist gerade auf ein Phänomen gestoßen, das dir nach dem heutigen Feiertag immer wieder mal im Leben begegnen wird. Das einzige der Wissenschaft bekannte Phänomen, das sich schneller als Licht bewegt, ist der Klatsch.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Das glaube ich nicht nur, ich weiß es! Wenn du das nächste Mal darauf stößt, wie wirst du dich verhalten? Hast du das bei deinen Geboten berücksichtigt?«
    »Ah, nein.«
    »Denk mal drüber nach. Wie verteidigst du dich?«
    Während der nächsten halben Meile überlegte ich mir das. »Ich tue es nicht.«
    »Was tust du nicht?«
    »Ich wehre mich gar nicht erst gegen Klatsch. Ich ignoriere ihn einfach. Äußerstenfalls schaue ich ihr – oder ihm – unmittelbar in die Augen und sage laut und vernehmlich: ›Du bist ein schmutziger Lügner!‹ In der Regel dürfte es aber das beste sein, überhaupt nicht zu reagieren, denke ich.«
    »Das denke ich auch. Leute dieser Art möchten Aufmerksamkeit erregen. Das Grausamste, was du ihnen antun kannst, ist, so zu tun, als existierten sie gar nicht.«
    Während der zweiten Hälfte des Jahres 1897 ignorierte ich neugierige Mitmenschen und versuchte auch zu vermeiden, daß ich ihnen auffiel. Mein öffentliches Selbst war das perfekte Abbild von Louisa M. Alcott, während ich mich insgeheim bemühte, mehr über jene erstaunliche neue Kunst zu lernen. Ich will damit nicht sagen, daß ich viel Zeit auf dem Rücken verbrachte und zum beiderseitigen Vergnügen von Maureen und Sein-Name-ist-Legion schwitzte. Nicht in Lyle County und nicht 1897. Zu schwierig, den richtigen Platz dafür zu finden!
    »Das Gewissen ist die leise Stimme in dir, die dir sagt, daß jemand zuschauen könnte.« (Anonymus und opere citate)
    Darüber hinaus stellte sich das Problem eines geeigneten Partners. Charles war ein netter Junge, und ich hatte ihm nun mal ein zweites Mal versprochen sowie noch ein drittes, um das Maß vollzumachen. Sowohl der zweite wie auch der dritte Versuch verliefen unter bequemeren Umständen, fielen aber noch weniger aufregend aus – kalter Brei ohne Sorghum und Sahne.
    Also erzählte ich Charles nach dem dritten Mal, jemand hätte uns auf dem Gipfel des Marston Hill gesehen und es einer meiner Schwestern verpetzt, Gott sei Dank keinem meiner Brüder, denn bei meiner Schwester hätte ich es wenigstens geschafft, die Sache runterzuspielen. Er und ich sollten jetzt aber lieber so tun, als hätten wir uns zerstritten, damit nicht nächstes Mal die Nachricht gleich bis zu meiner Mutter vordränge, die es meinem Vater sagen würde, und was dann passieren könnte, wäre eh kaum vorherzusehen. Also läßt du besser die Finger von mir, bis die Schule wieder anfängt, ja? Du siehst es doch ein, nicht wahr, Liebling?
    Ich lernte, daß das schwierigste Problem im Umgang mit Männern in der Frage besteht, wie man diesen Umgang wieder beendet, wenn der Freund das gar nicht möchte. Nach anderthalb Jahrhunderten voller unterschiedlicher Erfahrungen in dieser Frage kenne ich immer noch keine gänzlich zufriedenstellende Antwort.
    Eine wenigstens teilweise zufriedenstellende Antwort, von der ich erst lange nach 1897 erfuhr, setzt beträchtliche Geschicklichkeit voraus, große Selbstbeherrschung und einiges an Raffinesse: der absichtlich »tote Arsch«. Liege einfach da wie eine Tote und achte vor allem auch darauf, die inneren Muskeln ganz zu entspannen. Wenn man das mit Knoblauch im Atem kombiniert, ist es wahrscheinlich – wenn auch nicht absolut sicher –, daß er einem die Mühe ersparen wird, einen Grund zum Aufhören zu erfinden.
    Wenn er

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