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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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diese Pfarrei berufen worden war. Ich mochte ihn eigentlich nicht besonders, nahm ihn und seine tiefe, orgelhafte Stimme sowie seinen klaren, maskulinen Duft allerdings ausgesprochen sinnlich wahr. Wie schade, daß er nicht an schlechtem Atem oder Stinkefüßen oder sonst was litt, was mich abgeschreckt hätte. Körperlich war an ihm einfach nichts auszusetzen – gute Zähne, frischer Atem, regelmäßige Bäder und gewaschene Haare.
    Die Ausrede für meinen Besuch bestand darin, daß ich Vorsitzende des Frauen-Hilfskomitees für das nächste Gemeindefest war und mit dem Pastor in dieser Sache konferieren mußte. Ich erinnere mich nicht mehr, was das für ein Fest werden sollte, aber die protestantischen Kirchen des zwanzigsten Jahrhunderts waren ja am laufenden Band mit Festvorbereitungen beschäftigt. Doch, da fällt es mir wieder ein: eine stadtumfassende Erweckungsveranstaltung. Billy Sunday? Ich glaube, er war es – ein Baseballspieler und reuiger Trunkenbold, der unter viel Aufhebens Jesus gefunden hatte.
    Dr. Zeke ließ mich herein. Wir sahen einander an und wußten beide Bescheid; keiner brauchte etwas zu sagen. Er legte die Arme um mich; ich hob das Gesicht. Er drückte seine Lippen auf meine – und ich öffnete den Mund und schloß die Augen. Nur Sekunden, nachdem er mir die Tür geöffnet hatte, hatte er mich flach auf der Couch liegen, die Röcke hochgeklappt, und versuchte, in mich einzudringen.
    Ich tastete nach seinem Glied, um es richtig in Position zu bringen, denn er hatte schon im Begriff gestanden, sich ein neues Loch zu bohren.
    Super! Während mir der Gedanke »Das wird Briney nicht gefallen!« durch den Kopf geisterte, nahm ich ihn auf. Er zeichnete sich durch keinerlei Finesse aus, sondern rammelte sich einfach ins Ziel. Trotzdem war ich so erregt, daß ich schon am Abgrund taumelte und bereit war zu explodieren, während er sich in mich ergoß…
    … als jemand an die Tür klopfte und er sich aus mir zurückzog.
    Die ganze Affäre hatte nicht mal eine Minute gedauert, und mein Orgasmus gefror wie ein Leitungsrohr im Winter.
    Es war allerdings nicht alles verloren. Oder hätte es nicht sein sollen. Kaum war dieses Karnickel von mir herunter gesprungen, stand ich einfach auf und war sofort präsentabel. 1906 fielen Röcke noch bis auf die Fußknöchel, und ich hatte ein Kleid ausgesucht, das nicht knitterte. Die Schlüpfer hatte ich nicht nur seiner (und meiner) Bequemlichkeit halber weggelassen, sondern auch deshalb, weil ich mich so nicht überschlagen mußte, um sie wieder anzuziehen, falls ein Notfall eintrat.
    Was Dr. Zeke anging, diesen blöden Affen, so brauchte er sich nur die Hose zuzuknöpfen – was ohnehin fällig geworden wäre.
    Wir hätten die Situation mit Dreistigkeit bewältigen können. Wir hätten den Leuten in die Augen blicken und uns weigern können, schuldig auszusehen. Wir hätten sie einfach zu unserer Konferenz einladen können.
    Aber was tat er? Er packte mich am Arm, schob mich in den Garderobenschrank und schloß ab.
    Dort stand ich dann zwei geschlagene Stunden lang, die mir wie zwei Jahre vorkamen. Ich bewahrte mich dadurch vor dem Durchdrehen, daß ich mir schmerzhafte Methoden überlegte, wie man den Kerl umbringen konnte. Ihn zu erwürgen, war noch eine der harmlosesten. Ein paar andere Einfälle waren zu schlimm, um sie hier zu erwähnen.
    Endlich schloß er die Schranktür wieder auf, schaute mich an und flüsterte heiser: »Sie sind weg. Am besten verschwinden Sie durch die Hintertür.«
    Ich verkniff es mir, ihm ins Gesicht zu spucken. »Nein, Doktor, wir halten jetzt unsere Besprechung ab. Anschließend begleiten Sie mich zum Haupteingang der Kirche hinaus und plaudern dort eine Weile mit mir, bis mehrere Leute uns gesehen haben.«
    »Nein, nein, Mrs. Smith! Ich denke…«
    »Denken Sie lieber nichts. Doktor, die einzige Alternative ist, daß ich hinausrenne und laut ›Ver-gewaltigung!‹ schreie – und was eine Schwester bei der Polizei in mir finden würde, wäre für die Geschworenen ausreichender Beweis für diese Behauptung.«
    Als Brian zurückkehrte, erzählte ich ihm alles. Ich hatte mir zwar überlegt, es für mich zu behalten, aber wir hatten drei Jahre zuvor eine freundschaftliche Übereinkunft darüber getroffen, wie und wann wir beide die Ehe brechen konnten, ohne den anderen zu schädigen oder zu kränken. Deshalb rang ich mich durch, reinen Tisch zu machen, auch auf die Gefahr hin, daß er mir den Hintern versohlte, falls er das für

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