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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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verbrachte er lange Zeit im Schloss Wierzchownia (in der heutigen Ukraine), wo er hoffte, sich erholen zu können. Doch es war zu spät. Balzac traf an seinem 51. Geburtstag, am 20. Mai 1850, wieder in Paris ein. Die Fahrt hatte ihn augenscheinlich überanstrengt. Ärzte stellten Wassersucht, eine Bauchfellentzündung und eine daraus folgende Gewebenekrose fest. Wenig später starb Balzac, am 18. August um 23.30 Uhr. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Père Lachaise. Victor Hugo hielt die Trauerrede, er war einer der wenigen, die den Kollegen noch am Tag seines Todes besucht hatten.
    Die letzten Worte
    „Acht Tage Fieber! Ich hätte noch Zeit gehabt, ein Buch zu schreiben“, sagte Balzac auf dem Sterbebett zu seiner Mutter. Dann murmelte er noch etwas und sagte schließlich: „Ich bräuchte Bianchon … Bianchon würde mich retten!“ Danach schloss er die Augen und starb. Horace Bianchon ist eine literarische Figur, die in mehreren Erzählungen der „Comédie humaine“ auftaucht, zum ersten Mal 1837 in „César Birotteau“. Bianchon ist ein ausgezeichneter Arzt und Chirurg und arbeitet im bedeutenden Pariser Krankenhaus Hôtel-Dieu. Wie Derville
der
Anwalt schlechthin in Balzacs „Comédie humaine“ ist, ist Bianchon
der
Arzt. Wen hätte sich der Autor also Besseres wünschen können als jenen Mann, dem er alle positiven Eigenschaften eines guten Arztes angedichtet hatte? Aber ob selbst ein genialer Arzt wie Bianchon ihn hätte retten können – wer weiß. Wahrscheinlich nicht mit den Mitteln, die er Mitte des 19. Jahrhunderts zur Hand hatte. Trotzdem: Schade ist es auf jeden Fall, dass jener nur im Reich der Phantasie existierte.
    Überliefert sind diese letzten Worte in einer kurzen Balzac-Biographie, eher einer biographischen Skizze, des Schriftstellers Octave Mirbeau, der den Tod des großen Kollegen auch in seinem Roman „La Mort de Balzac“ (1907) verarbeitete. Über den Wahrheitsgehalt der Überlieferung lässt sich dabei nur spekulieren. Doch zumindest auf den ersten Blick scheint dieser Ausspruch nicht wie etwas, dass sich die eigene Mutter ausdenken würde, und sie war die einzige Person, die bei seinem Tod dabei war. Vielleicht hat Mirbeau diese Worte aber auch frei erfunden. Passen würden sie jedoch zu Balzac.

|59| Heinrich Heine
„Gott wird mir verzeihen, das ist sein Beruf.“
    Wahrheitsgehalt: 0 %
    Voller Name: Harry Heine / Christian Johann Heinrich Heine
    Tätigkeit: Schriftsteller
    Gestorben: 17. Februar 1856 in Paris
    Im Alter von: 58 Jahren
    Todesursache: Bleivergiftung
    Letzte Worte im Original: „Dieu me pardonnera, c’est son métier.“
    Quelle: Alfred Meißner
    Zitiert nach: Alfred Meißner: Heinrich Heine. Erinnerungen, Hamburg 1856, S. 259
     
    Heine war einer der größten deutschen Dichter. Er erneuerte die Lyrik und leitete den Übergang von der Romantik zum Realismus mit ein. Zudem war er Zeuge großer politischer Veränderungen, die er als engagierter Journalist begleitete. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er jedoch zurückgezogen von der Welt und auf den Tod wartend in seiner „Matratzengruft“.
    Wie starb er?
    Bevor Heinrich Heine sich in Paris niederließ, wo er starb, hatte er zahlreiche Stationen durchlaufen und viel von der Welt gesehen. Schule in Düsseldorf, kaufmännische Ausbildung in Frankfurt am Main, Anstellung in der Bank seines Onkels in Hamburg, Jurastudium in Bonn und Göttingen. Der Literat Heine jedoch wurde erst in Berlin geprägt. Hier wurde 1921 sein erster Gedichtband verlegt; Heine besuchte Vorlesungen von Hegel und den Salon von Rahel Varnhagen, fuhr zu Goethe nach Weimar. Da er sich nicht viel aus Religion machte, konvertierte der Jude Harry Heine im Juni 1825 zum Christentum und wurde auf den Namen Christian Johann Heinrich getauft. Als Jude, so war ihm klar, würde er in Deutschland nicht als Jurist arbeiten können.
    Auch in der Folgezeit reiste er viel, so nach München, England und Italien. 1926 wurde in Hamburg ein großer Teil seiner Werke veröffentlicht; dabei fühlte sich Heine, dessen politische Ansichten der Obrigkeit immer |60| wieder negativ auffielen, in seiner Heimat indes immer weniger wohl: Immer wieder äußerste er sich kritisch über das deutsche Feudalsystem, und so wurden die Schriften des begeisterten Anhängers der Julirevolution in Deutschland zunächst zensiert und ein paar Jahre später komplett verboten. 1831 zog Heine daher ein weiteres (und letztes) Mal um, nach Paris. Hier arbeitete

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