Seherin von Kell
fällt da gleich ein anderes ein, dir nicht?«
»Doch.« Belgarath nickte. »Das Geräusch von jemandem, der Zauber wirkt.«
»Dann ist es also kein natürliches Geräusch«, sagte Durnik grü-
belnd. Plötzlich lachte er. »Bin ich froh, daß du das geklärt hast, Garion. Ich war nahe daran, den Fußboden aufzustemmen.«
»Warum in aller Welt?« Polgara blickte ihn erstaunt an.
»Ich dachte, das Geräusch käme von einem Wasserrohr.«
»Es ist jedoch keine Zauberei«, sagte Belgarath. »Es hört und fühlt sich nicht so an.«
Beldin kratzte nachdenklich seinen struppigen Bart. »Was hältst du von diesem Gedanken«, wandte er sich an Belgarath. »Die Leute hier haben genug konzentrierte Macht, mit jedem Grolim oder auch einer ganzen Grolimschar fertigzuwerden, die sich in die Gegend wagt, also warum machen sie sich dann die Mühe mit diesem Fluch?«
»Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst.«
»Ein großer Teil der Grolims sind Zauberer, richtig? Also wären sie imstande, dieses Geräusch zu hören. Wie nun aber, wenn dieser Bann da ist, um die Grolims weit genug fernzuhalten, daß sie dieses Murmeln nicht hören können?«
»Ist das nicht ein bißchen zu weit hergeholt, Beldin?« sagte Zakath skeptisch.
»Im Gegenteil, ich vereinfache es. Ein Fluch, der dazu dient, Leute fernzuhalten, vor denen man sich gar nicht wirklich fürchtet, ist doch im Grund genommen unsinnig. Alle haben bisher gedacht, daß der Fluch dazu da ist, Kell zu schützen, und auch das ergibt keinen Sinn. Ist es nicht logischer anzunehmen, daß es etwas Wichtigeres gibt, das beschützt werden muß?«
»Was kann so Besonderes an diesem Murmeln sein, daß die Dalaser Angst haben, Außenstehende könnten es vernehmen?« fragte Sammet verwundert.
»Also gut«, sagte Beldin. »Was ist ein Laut?«
Belgarath stöhnte. »Nicht das schon wieder!«
»Ich spreche nicht von dem Geräusch in den Wäldern. Ein Laut ist solange nur ein Geräusch, bis er einen Sinn hat. Und was ist ein sinnvoller Laut?«
»Reden?« fragte Silk.
»Genau.«
»Ich verstehe nicht«, gestand Ce'Nedra. »Was reden die Dalaser, das sie geheimhalten wollen? Es versteht ohnehin niemand, was sie sagen.«
Beldin zuckte mit den Schultern, während Durnik stirnrunzelnd hin und her stapfte. »Vielleicht geht es nicht so sehr darum, was sie sagen, sondern wie.«
»Und du wirfst mir vor, ich spreche in Rätseln!« sagte Beldin zu Belgarath. »Auf was willst du hinaus, Durnik?«
»Ich muß mich erst noch vortasten«, gestand der Schmied. »Das Geräusch oder der Laut – wie immer wir ihn nennen wollen, ist kein Signal, daß irgendwer Menschen in Frösche verwandelt.« Er zog fragend die Brauen hoch. »Können wir das wirklich?«
»Ja«, antwortete Beldin, »aber es ist die Mühe nicht wert. Frösche vermehren sich entsetzlich rasch. Ich ärgere mich lieber über eine Person als über eine Million Frösche.«
»Also gut«, überlegte Durnik laut weiter. »Es ist nicht das Ge-räusch, das bei der Ausübung von Zauberei verursacht wird.«
»Wahrscheinlich nicht«, pflichtete ihm Belgarath bei.
»Und ich glaube, daß Ce'Nedra recht hat. Niemand versteht wirklich, was die Dalaser sagen – außer andere Dalaser. Gewöhnlich kann ich Cyradis nicht von einem Ende eines Satzes zum anderen folgen.«
»Was bleibt dann?« fragte Beldin gespannt und mit glänzenden Augen.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, daß das ›Wie‹
wichtiger ist als das ›Was‹.« Plötzlich wirkte Durnik verlegen. »Ich rede zu viel«, entschuldigte er sich. »Ich bin sicher, daß einige von euch Wichtigeres darüber sagen könnten als ich.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Beldin. »Ich denke, du bist ganz nahe daran, laß es dir nicht entschlüpfen!«
Durnik begann zu schwitzen. Er legte die Hand vor die Augen und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Garion bemerkte, daß alle fast atemlos seinen alten Freund beobachteten, der mit einer Überlegung rang, auf die alle übrigen wahrscheinlich nie gekommen wären.
»Es muß da etwas geben, was die Dalaser beschützen wollen«, fuhr der Schmied fort, »und es ist wahrscheinlich etwas sehr Einfaches – zumindest aus ihrer Sicht – , aber etwas, das andere nicht verstehen sollen. Ich wollte, Toth wäre hier. Er könnte es vielleicht erklären.« Plötzlich weiteten sich seine Augen.
»Was ist, Liebes?« fragte ihn Polgara.
»Das kann es nicht sein!« rief er plötzlich aufgeregt. »Es könnte es nicht
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