Seherin von Kell
hatte mich gebeten, es für mich zu behalten.«
»Aber das gilt nicht für die eigene Frau, Garion.«
»Nein?« tat er überrascht. »Wann wurde diese Bestimmung erlassen?«
»Ich habe sie soeben erfunden«, gestand sie. »O Garion«, sagte sie da. Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn. »Ich liebe dich wirklich!«
»Na, das will ich doch hoffen. Wollen wir packen?« Die Korridore der Königsburg von Perivor waren angenehm kühl, als Garion und Ce'Nedra zum mittleren Gemach zurückkehrten, und die goldenen Morgensonne fiel durch die schmalen Bogenfenster, als wollten die Elemente diesen Tag segnen, der doch immerhin ein sozusagen heiliger Tag war.
Belgarath, seine Gemahlin und ihre Tochter hatten sich wieder so weit gefaßt, daß sie Gesellschaft begrüßten.
»Darf ich sie dir vorstellen, Mutter?« fragte Tante Pol.
»Ich kenne sie alle, Polgara«, erwiderte Poledra. »Ich bin ja bereits eine ganze Weile bei euch, hast du das vergessen?«
»Warum hast du dich mir nicht zu erkennen gegeben?«
»Ich wollte sehen, ob du nicht selbst dahinterkommst. Du hast mich ein bißchen enttäuscht, Polgara.«
»Mutter«, protestierte Tante Pol, »nicht vor den Kindern.«
Beide lachten das gleiche warme, wohltönende Lachen. »Meine Damen und Herren«, rief Polgara da, »das ist Poledra, meine Mutter.«
Sie drängten sich um die braunhaarige legendäre Gestalt. Silk küß-
te ihr übertrieben die Hand. »Ich glaube, Lady Poledra«, sagte er listig, »wir sollten Belgarath gratulieren. Alles in allem bedacht, wart Ihr in dieser Sache die Benachteiligte. Eure Tochter versucht ihn seit drei Jahrtausenden zu erziehen, ohne merklichen Erfolg.«
Poledra lächelte. »Vielleicht stehen mir wirksamere Mittel zur Verfügung als meiner Tochter.«
»Also gut, Poledra«, knurrte Beldin und stapfte näher heran. »Was ist wirklich passiert? Nach der Geburt der Mädchen kam unser Meister zu uns und sagte, daß du nicht mehr unter uns weilst. Wir nahmen verständlicherweise an, daß er damit meinte, du seist gestorben. Die Zwillinge brüllten zwei ganze Monate, und ich war vollauf damit beschäftigt, mich um sie zu kümmern. Was ist wirklich passiert?« wiederholte er.
»Aldur hat euch nicht angelogen, Beldin«, erwiderte sie ruhig. »Ich weilte im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr unter euch. Du mußt wissen, daß Aldur und UL kurz nach der Geburt der Mädchen zu mir kamen. Sie sagten, sie hätten eine große Aufgabe für mich, die mich allerdings ein nicht weniger großes Opfer kosten würde.
Ich weigerte mich zunächst, doch als sie mir die Aufgabe erklärten, hatte ich keine Wahl als zuzustimmen. Ich wandte dem Tal den Rücken und begleitete UL nach Prolgu, wo ich Unterricht erhielt.
Hin und wieder ließ er sich erweichen und gestattete mir, mich unbemerkt in die Welt zu begeben und nachzusehen, wie es meiner Familie erging.« Sie blickte Belgarath durchdringend an. »Wir müssen uns über sehr viel unterhalten, alter Wolf«, sagte sie.
Belgarath zuckte zusammen.
»Ihr könnt uns wohl nichts über diese gewaltige Aufgabe erzählen?« fragte Sadi.
»Ich fürchte nein.«
»Ich hatte es auch nicht wirklich erwartet«, murmelte der Eunuch.
»Eriond«, begrüßte Poledra den blonden Jüngling.
»Poledra«, erwiderte er den Gruß. Garion war schon öfter aufgefallen, daß unerwartete Ereignisse Eriond nie zu überraschen schienen.
»Du bist gewachsen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, stellte sie fest.
»Ja, das bin ich wohl«, antwortete er.
»Bist du bereit?«
Die Frage ließ Garion erschauern, denn er erinnerte sich plötzlich an den eigenartigen Traum, den er in jener Nacht gehabt hatte, bevor seine wahre Identität offenbart worden war.
Ein höfliches Klopfen erklang an der Tür. Durnik öffnete sie und sah sich einem Ritter in Rüstung gegenüber. »Seine Majestät hat mich gesandt, Euch zu melden, daß Euer Schiff Euch im Hafen erwartet, Mylord.«
»Ich bin kein…«, begann Durnik.
»Laß es sein, Durnik«, riet ihm Silk. »Herr Ritter«, wandte er sich daraufhin an den Mann vor der Tür, »wo können wir Seine Majestät finden? Wir möchten uns von ihm verabschieden und ihm für alle Güte danken.«
»Seine Majestät erwartet Euch und Eure Gefährten im Hafen, Mylord. Er möchte euch dort Lebewohl sagen und Glück für das große Abenteuer wünschen, das Euer harrt.«
»Dann werden wir uns beeilen, Herr Ritter«, versprach der kleine Mann. »Es wäre im höchsten Maße unhöflich
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