Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
zufriedener Miene seinen Teller zurück. »Vergiß nicht, dich beim König für seine Gastfreundschaft zu bedanken«, ermahnte er Garion.
    Und dann kam die Wölfin herüber und legte den Kopf auf den Schoß des alten Mannes. Belgarath blinzelte überrascht. Bisher war ihm die Wölfin meistens aus dem Weg gegangen. »Was gibt es, kleine Schwester?« fragte er sie.
    Zu aller Erstaunen lachte die Wölfin und sagte ganz deutlich in der Sprache der Menschen: »Sehr wach ist dein Verstand wohl nicht mehr, alter Wolf. Ich dachte, du würdest mich schon vor Wochen erkennen. Hilft dies?« Plötzlich umgab ein blauer Schein sie. »Oder dies?« Die Wölfin schimmerte und verschwand. An ihrer Stelle stand eine braunhaarige, goldenäugige Frau in braunem Gewand.
    »Mutter!« rief Polgara.
    »Du bist ebenso unaufmerksam wie dein Vater, Polgara«, rügte Poledra. »Garion weiß es schon geraume Zeit.«
    Belgarath jedoch starrte entsetzt auf den Welpen.
    »Überleg doch vernünftig, alter Mann«, sagte seine Gemahlin kopfschüttelnd. »Du weißt, daß wir für das ganze Leben verbunden sind. Der Welpe war schwach und kränklich, deshalb mußte das Rudel ihn zurücklassen. Ich habe mich seiner angenommen, das ist alles.«
    Die Seherin von Kell lächelte sanft. »Dies ist die Hüterin, Ehrwürdiger Belgarath. Nun ist eure Gruppe vollständig. Wisset jedoch, daß sie immer bei Euch ist, so wie sie es immer war.«

    Dritter Teil

    DIE HÖHEN VON KORIM

    18

    arion hatte seine Großmutter – oder ihr Sendbild -schon mehr-Gmals gesehen, aber jetzt erschien ihm die Ähnlichkeit mit Tante Pol geradezu unheimlich. Natürlich gab es Unterschiede. Beispielsweise war Tante Pols Haar, von der weißen Strähne über der Stirn abgesehen, dunkel, fast schwarz, und ihre Augen leuchteten in einem tiefen, tiefen Blau. Poledra andererseits hatte hellbraunes Haar, das Sammets Honigblond nahekam, und ihre Augen waren golden wie die eines Wolfes. Die Züge der beiden Frauen waren jedoch fast völlig gleich, ebenso wie die von Beldaran, Tante Pols Schwester, gewesen war, deren Sendbild Garion einmal gesehen hatte. Belgarath, seine Gemahlin und seine Tochter hatten sich in die hintere Ecke des Gemachs zurückgezogen, und Beldin, auf dessen betont finsterem Gesicht Tränen glänzten, hatte sich zwischen sie und die anderen im Gemach gestellt, um dafür zu sorgen, daß sie während ihres Wiedersehens ungestört blieben.
    »Wer ist sie?« fragte Zakath Garion verwirrt.
    »Meine Großmutter«, antwortete Garion. »Belgaraths Gemahlin.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er eine Frau hatte!«
    »Woher, glaubst du, kam Tante Pol?«
    »Oh. Darüber habe ich nie nachgedacht.« Zakath schaute sich um und bemerkte, daß sowohl Ce'Nedra wie Sammet sich die Augen mit hauchdünnen Taschentüchlein tupften.
    »Warum haben alle so feuchte Augen?«
    »Wir hatten geglaubt, sie wäre nach der Geburt von Tante Pol und ihrer Schwester Beldaran im Kindbett gestorben.«
    »Und wann war das?«
    Garion zuckte mit den Schultern. »Tante Pol ist über dreitausend Jahre alt.«
    Zakath riß die Augen auf. »Und Belgarath hat die ganze Zeit um sie getrauert?«
    »Ja.« Garion hatte jetzt keine Lust, darüber zu reden. Er wollte momentan nichts anderes, als sich an den strahlenden Gesichtern seiner Familie erfreuen. Familie – dieses Wort kam von selbst, und plötzlich erinnerte er sich an die düstere Zeit, nachdem er erfahren hatte, daß Tante Pol eigentlich gar nicht seine Tante war. Er hatte sich damals so entsetzlich allein gefühlt – ein Waise im schrecklich-sten Sinne des Wortes. Es hatte Jahre gedauert, aber jetzt war alles gut. Seine Familie war beinahe vollständig. Belgarath, Poledra und Tante Pol schwiegen, denn Sprache war kaum notwendig. Sie saßen in den Sesseln, die sie dicht aneinandergerückt hatten, blickten einander an und hielten sich bei den Händen. Garion konnte die Stärke ihrer Gefühle nur vage wahrnehmen, fühlte sich jedoch nicht ausgeschlossen, sondern nahm an ihrer Freude teil.
    Durnik durchquerte das Gemach und kam auf Garion und die übrigen zu. Selbst in des Schmiedes Augen glänzten ungeweinte Trä-
    nen. »Wie wär's, wenn wir sie allein ließen?« schlug er vor. »Wir können die Zeit gut mit Packen nutzen, schließlich wartet ein Schiff auf uns.«
    »Sie hat gesagt, daß du es gewußt hast!« wandte Ce'Nedra sich anklagend an Garion, als sie in ihr Gemach zurückgekehrt waren.
    »Ja«, gab er zu.
    »Warum hast du mich nicht eingeweiht?«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher