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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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als sie in der Dunkelheit dicht nebeneinander ruhten, seufzte Ce'Nedra. »In zwei Tagen werde ich mein Kind wiedersehen. Es ist so lange her!«
    »Versuche, nicht darüber nachzugrübeln, Ce'Nedra. Du brauchst deinen Schlaf.«
    Wieder seufzte sie, doch wenige Augenblicke später war sie eingeschlafen.
    Cyradis ist nicht die einzige, die eine Wahl treffen muß, sagte die Stimme in Garions Kopf. Auch ihr, du und Zandramas, müßt wählen.
    Was wählen?
    Eure Nachfolger. Zandramas hat sich für ihren bereits entschieden. Du solltest über deine letzte Aufgabe als Kind des Lichtes ein wenig nachdenken. Es ist sehr wichtig.
    Ich glaube, es wird mir fast fehlen, das mit mir herumzuschleppen, aber ich bin froh, daß ich es endlich loswerde. Ich kann dann endlich wieder ein normaler Sterblicher werden.
    Wieder? Du warst seit deiner Geburt das Kind des Lichtes.
    Ich weiß, daß ich dich vermissen werde.
    Werde jetzt nicht sentimental, Garion. Vielleicht besuche ich dich hin und wieder, um zu sehen, wie es dir ergeht. Schlaf jetzt.
    Als Garion am nächsten Morgen aufwachte, blieb er noch eine Zeitlang liegen. Er hatte so lange versucht, an etwas nicht zu denken, doch jetzt blieb ihm nichts übrig, als sich ihm zu stellen. Er hatte wahrhaftig guten Grund, Zandramas zu hassen, aber…
    Schließlich stand er auf, zog sich an und suchte nach Belgarath.
    Er fand den alten Mann im mittleren Gemach mit Cyradis.
    »Großvater«, sagte er. »Ich habe ein Problem.«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches. Was macht dir diesmal zu schaffen?«
    »Morgen werde ich Zandramas gegenüberstehen.«
    »Was du nicht sagst. Aber du könntest tatsächlich recht haben.«
    »Bitte, hör auf! Es ist ernst.«
    »Entschuldige, Garion, aber ich bin heute in dieser Stimmung.«
    »Ich fürchte, die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten, ist, sie zu tö-
    ten, und ich bin mir nicht sicher, daß ich das tun kann. Torak war etwas anderes, aber Zandramas ist eine Frau.«
    »Sie war eine. Ich denke, ihr Geschlecht ist bedeutungslos geworden – selbst für sie.«
    »Ich glaube, ich kann es trotzdem nicht.«
    »Es wird auch nicht erforderlich sein, Belgarion«, beruhigte ihn Cyradis. »Ein anderes Schicksal ist für Zandramas bestimmt, gleichgültig, wie meine Wahl ausfallen wird. Es wird von Euch nicht verlangt, daß Ihr ihr Blut vergießt.«
    Garion verspürte eine ungeheuere Erleichterung. »Habt Dank, heilige Seherin. Schon der Gedanke machte mir Angst. Nun bin ich froh, daß dies nicht eine der Aufgaben ist, die mir bestimmt sind.
    Übrigens, Großvater, meine Freund da oben…« Er tippte sich auf die Stirn, »hat mich wieder besucht. Er hat mir vergangene Nacht gesagt, daß meine letzte Aufgabe sein wird, meinen Nachfolger zu wählen. Du wirst mir dabei wohl nicht helfen können, oder?«
    »Ich fürchte nein, Garion. Ich glaube, daß ich es nicht darf, oder täusche ich mich, Cyradis?«
    »Nein, Ehrwürdiger Belgarath. Dies ist allein die Aufgabe des Kindes des Lichtes.«
    »Das hatte ich schon befürchtet«, sagte Garion bedrückt.
    »Aber bedenke eines, Garion«, sagte Belgarath. »Die Chance ist groß, daß der, den du erwählst, ein Gott wird. Also wähl nicht mich.
    Ich bin dafür nicht geeignet.«
    Die anderen kamen auch nach und nach, einzeln oder zu zweien.
    Während sie eintraten, musterte Garion sie insgeheim und versuchte sich jeden einzelnen als Gott vorzustellen. Tante Pol? Nein, das erschien ihm irgendwie nicht richtig, und das schloß automatisch auch Durnik aus. Er konnte ihr doch den Gemahl nicht wegnehmen.
    Silk? Allein bei dieser Vorstellung hätte Garion fast schallend aufge-lacht. Zakath? Das wäre eine Möglichkeit. Zakath war Angarakaner, und der neue Gott würde der Gott dieser Rasse sein. Allerdings war Zakath etwas unberechenbar. Bis vor kurzem war sein Machthunger unbezwingbar gewesen. Und wenn er plötzlich zur Gottheit wurde, könnte das möglicherweise seinem Geist schaden und den Machthunger zurückbringen. Garion seufzte. Er würde noch eingehender darüber nachdenken müssen.
    Die Diener brachten das Frühstück, und Ce'Nedra, die sich offensichtlich an ihr Versprechen erinnerte, gab Eier, Wurst und einen großen Löffelvoll Marmelade auf einen Teller für den Welpen. Die Wölfin wandte sich schaudernd ab.
    Während des Essens vermieden sie es, von der schon am nächsten Tag bevorstehenden Begegnung zu sprechen. Sie war nun unvermeidlich, und nichts, was sie sagen könnten, würde daran etwas ändern.
    Belgarath schob mit

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