Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)
gesorgt. Und sie wird alles gestehen, das verspreche ich dir. Dass sie mit dem Teufel im Bunde steht, der ihr unfassbare Kräfte verleiht, der es ihr ermöglicht, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, und was weiß ich noch alles.« Francine hob den Kopf in die Höhe. »Ja, meine Gute, du hast mich unterschätzt. Auch wenn du mich daran gehindert hast, eine Aussage zugunsten deines Mannes zu machen, werde ich weiterhin alles daran setzen, deinen perfiden Plan zu durchkreuzen.«
Bérénice schob sich aus der Bettstatt und wusste doch nicht, was sie tun sollte.
Francine lächelte. »Amédé weiß Bescheid. Da staunst du, nicht wahr? Während du hier mit deinem Bischofslakaien herumturtelst, habe ich die Zeit genutzt, deinen Mann zu retten. Amédé hat mir versprochen, kein Wort zu sagen, selbst wenn sie ihn foltern. Er wird es überleben, und dann wird er gehen dürfen. Und ich werde ihn pflegen, bis wir ein neues Leben beginnen. Ein sorgenfreies, wunderbares Leben. Ohne dich. Und nur neue belastende Beweise können Amédé wieder vor Gericht bringen. Doch die wird es bis dahin nicht mehr geben. Denn wenn ich etwas mache, mache ich es gründlich.«
In den Wäldern bei Saint Mourelles
D ie Wucht des Schlages riss Mathis von den Füßen. Einem Käfer gleich lag er auf dem Rücken, den zerborstenen Ast über seinem Leib. Er drückte die Beine in den Boden und versuchte, sich rückwärts schiebend davonzukriechen.
Mit zwei Schritten war der Hauptmann bei ihm. Über ihm. Breitbeinig baute er sich über Mathis auf und sah dabei zufrieden aus. Ein Jäger, der seine Beute erlegt hatte. Eine leichte Beute zwar, aber wer wollte sich bei einem derart guten Fang darüber beschweren?
Mathis hörte seinen Atem, stoßweise und rasselnd. Das Blut, das durch seinen Körper rauschte, pochte dumpf in seinen Ohren. Der Schmerz in seinem Oberarm ließ auf sich warten, nass vom Blut klebte das Leinen an seinem Arm. Vor ihm ein Schwert, die Spitze direkt an seinem Hals. Ein Schwert, das dabei war, sein Leben zu beenden. Er hörte sich schluchzen, Erde spucken, sein Atem war zu einem Röcheln geworden. Spürte den Stiefel des Hauptmannes, der ihn in die Hüfte trat, dann in den Magen.
Nein!, schrie es in Mathis auf. Nicht hier und jetzt. Ich will nicht sterben. Aber er wird mich tottreten. Oder mir die Klinge in den Leib rammen. Oder beides, dachte Mathis und sah zum Hauptmann hoch. Aber vorher will ich ihm noch in die Eier treten, ein gottverdammtes Mal.
Er ließ sich auf den Rücken zurückfallen, riss das Bein in die Höhe und sah gleichzeitig das Schwert auffahren. Sah seinen Fuß zwischen den Beinen des Hauptmannes versinken, spürte, dass er traf. Sah das Schwert fallen, langsam, als wäre der Zeit ihre Geschwindigkeit genommen. Sah eine Axt über der Schulter des Hauptmannes auftauchen, die sich in dessen Fleisch rammte. Sah das Schwert. Sah Blanche. Den Schmerz und die Überraschung in den Augen des Hauptmannes. Rollte sich auf die Seite, fühlte das Eisen der Schwertklinge an seinem Rücken, als sie den Leinenstoff zerteilte und im Boden stecken blieb.
Mathis zog sich vor, versuchte sich in die Höhe zu drücken, doch das Schwert hatte ihn mit seinem Kittel am Boden festgenagelt.Sein Kopf fuhr herum. Der Arm des Hauptmannes baumelte blutend herab, anscheinend konnte er ihn nicht bewegen. Doch er ballte die andere Faust und schlug Blanche, die reglos neben ihm stand, ins Gesicht. Ohne einen Laut kippte sie nach hinten, wobei ihr Kopf hart auf dem Boden aufschlug.
Was vorher ein mordlüsternes Spiel des Hauptmannes gewesen war, verwandelte sich nun in Raserei. Von Sinnen drehte er sich um und wankte auf Mathis zu.
Mathis griff hinter sich, langte nach dem Schwert, erwischte die Klinge, spürte, wie die Schneiden in seine Handinnenfläche schnitten. Zerrte das Schwert aus dem Boden und schaffte es, das Heft zu packen.
Für den Angriff sollst du nicht den Daumengriff anwenden. Fasse um und zieh das Schwert hoch. Der erste Schlag im Angriff, der Zornhau, geht von rechts oben nach links unten, hörte er noch einmal den Hauptmann, wie er den Knappen anwies.
Falsch!, ergänzte Mathis. Kraft genügt für den Zornhau, auch wenn er von links unten nach rechts oben geführt wird.
Halb auf dem Boden liegend, stieß er das Schwert in die Höhe, es blieb im Oberschenkel des Hauptmannes stecken. Der jaulte auf, einem Hund gleich. Entsetzt ließ Mathis das Schwert in dem Moment los, als die Hände des Hauptmannes sich um die Klinge
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