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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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streichelte, als wäre sie lediglich krank und bräuchte Zuwendung. »Catheline, würdest du bitte hinüberlaufen und uns zwei Lampen holen? Über den Tisch sprechen wir später.«
    Sie erhob sich schwerfällig und verschwand. Ließ die Männer, die sich nicht rührten, im Halbdunkel zurück. Die wortlos beieinanderstanden, froren und warteten. Auf Catheline und ein wenig Licht.
    Niemand, auch Mathis nicht, versuchte, sie wegzuschicken, als sie kurz darauf zurückkam. Jeder wusste, dass sie gleich wieder gebraucht werden würde.

Bischofspalast in Nantes
    J ohann von Alençon bleibt unbeirrbar. In Niort im Poitou versammelt er nun die edlen Herren und ihre Truppen. So wie es aussieht, stehen auch Johann von Armagnac und Karl von Bourbon hinter ihm«, sagte der Bischof. Wieder saß er an seinem Rechentisch, den Blick aus dem Fenster gerichtet, und seine Finger trommelten einen fahrigen Rhythmus auf das geölte Holz.
    Seine Hoheit Herzog Johann wie auch der Bischof haben es jahrelang mit den Engländern gehalten, dachte Julien und runzelte die Stirn. Seit dem Frieden von Arras, der endlich Ruhe in die Auseinandersetzungen zwischen König Karl und Burgundgebracht hatte, mussten sie ihre Position kaum ändern und mitnichten die Hälse verrenken, um die Gunst des Königs wiederzuerlangen. Dafür haben sie all die Jahre zu geschickt taktiert. Warum also beunruhigt den Bischof nun diese Verschwörung, die momentan nicht mehr als ein Gerücht ist?, überlegte er, ohne eine Antwort zu finden.
    Er musste etwas entgegnen, konnte nicht wortlos über die Bemerkung des Bischofs hinweggehen. »Ihr fürchtet um Eure Majestät?«, fragte er deshalb in einem sachlichen Ton.
    »Es ist naheliegend, um den König zu fürchten. So wie es aussieht, hat Johann von Alençon den Thronfolger Ludwig für sein Vorhaben gewonnen. Dieser siebzehnjährige Taugenichts plant, Seine Majestät unter Vormundschaft zu stellen. Der König verweigert ihm bisher die Apanage, das wird die offizielle Begründung sein. Zudem lassen Johann und Ludwig nun allerorten streuen, dass König Karl verrückt ist, wie es auch schon sein Vater war.«
    »Ihr meint, der Sohn wendet sich gegen seinen Vater? Der Thronfolger stellt sich gegen den König?«
    »So ist es. Nicht ohne Grund nennt man den Sohn inzwischen Ludwig der Listige. Und deshalb fürchte ich um Arthur de Richemont.«
    Diese Antwort verwirrte Julien vollends, sodass er sich wie ein Blinder vorkam, der sich auf fremdem Terrain vorantastete: »Richemont ist, wenn ich mich recht entsinne, Connétable von Frankreich? Des Königs rechte Hand?«
    »Ja, er ist einer der engsten Berater Seiner Hoheit. Er ist es, der den König bestärkt, das Heer mit seinen Ordonnanzkompanien weiterhin auszubauen.« Der Bischof nahm zwei Rechensteine und legte sie mittig auf den Tisch. »Stellt Euch vor, das wären der König und Richemont.«
    Dann ließ er rechts davon mehrere Steine aufs Holz fallen.Schob sie in eine Reihe. »Hier, das sind die Barone und Herzöge. Die edlen Herren fürchten um ihr Vorrecht, sich weiterhin Söldnerheere zu halten.« Der Bischof öffnete eine weitere Lade und holte neue Rechensteine hervor. Er stapelte sie vor den hölzernen Adeligen übereinander. »Das hier, das sind die Söldnerheere. Ihr Unterhalt verschlingt Unsummen.«
    Nun fiel die Hand des Bischofs linker Hand des Königs nieder. »König Karl wiederum baut nun ein stehendes Heer auf. Auch das kostet Unsummen, und was macht er da? Er erhebt Steuern. Nun sollen die Adeligen Frankreichs Steuern zahlen für ein Heer, das dem König untersteht und sich ihrem Zugriff entzieht. Und eine weitere wichtige Frage, die diese Männer umtreibt: Wie sollen sie neben den nun erhobenen Steuern noch ihre eigenen Söldnerscharen finanzieren, mit denen sie auch gern ihre eigenen kleinen Konflikte klären?«
    Der Bischof wischte mit der Hand die Söldnerheere beiseite, sodass sich die Rechensteine über den Tisch verteilten. »Magister, Ihr wart lange zum Studium in Italien, deshalb will ich Euch den Ursprung des Problems erklären: Mit dem Friedensschluss von Arras wurden die Söldnerheere überflüssig, denn wir erlebten überwiegend friedliche Jahre in Frankreich. Ohne Aufgabe und Sold ergossen sich Scharen dieser Kämpfer über das Land und zogen eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Sie rafften an sich, was ihnen in die Finger kam, um es irgendwann wieder zu versilbern. Ihre Art, den nun fehlenden Sold einzufordern. Sie trieben es so arg, dass im

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