Sehnsucht
aufheben.«
»Ich glaube, David hat recht«, mischte sich Amy ein. »Die Ereignisse dieser Woche haben sich nicht auf einen Ort beschränkt und sie sind in keinem erkennbaren Muster aufgetreten. Wir verschwenden Zeit und Ressourcen, wenn wir jede Nacht im Kinderzimmer filmen, obwohl wir dort doch nichts finden.«
»Wir könnten die Räume durchwechseln«, schlug Andre vor. Er fischte eine Kirschtomate aus seinem Salat, steckte sie in den Mund und kaute. »Ihr wisst schon, jede Nacht einen anderen aufnehmen.«
Danach sprudelten die Ideen nur so aus ihnen heraus. Ihre Stimmen überlagerten sich, als sie ihr weiteres Vorgehen beratschlagten. Alle, wie Sam feststellte, außer Bo und ihm.
Sie starrten sich über den Tisch hinweg an. Das Gespräch verklang zu einem Hintergrundrauschen, als Sam in Bos Augen blickte. Er fühlte sich, als könnte er seine Gedanken direkt in Bos Bewusstsein senden, wenn er es nur etwas mehr versuchte.
Bo lehnte sich vor, die Lippen leicht geöffnet, als wollte er etwas sagen. Sam hielt den Atem an. Bo wandte sich ab.
»Wir haben nicht genug Kameras, um sie in jedem Raum zu installieren«, sagte er und unterbrach David dabei mitten im Satz. »Und kein einziger Raum hat sich als aktiver als die anderen herausgestellt. Also hören wir damit auf, über Nacht zu filmen.«
»Bo?«, fragte Cecile zögerlich. »Denkst du, es ist gefährlich für uns, alleine zu schlafen?«
Andre grinste sie an. »Worüber machst du dir Sorgen? Du schläfst doch nicht allein.«
Cecile wurde rot, während David kicherte. »Ich sorge mich darum, dass Sam alleine schläft, wenn du es unbedingt wissen willst.«
Sam macht ein ungeduldiges Geräusch. »Wieso, um Gottes Willen? Ich schlafe schon mein ganzes Leben alleine und es hat mich bisher auch nicht umgebracht.«
Er hasste den scharfen Klang seiner Stimme, aber er konnte ihn nicht verhindern. Die Ereignisse im Haus und die Anspannung zwischen ihm und Bo hatten seine Nerven mehr als strapaziert. Er seufzte und stand auf.
»Tut mir leid, Cecile«, entschuldigte er sich. »Ich denke, ich bin ein bisschen gereizt. Aber im Ernst, es gibt keinen Grund zur Sorge. Mir passiert schon nichts.«
»Du könntest bei Bo übernachten«, schlug David fröhlich vor.
Bo verschluckte sich an seinem Eistee.
»Nicht nötig«, sagte Sam so ruhig wie er konnte, während Bo hustete. Er stand auf und nahm seinen schmutzigen Teller. »Gebt ihr mir euer Geschirr? Ich räume es weg.«
Sam stapelte die Teller, die ihm gereicht wurden und legte ihr Besteck oben auf. Die normalen Gespräche waren schon wieder im Gange, als das Team sich langsam zerstreute.
Sam spürte, dass Bo ihn beobachtete, als er das Geschirr in die Küche trug. Er ließ gerade Wasser ins Waschbecken laufen, als Bo den Raum betrat.
»Sam?«
»Ja?« Sam goss Spülmittel ins heiße Wasser und stapelte die Teller hinein.
Bo ging zu ihm herüber, bis er so nahe bei ihm stand, dass er ihn hätte berühren können. »Was hat Amy vorhin zu dir gesagt? Als ihr im Schutzkeller wart?«
»Wie kommst du darauf, dass sie etwas gesagt hat?«
Bo sah nervös hinter sich. »Ich kenne sie schon lange. Sie hatte diesen Ausdruck in den Augen, als würde sie nach Infos graben.«
Sam drehte den Wasserhahn zu. Er drehte sich um und musterte Bos Gesicht forschend. Der andere Mann wirkte aufgeregt und verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere, aber er hielt Sams Blick stand.
»Sie hat mir gesagt, dass sie etwas zwischen uns bemerkt hat.« Sam hatte sich für die Wahrheit entschieden. »Sie hat mich außerdem gewarnt, keine Spielchen mit dir zu spielen. Dass du verletzlicher bist als man meint, und dass sie nicht will, dass dir jemand wehtut.«
Bos Wangen färbten sich rötlich, aber er wich Sam nicht aus.
»Und was hast du darauf geantwortet?«
»Ich hab ihr die Wahrheit gesagt.« Gespannt wartete er auf Bos Reaktion und legte noch einen drauf: »Dass ich dich mag, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Und dass ich dir nicht wehtun werde.«
Bo ließ seine Hand nach oben wandern und wickelte sich das Ende seines Zopfes um die Finger. »Was weiß sie sonst noch?«
»Ich hab ihr nicht erzählt, dass ich dich geküsst habe«, sagte Sam in der Vermutung, dass Bos Frage darauf abzielte. »Ich war der Meinung, es geht sie nichts an.«
Er lehnte sich vor.
»Es geht sie auch nichts an, dass es dir gefallen hat«, flüsterte er. »Oder dass wir beide es wieder tun wollen.«
Bo entfuhr ein leises Keuchen, als Sams Lippen
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