Sehnsucht
sein Ohr berührten, aber er entzog sich der Berührung nicht. Ein plötzlicher Schauer schoss durch Sams Körper. Vorsichtig legte er eine Hand auf Bos Hüfte und zog ihn näher zu sich heran. Er küsste Bo federleicht auf den Nacken und fühlte, wie sich dessen Körper verspannte.
»Oh Gott«, hauchte Bo. Er legte eine Hand flach auf Sams Brust. »Sam, hör auf, bitte!«
»Willst du das wirklich?« Sam ließ seine Zunge über Bos Ohrläppchen gleiten.
»Nein«, stöhnte Bo. »Warte, ja, das will ich!«
Er schob Sam von sich. »Bitte hör auf, du… Gott, ich kann nicht denken, wenn du das tust.«
Sam ließ seine Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Bo lehnte sich zitternd gegen den Tresen.
»Du musst dich deinen Gefühlen stellen, sonst wirst du nie glücklich werden«, sagte Sam geradeheraus. »Du kannst mich abweisen, aber deshalb wird das Problem nicht verschwinden. Wenn ich es nicht bin, ist es bald ein anderer Mann. Du kannst dich nicht ewig davor verstecken.«
Bos Blick verfinsterte sich. »Versuch nicht, mich zu analysieren, Sam. Du kennst mich nicht.«
»Das stimmt. Aber ich weiß, wie schwer es ist, Gefühle zu haben, die man nicht haben will. Und ich weiß aus Erfahrung, dass sich diese Gefühle nicht einfach in Luft auflösen, nur weil man es gerne so hätte.« Sam seufzte. »Ich will dir doch nur helfen.«
»Warum?«, schnappte Bo. »Was kümmert es dich?«
Sam wusste, dass Bos Angriff aus purer Angst heraus passierte. Hinter der wütenden Fassade quoll seine Sehnsucht über vor Verlangen nach jemandem, der ihn wirklich verstand. Sam näherte sich Bo. Er kam ihm so nah, dass er Bos rauen Atem hören konnte.
»Weil«, sagte Sam beinahe flüsternd, »du mir wichtig bist. Obwohl wir uns kaum kennen.« Er hob seine Hand und strich über Bos Wange. »Selbst wenn du mich wahrscheinlich wieder wegstoßen wirst und mich daran erinnerst, dass du hetero und verheiratet bist.«
Seine Finger wanderten Bos Hals entlang. Er konnte Bos hämmernden Puls fühlen. »Ich kann nicht anders, Bo. Ich will dich… ich mag dich. Ich kann nicht zusehen, wie du mit dir kämpfst, ohne wenigstens zu versuchen, dir zu helfen.«
Bo sah ihn mit großen, angsterfüllten Augen an. »Ich habe meiner Frau ein Versprechen gegeben, Sam. Das ist nichts, was ich einfach so brechen kann.«
»Ich weiß.« Sam umfasste Bos Zopf und ließ ihn durch seine Finger gleiten. »Das verlange ich auch nicht von dir.«
Bos Hand fuhr Sams Arm hinauf und drückte seine Schulter. Es war das Einzige, was Sam noch auf den Beinen hielt.
»Das hier ist falsch«, murmelte Bo mehr zu sich selbst. »Ich kann nicht. Ich sollte nicht…«
Er brach ab und schüttelte den Kopf. Sam spürte, dass Bo kurz davor war, seinen Widerstand aufzugeben. Er legte einen Arm um Bos Taille und drückte ihre Körper aneinander, ignorierte dabei Bos überraschten Laut.
»Solltest was nicht?«, flüsterte er. »Solltest mich nicht wollen, wie ich dich will? Solltest mich nicht so küssen, dass ich merke, dass du es willst?« Er schmiegte seine Wange gegen Bos Haar und atmete den Geruch seines Shampoos ein, gemischt mit einem Hauch von Schweiß. »Was solltest du nicht tun, Bo?«
Bo erschlaffte in seinen Armen. Sein Herz klopfte so hart, dass Sam es an seiner Brust spüren konnte. »Alles davon. Ich kann das nicht, ich kann nicht, Sam. Lass mich los.«
Bevor du nachgibst und es kein Zurück mehr gibt , fügte Sam in Gedanken hinzu. Er entließ Bo aus der Umarmung. Dieser zog sich von ihm zurück und verschränkte die Arme vor dem Körper, als wollte er sich vor seinem eigenen Verlangen abschirmen.
»Es könnte wirklich schön zwischen uns sein.« Sam hatte das nicht sagen wollen, aber er nahm es auch nicht zurück.
Bo wendete den Blick ab. »Nein, Sam.«
Doch Sam machte weiter, da er vermutlich ohnehin schon zu weit gegangen war. »Ich habe genug davon, der Sache auszuweichen, Bo. Ich werde komplett ehrlich zu dir sein, auch wenn es mich vielleicht meinen Job kostet. Was ich fühle, geht weit über das Verlangen nach Sex hinaus. Das hier ist etwas, was ich noch nie zuvor in meinem Leben empfunden habe. Niemals. Ich will, dass du weißt, dass ich ein Teil deines Lebens sein möchte. Ich versuche nicht, deine Familie kaputt zu machen, wirklich nicht. Aber wenn deine Ehe stark genug ist, hast du vor mir sowieso nichts zu befürchten.«
Bos Finger trommelten auf dem Tresen. Seine Schultern waren verkrampft. »Was willst du von mir? Was willst du von mir
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