Sehnsucht der Unschuldigen
etwas Besseres als sie. Konnte ihr Daddy denn etwas dafür, daß er nur in einer Baumwollfabrik arbeitete. Dafür trank er nicht – und er lebte.
In Darleens Augen war es die reinste Provokation, daß Susie sie all das ge grillte Fleisch und die scharfen Saucen schnuppern ließ und sie nicht aus ihrer Einsamkeit erlöste. Sogar ihren Bruder hatte sie eingeladen. Aber Bobby Lee hatte ja auch noch nie auf ihre Gefühle Rücksicht genommen.
Zum Teufel mit ihm und den bescheuerten Truesdales und allen anderen! Sie wäre ja sowieso nicht auf die Scheißparty gegangen – ob mit oder ohne Junior, der diese Woche Spätschicht an der Tankstelle schob und erst um Mitternacht heimkam. Und wie hätte sie schließlich lachen und sich den Magen vollschlagen können, wo doch ihre beste Freundin am Dienstag beerdigt werden sollte?
Sie seufzte – was Billy T., der nach Leibeskräften an ihrer rosigen Brust saugte, als ein Anzeichen dafür mißverstand, daß sie sich ein bißchen mehr ins Zeug legen wollte.
Er richtete sich etwas auf und steckte die Zunge in ihr Ohr.
»Weißt du was, Baby? Du oben, ich unten.«
Das riß sie aus ihrer Lethargie. Junior machte es dieser Tage nur im Bett und ständig in ein und derselben Stellung.
Als sie fertig waren, drehte sich Billy T. mit einem zufriedenen Grunzen zur Seite und zündete sich eine Zigarette an. Darleen stierte zur Decke und lauschte der Musik von nebenan.
Sie zog einen Schmollmund. »Sag mal, Billy, findest du das nicht auch gemein, daß sie eine Party geben und ihre nächste Nachbarin nicht einladen?«
»Ach was, Darleen, mach dir doch wegen solchen Leuten keine Gedanken.«
»Aber so was gehört sich einfach nicht!« Wütend, weil er kein Verständnis zeigte, sprang Darleen auf und holte sich ihr Talkpuder mit dem Rosenduft. Das vertrieb den Geruch nach Schweiß und Sex am schnellsten. Schließlich mußte sie bald Scooter bei ihrer Mutter abholen. »Verstehst du nicht? Sie hält sich für was Besseres. Und ihre Marvella ist genauso eingebildet. Als ob man was Besonderes wäre, bloß weil man mit den Longstreets befreundet ist!« Darleen zwängte sich in ihr ausgebleichtes T-Shirt mit dem Konterfei von Elvis. Auf so etwas wie Unterwäsche verzichtete sie bei dieser Hitze. »Soll ich dir sagen, was dieser Tucker Longstreet im Augenblick treibt? Er macht sich an die Neue, die Waverly, ran. Und das, obwohl Edda Lou noch nicht einmal unter der Erde ist!«
»Ach, der Tucker war doch schon immer der letzte Idiot.«
»Aber Edda Lou hat ihn nun mal leidenschaftlich geliebt.
Einmal hat er ihr sogar Parfüm geschenkt.« Sie sah Billy T.
auffordernd an, doch der war viel zu sehr damit beschäftigt, Kringel in die Luft zu blasen. Darleen wandte sich enttäuscht ab.
»Wie ich sie alle hasse! Und wenn Burke und Tucker nicht solche Busenfreunde wären, säße Tucker längst hinter Gittern.«
»Ach was. Tucker ist ein Blödmann, aber nie und nimmer ein Mörder. Das weiß doch jeder, daß es ein Schwarzer war. Weiße Frauen aufschlitzen – zu so was sind nur Nigger in der Lage.«
»Trotzdem… Er hat sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.
Ich finde es nur gerecht, wenn er dafür auch büßt.« Sie drehte sich wieder zu Billy um. In ihrem Auge glänzte eine Träne.
»Jemand sollte ihm mal ans Leder gehen, damit er kapiert, was es heißt, eine Frau so kurz vor ihrem Tod unglücklich zu mache n.« Von drüben erscholl Gelächter. Darleen zwinkerte erbost die Träne weg. »Weißt du, ich würde so ziemlich alles für einen tun, der den Mumm hat und es Tucker ordentlich heimzahlt.«
Billy T. drückte bedächtig seine Zigarette aus. »Soll ich dir was sagen, Schätzchen? Wenn du zu mir rüberrutschst und mir zeigst, wie wichtig es dir ist, dann lasse ich mir vielleicht was einfallen.«
»Ach, Honey!« rief Darleen, zwängte sich wieder aus dem T-Shirt mit dem Konterfei von Elvis und kniete sich zwischen Billys Schenkel. »Du bist ja so lieb!«
Während Darleen Billy T. auf Hochtouren brachte, brutzelten im Garten nebenan die Spareribs. Am Grill stand Burke. In der einen Hand hielt er eine Flasche Bier, mit der anderen streute er großzügig Gewürze über das Fleisch.
Susie rannte mit Schüsseln und Tellern beladen zwischen der Küche und dem Picknicktisch hin und her und gab zwischendurch ihren Kindern Anweisungen, sie sollten sich um den Kartoffelsalat kümmern, mehr Eis holen und gefälligst die Finger von den gefüllten Eiern lassen.
Caroline bewunderte die perfekte
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