SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
»Hallo«, worauf Muriel mit einem gleichtönenden »Hallo« antwortete.
Den dichten Stadtverkehr ließen sie bald hinter sich, um sich auf dem Kennedy Expressway in ein Stop-and-Go einzureihen, das von einem Auffahrunfall verursacht worden war.
Leander sagte kein Wort und Muriel verspürte ebenfalls kein Bedürfnis, sich ein Gesprächsthema auszudenken. Als die Nachrichten zu Ende waren, schaltete das Audiosystem des BMW auf CD um und die ihr allzu bekannten Töne von David Grays Fugitive erklangen.
Muriel wollte den Kopf zurücklegen, die Augen schließen und mitsingen, laut und innbrünstig und wahrscheinlich schief. Doch sie hielt den Mund geschlossen, den Kopf aufrecht und den Blick auf die Wagen gerichtet, welche sie in Höchstgeschwindigkeit passierten, sobald der Verkehr wieder floss.
Am Flughafen angelangt, checkten sie ein und verbrachten die restlichen dreißig Minuten bis zum Start in einem Warteraum der Businessklasse. Muriel aß Gummibärchen und versuchte, Leander zu ignorieren, der zunehmend verärgert auf seinem iPhone herumtippte.
»Hast du Empfang?«, fragte er irgendwann.
Muriel überprüfte ihr eigenes Smartphone. »Ja«, entgegnete sie, ließ das Gerät wieder in der Tasche verschwinden und fischte ein weiteres Gummibärchen aus der Tüte.
Offenbar hatte er keinen Empfang. Und bekam auch keinen.
»Hier funktioniert überhaupt nichts.« Leander schaltete das Telefon nochmals aus und ein. »Ich habe es vorhin erst abgeholt und da war alles okay.«
Da Muriel nicht wusste, ob er mit ihr oder sich selbst sprach, reagierte sie nicht. Sie konnte ihm natürlich anbieten, ihr Handy zu benutzen, doch das würde sein Problem wahrscheinlich nur zum Teil lösen.
»Verdammt!«, knurrte er, schaltete des Telefon aus und schob es in die Innentasche seines Jacketts. Darauf wandte er sich an Muriel. »Darf ich mir deins kurz ausleihen?«
Sie angelte ihres wieder hervor und reichte es ihm.
»Danke.«
»Keine Ursache.«
Er stand auf, ging zur Fensterfront, doch kehrte auf halbem Weg zurück. »Wahrscheinlich werde ich dich heute noch einige Male darum bitten müssen«, sagte er noch immer zerknirscht.
Über den Rand ihrer Kaffeetasse sah Muriel zu ihm hoch und zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt: kein Thema.«
***
Die zweieinhalb Stunden in der Luft zwischen Chicago und New Orleans vergingen schnell. Leander las die Times, Muriel die Tribune. Sie tranken Kaffee, hoben hin und wieder die Köpfe, um einer Durchsage zu lauschen und vertieften sich abermals in ihre Lektüre.
Als das Flugzeug am Gate andockte, nahmen sie ihr Handgepäck und passierten die Brücke zum Terminal. Nur zu gut kannte Muriel den Weg hinaus. Erinnerungen lauerten an jeder Ecke, doch sie blockierte sie. Stur auf die Richtungsanzeige zum Ausgang konzentriert, folgte sie den Pfeilen und blendete aus, was auch immer sie nicht sehen oder fühlen wollte.
Leander neben ihr war gleichermaßen blind für seine Umgebung, da er abermals sein Glück mit dem iPhone versuchte. Wiederum ohne Erfolg.
Kaum fünfzehn Minuten nach der Landung passierten sie die Glastüren, welche auf den Kurzzeitparkplatz führten, wo auch die Yellow Cabs warteten. Unisono setzten sie ihre Sonnenbrillen auf die Nasen und steuerten das nächste verfügbare Taxi an. Der Fahrer öffnete den Kofferraum. Sie stellten ihre Taschen hinein und liefen jeder zu einer Seite, stiegen ein und zogen die Türen zu – alles ebenfalls nahezu synchron.
Leander ließ den Fahrer wissen, wohin es gehen sollte, und sah dann aus dem Fenster. Muriel, die den Blick auf die vertrauten Straßen vermeiden wollte, scrollte sich durch ein paar alte Notizen, die noch auf ihrem Smartphone gespeichert waren und löschte die nicht mehr benötigten bei dieser Gelegenheit. Im Radio dudelte orientalisch klingende Musik. Das war okay. Wie es nach wie vor okay war, dass sie und Leander ohne Worte auskamen.
***
Muriel hatte erwartet, dass Leander in einem der Businesshotels in der Poydras Street gebucht hatte und war überrascht, als das Taxi ins French Quarter abbog und ganz am Ende in einer kleinen und zu Muriels Erleichterung stillen Straße hielt. Nichtsdestotrotz war das Hotel, in dem sie und Leander wohnen würden, den anderen des Bezirks sehr ähnlich. Blumen und Lampen schmückten seine Balkons, die sich um die oberen beiden Etagen spannten und von gusseisernen, aufwendig gestalteten Geländern eingefasst waren. Die untere Etage wurde von einer hölzernen Veranda gesäumt, auf der
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