SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
Puls noch ihr Magen gehorchten. Sie spielten völlig verrückt und das Sausen in ihren Ohren war nicht zum Aushalten.
Sie würde die Minibar plündern! Oder noch besser: Sie würde sich an die Theke der Hotelbar setzen und irgendwas Starkes bestellen. Der gestrige doppelte Whiskey hatte Wunder gewirkt, vielleicht half er auch in einer Situation wie dieser.
... eine Situation wie diese, dachte sie und stieß ein Schnauben aus. Das war keine Situation! Das war eine Katastrophe – insofern es wahr war.
Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein!
Vierzehn
Wieder einmal schwiegen sie. Muriel begrüßte es mehr denn je. Anders als geplant, hatte sie am Vorabend weder die Minibar geplündert noch die Hotelbar besucht, sondern war zu Bett gegangen und hatte über Heiratsantrag Nummer zehn nachgedacht. Zwar war ihr nichts, was sie verwenden würde, eingefallen, aber immerhin war sie darüber eingeschlafen.
Inzwischen betrachtete Muriel die vermeintliche Katastrophe mit gesundem Menschenverstand. So ein Kreuzanhänger war keine Seltenheit. Trug ein Mann eine Kette, lag die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kreuz daran hing, bei kühn geschätzten siebzig Prozent. Also schob sie die absurde Vermutung, Leander könnte jener Unbekannte der inzwischen drei Wochen zurückliegenden Freitagnacht sein, weit von sich. Zudem gab sein Verhalten ihr gegenüber absolut keinen Anlass, dies zu glauben.
Am Flughafen angelangt, borgte er sich abermals ihr Telefon, wahrscheinlich, um seinen Terminpartner zu kontaktieren und anzukündigen, dass er sich um einige Minuten verspäten würde.
»Ich werde ein Taxi nehmen«, ließ Muriel ihn wissen, als das Flugzeug zum Landeanflug auf Chicago ansetzte. »So wirst du sicher pünktlich bei deinem Termin sein.«
»In Ordnung, danke«, entgegnete Leander, ohne von der Sonntagsausgabe der Times aufzuschauen. Er blätterte um und konzentrierte sich auf einen Artikel über ein Konzert, das am Vorabend stattgefunden hatte.
»Andererseits«, sagte er plötzlich und faltete die Zeitung zusammen. »Wenn du sonst nichts geplant hat, könntest du auch einfach mitkommen.«
Muriel betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Zu deinem Termin?«
»Na ja, es ist kein Termin im üblichen Sinne. Die Grundschule meiner Tochter veranstaltet ein Herbstfest. Es gibt Musik, zu essen, zu trinken und die dritte Klasse führt ein Schauspiel auf, das sie selbst geschrieben hat.«
»Und deine Tochter ist in der dritten Klasse?«, erkundigte sie sich bemüht beiläufig, vor allem, weil sie noch unsicher war, wie sie auf seine Einladung reagieren sollte.
»Ja. Sie spielt die Vogelscheuche.«
»Die Vogelscheuche?«
»Hey, das ist die Hauptrolle.« Leanders linker Mundwinkel hob sich ein bisschen. »Also, wie sieht deine Nachmittagsplanung aus?«
Nie würde sie aus ihm schlau werden! Nie!
»Ich habe keine Pläne.«
»Schön.« Leander klappte die Times auseinander. Während Muriels Gedanken völlig durcheinander spielten, schien er in aller Ruhe weiterzulesen. »Danke übrigens, dass du mich nach New Orleans begleitet hast.«
Zuerst lag ihr die Standard-Keine-Ursache-Phrase auf den Lippen, doch sie tauschte sie aus gegen: »Gern geschehen. Danke, dass ich dich begleiten durfte.«
Leander ließ die Zeitung ein zweites Mal sinken. »Ich würde dich gern etwas fragen.«
»Frag einfach!«
»Du hast New Orleans nicht wirklich freiwillig den Rücken zugekehrt und irgendwie glaube ich, du vermisst es noch immer. Warum ist es ein Kapitel, von dem du meinst, es abgeschlossen zu haben?« Er schien eine weitere Vermutung oder Frage anhängen zu wollen, doch wurde vorsichtig, als Muriel tief Atem schöpfte. »Du musst nicht antworten, wenn es zu privat ist.«
»Nein, es ist schon in Ordnung«, entgegnete sie ein bisschen zu schnell und überlegte in derselben Sekunde, ob es das wirklich war, denn eigentlich sprach sie nicht mehr über Noah.
Sie entschied sich zu reden. »Aus New Orleans bin ich wegen meines Mannes, Noah, verschwunden. Wir haben uns während meines Auslandsstudiums in Queensland kennengelernt. Ein Jahr darauf ist er nach Louisiana gekommen. Als wir geheiratet haben, stand die Diagnose zu seinem Tumor bereits, und drei Monate später ist er gestorben. Am 23. September, vor ziemlich genau zwei Jahren.«
Wenngleich Leanders Miene selten bis nie zu lesen war, war sein Schreck über ihre Worte nun deutlich zu erkennen. Muriel war sich bewusst, dass sie ihn mit harter Kost gefüttert hatte, doch es war auf seinen
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