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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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Überzeugung, dass es mit jedem Hobby Erlebnisse dieser Art geben muss, um wahre Erfüllung darin zu finden. Das sind so intensive Erfahrungen und Eindrücke, ohne die jedenfalls ich das Gefühl hätte, noch mehr im Leben versäumt zu haben.
    Zwar zahlte ich den Flug und das Hotel aus eigener Tasche, aber ohne die logistische Hilfe des Vereins wäre der Trip kaum durchführbar gewesen. Eine Einschätzung, die durch die extrem kleine Reisegruppe aus Deutschland bestätigt wurde. Vom Stadion aus ging es nach dem Spiel quer durch die Millionen-Metropole direkt zu einem Empfang 380 Meter hoch über der Stadt, zum Aussichtsrestaurant am Victoria Peak. Die für 22 Uhr angesetzte computergestützte Lightshow zur Feier der zehnjährigen Anbindung der ehemaligen britischen Kronkolonie an China verschlug auch den coolsten Bayern-Profis die Sprache. Von den Wolkenkratzern der Stadt wurden synchron Laser in die Nacht geschickt, während parallel im Hafen ein grandioses Feuerwerk inszeniert wurde. Oliver Kahn & Co., die sicherlich schon einiges erlebt hatten, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mir erging es genauso, zumal ich diesen einmaligen Moment mit ihnen gemeinsam erlebte.
    Noch während meines Hongkong-Aufenthaltes wurde ich per SMS über die Auslosung zur 1. Hauptrunde im DFB-Pokal informiert: Wacker Burghausen. Zeitweise dachten die Wacker-Verantwortlichen an eine Verlegung der Partie ins Münchner Olympiastadion. Das wäre es gewesen! Doch leider kam es nicht dazu. Oder sollte ich sagen: zum Glück? Ich verpasste, für mich völlig untypisch, den Besuch des Spiels, weil ich mich zu diesem Zeitpunkt mit Stefanie bereits auf Mallorca befand. Den Besuch dieser Insel verband ich mit dem Freundschaftsspiel der Bayern gegen RCD Mallorca. Man kann nicht alles haben. Die Reiseplanung gab nun mal leider nichts anderes her.
    Zu einem nachhaltigen Erlebnis geriet die Jahreshauptversammlung 2007 des FC Bayern München e.V. auf dem Nockherberg. Was dank der wieder einmal lässig-souveränen Moderation von Franz Beckenbauer als comedyreifer Abend begann, endete als Eklat. Wie üblich saß ich mit Sven in der ersten Reihe, die nicht für Ehrengäste reserviert war, direkt vor dem Vorstandspodium. Der letzte Tagesordnungspunkt »Aussprache/Verschiedenes« birgt immer wieder Überraschungen. Angefixt durch die etwas langatmig formulierte Kritik zweier Fans an der Parkhaus-Situation, dem Handel mit Bayern-Tickets im Internet und der Stimmung in der Allianz-Arena, verlor Uli Hoeneß – euphemistisch formuliert – etwas die Contenance. Kennt ihr die Bilder, wenn jemand in Comics angebrüllt wird und ihm daraufhin die Haare waagerecht nach hinten wegfliegen? So kam ich mir in diesem Moment auch vor. Was ging denn hier ab?
    Hauptsächlich nervte Uli Hoeneß die Kritik an der angeblich flauen Stimmung in der neuen Arena. Diese zwei Minuten sind bis heute häufig gespielte Clips auf youTube, so dass ich mir eine inhaltliche Wiedergabe hier sparen kann. Grundsätzlich hat nun mal jedes Mitglied das Recht, bei einer Jahreshauptversammlung seine Meinung zu sagen. So einer Kritik muss sich jeder kleine Vereinsvorstand ebenso stellen wie die Vorstände großer, weltweit operierender Aktiengesellschaften. Die Wortmeldungen bei Unternehmenskrisen fallen sicherlich um einiges drastischer aus, als es beim FC Bayern der Fall war, ohne dass Topmanager deswegen die Haltung verlieren. Zudem sollte man Vereinsmitgliedern eine gewisse Nervosität zugestehen, wenn sie erstmalig im Scheinwerferlicht vor laufenden Kameras von der Bühne herab zu 2.000 Leuten sprechen.
    Den Wutausbruch von Uli Hoeneß kann ich trotzdem gut verstehen, nicht in der Form, aber dem Grunde nach. Angesichts der langfristigen Finanzierung des neuen Stadions, Verwaltungsgebäudes, Trainingszentrums im Münchner Norden und dem wirtschaftlichen Niedergang des Hauptmieters TSV 1860 wird er sich beim Vorwurf der mangelnden Stimmung spontan gefragt haben: »Wofür bin ich denn noch alles verantwortlich?« Doch darum ging es im Kern der Wortmeldungen gar nicht. Niemand bestreitet die Notwendigkeit von Logen, exklusiven Sponsorenrechten oder zusätzlichen Einnahmequellen. Auch der naivste Fan akzeptiert, dass der FCB sich Wettbewerbszwängen stellen muss. Doch diese Themen mischten sich mit der Kritik an der Stimmung in der Allianz-Arena, bis nur noch dieser Punkt im Mittelpunkt stand. Sicherlich auch deshalb, weil hier jeder aus eigenem Erleben mitreden kann. Also tue ich das hier

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